
Mit Luftballons gegen Abschiebungen

Rund 500 Teilnehmer fordern die Stadt auf, Geduldeten einen dauerhaften Aufenthalt zu ermöglichen. Was die Betroffenen sagen
„Sicher ist das Leben in Afghanistan nur für Terroristen und Taliban“, steht auf dem Transparent von Kheyr Mohammad. Mit drei Freunden ist er extra aus der Nähe von Dachau gekommen, um an der Demonstration des Flüchtlingsrats in Augsburg teilzunehmen. Mohammad floh aus Kandahar über Pakistan, Iran, Türkei, die griechischen Inseln, die Balkanländer und erreicht im Januar 2016 Deutschland.
Etwa 500 Menschen stehen mit ihm auf dem Moritzplatz und demonstrieren gegen die aktuellen Sammelabschiebungen nach Afghanistan. Der Flüchtlingsrat, der die Kundgebung angemeldet hatte, plädiert für einen sofortigen Abschiebestopp und für die Einhaltung der Schutzverpflichtungen nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Susanne Thoma, Mitglied des Rates, fordert: „Wir wollen, dass die Stadt langjährig Geduldeten einen dauerhaften Aufenthalt in Augsburg ermöglicht.“ Deutschland müsse seine Verantwortung gegenüber den Menschen, die vor dem Krieg in Afghanistan hierher geflohen sind, wahrnehmen. Thoma verlas einen offenen Brief, der an die Stadtratsfraktionen und den Oberbürgermeister übergeben werden soll. 31 Initiativen und Vereine aus Kultur, Religion, Politik und Sport unterzeichneten das Schreiben, darunter der Aufsichtsrat des FCA, der Regionalverband der Sinti und Roma, der VVN Bund der Antifaschisten, die Deutsche Friedensgesellschaft und die evangelische und katholische Kirche.
Abseits des Podiums erklärt Thomas Körner-Wilsdorf, Vorstand von Tür an Tür: „Gezielt werden jetzt die bereits integrierten Afghanen abgeschoben. Das Beispiel von Shakib Pouya soll den ‚Geduldeten‘ in Deutschland und den Menschen in Afghanistan zeigen: Wenn der es nicht schafft, schaffst du es erst recht nicht.“ Den zahllosen ehrenamtlichen Helfern in Augsburg signalisierten die Abschiebungen: Dein Einsatz für diese Menschen war umsonst. Auch Mohammad, dessen Familie in Pakistan ausharrt, bekräftigt, dass Afghanistan zur Zeit alles andere als sicher ist. „Letzte Woche gab es einen Anschlag in Kabul mit 20 Toten. Wie soll man da leben?“
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