
Umstrittene Asylunterkunft in der Calmbergstraße wird geschlossen


Seit Jahren leben Asylbewerber in einer ehemaligen Kaserne neben dem Polizeipräsidium. Jetzt wird die umstrittene Unterkunft geschlossen.
Das Flüchtlingsheim in der Calmbergstraße, das als die heruntergekommenste Unterkunft Bayerns Schlagzeilen machte, ist seit einigen Tagen endgültig geschlossen. Die letzten beiden Bewohner zogen vor Kurzem aus. In dem früheren Kasernengebäude an der Gögginger Straße neben dem Polizeipräsidium waren seit mehr als 30 Jahren rund 150 Asylbewerber unter zuletzt schwierigen Umständen untergebracht. Die zuständige Regierung von Schwaben reduzierte die Belegung in den vergangenen Monaten deutlich und organisierte die Verlegung der Bewohner auf andere Unterkünfte.
„Ich bin überglücklich, dass die Calmbergstraße nach dreijährigem Ringen um geeignete Ersatzstandorte nun geschlossen wird. Damit ist die umstrittenste Flüchtlingsunterkunft in Augsburg beseitigt“, sagt Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD). Die anderen Unterkünfte seien allesamt qualitativ besser. „Das ist gut für Bewohner und Nachbarn gleichermaßen“, so Kiefer. Auch die Grünen, die sich schon seit Jahren für eine Schließung einsetzen und 2010 im Landtag scheiterten, begrüßen die Botschaft.
Jahrelang dauerte das Ringen um die Schließung des Gebäudes mit verschimmelten Zimmern und heruntergekommenen Sanitäranlagen. „Irgendwann gehst du kaputt im Kopf“, beschrieb ein Bewohner gegenüber unserer Zeitung vor Jahren das jahrelange Leben in dem Gebäude. Die Regierung von Schwaben als Hausherrin winkte angesichts des Flüchtlingszustroms aber lange ab; die 2014 in Aussicht gestellte Schließung musste verschoben werden. Nun, da in vielen der eilig eingerichteten Unterkünften Leere herrscht, ist der Weg frei für eine Schließung.
Noch ist unklar, wie das Gebäude künftig weitergenutzt wird. Die Immobilienverwaltung des Landes, der Staatsbetrieb „Immobilien Freistaat Bayern“, wird das denkmalgeschützte 150 Jahre alte Backsteingebäude übernehmen. Zuletzt war von Naturschützern ins Gespräch gebracht worden, in der Calmbergstraße bezahlbare Wohnungen einzurichten. Hintergrund sind die Pläne des Freistaats, auf der Flugplatzheide in Haunstetten Wohnungen zu bauen für bedürftige hiesige Bürger sowie anerkannte Flüchtlinge, die sich mit dem Finden einer Wohnung auf dem freien Markt schwertun und deshalb weiter im Heim leben müssen. Die Heide gilt als ökologisch sehr wertvoll.
Die Regierung von Schwaben verweist darauf, dass der Bedarf an günstigen Wohnungen im Raum Augsburg momentan sehr hoch ist. Die Wohnungen für 310 Menschen auf der Flugplatzheide als Bestandteil des Landesprojekts „Wohnungspakt Bayern“ sollten schnell entstehen. Es gibt eine Baugenehmigung, momentan läuft aber noch eine Anfrage im Landtag zu dem Thema.
Das Gebäude in der Calmbergstraße sei angesichts der baulichen Mängel für Wohnungen vorläufig nicht nutzbar, heißt es. „Unabhängig von einer künftigen Art der Nutzung wäre aus Sicht der Fachleute für den Erhalt des Gebäudes eine vollständige Entkernung und eine grundlegende Instandsetzung unverzichtbar“, betont Regierungssprecher Karl-Heinz Meyer. Eine Sanierung der Immobilie werde wohl Jahre dauern.
Die Diskussion ist geschlossen.
Doch schon? Glückwunsch zu soviel Handlungsschnelligkeit.