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Augsburg: Abenteuer auf zwei Rädern: Augsburger radelt auf Hochrad nach Paris

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Abenteuer auf zwei Rädern: Augsburger radelt auf Hochrad nach Paris

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    Mit diesem Hochrad ging es für Bernd Beigl nach Paris – und vielleicht demnächst an noch fernere Orte.
    Mit diesem Hochrad ging es für Bernd Beigl nach Paris – und vielleicht demnächst an noch fernere Orte. Foto: Michael Stelzl

    16 Kilometern pro Stunde: Mit dieser Geschwindigkeit radelte Bernd Beigl zuletzt in neun Tagen 900 Kilometer bis nach Paris – aber nicht etwa auf einem gewöhnlichen Rad. In drei Metern Höhe saß er täglich bis zu acht Stunden auf dem Sattel eines Hochrades. Zuvor wurde der Drahtesel in Sachsen von einem Spezialisten angefertigt. „Normalerweise ist man nach so einer Tour körperlich und mental erledigt”, sagt der Augsburger. „Aber ich habe mich gefühlt wie Herkules.“

    Beigl hat in der Vergangenheit schon einige sportliche wie berufliche Projekte gewagt: 2021 kochte er bei der ZDF-Küchenschlacht einen afrikanischen Eintopf, im vergangene Jahr kandidierte er bei den Landtagswahlen für die V-Partei und bestieg die höchsten Berge aller deutschen Bundesländer in 16 Tagen. Mit mehreren Jobs wie Stadtführungen oder Reisevorträgen finanziert der gelernte Bankkaufmann seinen Lebensunterhalt. „Andere haben mich schon als Lebenskünstler oder Freigeist bezeichnet“, sagt Beigl.

    Bernd Beigl: Vorbereitungen enden mit Krankenhausaufenthalt

    Er selbst sei da nicht so festgelegt. Auch von Lebensmotto und motivierenden Sprüchen wie „Du kannst alles schaffen, wenn du nur an dich glaubst“ hält der Augsburger nicht viel. „Man darf keine Angst haben zu scheitern,“ sagt er. „Manchmal muss man etwas wagen und wenn man dann scheitert, darf man damit kein Problem haben.“

    Wie wichtig es ist, nach einer Niederlage wieder aufzustehen, bemerkte Beigl jüngst bei den Vorbereitungen auf die Radtour nach Paris. Auf seiner Generalprobe, einer eintägigen Fahrt nach Österreich, lief noch alles glatt. „Danach war ich in einer Art Höhenflug“, berichtet er. Kurz danach folgte der Schock-Moment: In Augsburg stürzt Beigl kurz vor seiner Tour nach Paris bergab über den Lenker des Hochrades und muss ins Krankenhaus. Die Folgen waren eine genähte Platzwunde im Gesicht und mehrere geprellte Rippen. „Ab da hatte ich große Zweifel, ob ich das Ganze überhaupt machen soll“, sagt Beigl.

    Auf dem Hochrad nach Paris: Nur ein Testlauf?

    Damit meint er aber nicht nur die Tour nach Paris. „Erstmals wollte ich mit dem Hochrad ans Nordkap radeln“, erinnert sich Beigl. „Aber ich war damals mit dem Rad noch nicht so vertraut.“ Letztlich entschied er sich dann für einen Tretroller, aber die Idee mit dem Hochrad ließ ihn nicht los. Beigl plante seinen nächsten Clou: Mit dem Hochrad einmal Australien umradeln. Die Tour nach Paris – quasi ein Testlauf.

    Den australischen Kontinent zu umrunden, das sind in etwa 12.000 bis 13.000 Kilometer. „Da braucht es schon einen Begleitwagen und bestenfalls Sponsoren, die den Sprit zahlen“, sagt Beigl. Nach seinem Sturz stellte er diesen Plan infrage. Die Reise nach Paris trat er, trotz Rippenprellung und Kopfverletzung, dennoch an.

    Mit genähter Platzwunde und Rippenprellung machte sich Beigl auf den 900 Kilometer langen Weg nach Paris.
    Mit genähter Platzwunde und Rippenprellung machte sich Beigl auf den 900 Kilometer langen Weg nach Paris. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hochrad sei die „größte Fehlkonstruktion der Menschheit“

    „Ich habe mich dann aber von dem Gedanken verabschiedet, mehr Gepäck als einen kleinen Rucksack mitzunehmen“, sagt er. Denn die größte Herausforderung beim Fahren des Hochrades sei für ihn das Bremsen bergab gewesen. „Das ist ja das Lustige an dem Rad, es ist eigentlich die größte Fehlkonstruktion der Menschheit.“ Die Bremse am kleinen hinteren Rad reiche meistens nicht aus, berichtet Beigl und deutet auf die ausgehöhlte Sohle seines Sportschuhs. „Dann musste ich zusätzlich mit meinem Schuh bremsen.“

    Obwohl er in den neun Tagen auf sich allein gestellt war, kam er unterwegs oft mit Leuten ins Gespräch, sagt Beigl. „Viele haben mich auf mein Rad angesprochen. Auf den Straßen sind die Autos teilweise langsamer gefahren, um mich zu filmen.“ Auch mit einer dreiköpfigen australischen Radgruppe traf er auf seinem Weg mehrfach zusammen. „Als ich denen von meinem eigentlichen Plan – der Australien-Tour – erzählt habe, waren sie richtig begeistert und haben mich motiviert, das Ganze doch noch anzugehen“, sagt Beigl. Im nächsten Jahr wolle er seine Pläne in die Tat umsetzen: „Aber falls das mit Australien nichts wird, laufe ich einfach zu Fuß bis nach Hollywood.“

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