
Augsburg setzt ein Zeichen für den Frieden

In Zeiten von Terror hat der 8. August an Bedeutung gewonnen. An der Tafel auf dem Rathausplatz nehmen so viele Menschen Platz wie nie. Ein rechter Aufmarsch sorgt für Aufsehen.
So viele Besucher zählte die Friedenstafel noch nie: Jahr für Jahr hatten die Mitarbeiter des Friedensbüros am Augsburger Friedensfest mehr Biertischgarnituren aufgebaut. In diesem Jahr waren es 120 Garnituren. Über 1000 Personen fanden dort Platz, doch es waren immer noch zu wenig Tische und Bänke. Zahlreiche Teilnehmer ließen sich deshalb einfach auf ihren Decken auf dem Boden nieder und aßen im Schatten des Verwaltungsgebäudes ihr Picknick.
Elfriede Sontag aus Friedberg hatte Glück. Sie ergatterte noch einen Platz an der Tafel. „Ich komme Jahr für Jahr hierher, weil ich diese Idee so gut finde. Zuerst war ich im Gottesdienst. Jetzt habe ich Wurstsalat mitgebracht, den ich natürlich mit den anderen Besuchern hier am Tisch teile.“
Die Friedenstafel als gelebtes Symbol für die offene und friedliche Begegnung der gesamten Stadtgesellschaft ist für viele Menschen der Höhepunkt im Rahmenprogramm zum Hohen Friedensfest. Oberbürgermeister Kurt Gribl betonte in seiner Ansprache, dass damit ein Signal gesetzt werde: „Die Bereitschaft zur Begegnung und der Mut zur Friedensarbeit werden durch das jährliche Ritual bekräftigt.“
Den sozialen Frieden in der Stadt nicht gefährden
Dennoch seien es in einer Stadt mit knapp 300.000 Einwohnern noch viel zu wenige, die diesen Weg beschreiten würden. In einer Zeit, in der diese Friedensarbeit wichtiger sei denn je. Gribl: „Die Ängste und die Unzufriedenheit in der Gesellschaft dürfen nicht ausgeblendet werden. Jeder muss die Möglichkeit bekommen, sie zu äußern.“ Mit dem Ziel, dass der soziale Frieden in der Stadt nicht gefährdet werden dürfe.
Dieses Ansinnen bekräftigten die Vertreter des Runden Tisches der Religionen. Sie lasen ihre Friedensgrüße vor und wollten damit ein Zeichen in Augsburg und für Augsburg setzen. „In der gegenwärtigen Weltlage sind wir nicht immer einer Meinung. Unsere Erfahrungen prägen unser Urteil“, sagte Stadtdekanin Susanne Kasch. Deshalb werde untereinander auch diskutiert und gestritten. Am Ende seien sie sich aber immer einig: dass der Name Gottes nicht missbraucht werden dürfe. „Der Schöpfer will Frieden“, sagte Prof. Elisabeth Naurath von der Universität Augsburg.

Ein Zeichen setzte auch die Gruppe „Equal Rights Movement“, die sich „für die gleichen Rechte für alle“ einsetzt. „Duldung ist menschenunwürdig“ oder „Bleiberecht für alle Menschen“ stand auf den Schildern der Teilnehmer der Bewegung. Gut ein Dutzend hatten sich auf der Bühne und davor postiert. Sie kämen aus dem Senegal, was als sicherer Herkunftsstaat gelte, erklärte ein Teilnehmer. Somit hätten sie keinen Aufenthaltsstatus und somit auch ein Arbeitsverbot. Dagegen protestierten sie. Das fand wiederum CSU-Bundestagsabgeordneter Volker Ullrich „nicht in Ordnung“. Denn in seinen Augen sei das Friedensfest für ein Miteinander und dem Austausch der verschiedenen Religionsgemeinschaften da und nicht für eine „einseitige politische Meinungsäußerung aus einer extrem linken Ecke“.
Kundgebung der Rechtsextremisten
Am Nachmittag fand am Prinzregentenplatz eine Kundgebung der rechtsgerichteten „Bürgerinitiative Ausländerstopp Augsburg“ unter dem Motto „Die Lüge vom Frieden“ statt. Zehn Demonstranten unter Führung des früheren NPD-Funktionärs Roland Wuttke (Mering) versammelten sich hinter massiven Polizeiabsperrungen. Wuttke, der vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft wird, hatte ursprünglich auf den Rathaus- oder Moritzplatz gewollt. Da diese Plätze durch das Friedensfest belegt waren, lehnte die Stadt ab und bekam auch vor dem Verwaltungsgericht Recht (wir berichteten). Die Polizei war ab dem Vormittag trotzdem auf mehreren Plätzen präsent, nachdem Wuttke im Internet angekündigt hatte, eventuell auf andere Plätze als den zugewiesenen Prinzregentenplatz auszuweichen.
Eine größere Öffentlichkeit erreichten die Rechtsextremisten auf dem Prinzregentenplatz nicht. 20 Gegendemonstranten waren vor Ort, nachdem Stadt, Kirchen und Gewerkschaften bewusst keinen Aufruf zu einer Gegendemo gestartet hatten. Vergangenes Jahr waren 800 Demonstranten 15 Rechtsaktivisten gegenübergestanden.
Für Aufsehen sorgte eine Aktion der Rechtsextremisten im Anschluss an die nicht einmal zehnminütige Demo am Prinzregentenplatz. Sie unternahmen ohne Ankündigung eine Art „Stadtspaziergang“, der sie wohl nicht zufällig an Rathaus- und Moritzplatz vorbeiführte, allerdings ohne Ansprachen. Die Polizei setzte der Gruppe hinterher. „Die Einsatzkräfte wirkten auf ein baldiges Ende des Rundgangs hin“, so Einsatzleiter Werner Bayer. Etliche Bereitschaftspolizisten trennten rechte Demonstranten und linke Gegendemonstranten. Ein größeres Polizeiaufgebot gab es zum Abschluss an einem Biergarten in Bahnhofsnähe, wohin sich die Rechten zurückzogen.
Die Polizei riegelte den Eingang mit 30 Kräften ab, um linken Aktivisten den Zugang zu verwehren und Zusammenstöße zu verhindern. Gegen 17.30 Uhr war alles vorbei. Größere Zwischenfälle gab es nicht. Bei einem Teilnehmer der rechten Demo stellte die Polizei einen Schlagstock sicher.
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