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8000 Schallplatten: Ein Augsburger Lehrer und seine große Leidenschaft

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Von Abba bis Zappa: Rudolf Rösler und seine Leidenschaft für Vinyl

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    Rudolf Rösler ist ehemaliger Lehrer und ein großer Fan von Schallplatten. Rund 8000 hat er gesammelt, aber das ist nicht seine einzige Leidenschaft.
    Rudolf Rösler ist ehemaliger Lehrer und ein großer Fan von Schallplatten. Rund 8000 hat er gesammelt, aber das ist nicht seine einzige Leidenschaft. Foto: Bernd Hohlen

    „Up in the morning and out to school“. Als Chuck Berry 1957 mit diesem Vers aus seinem Song „School Days“ seine Karriere startete, war Rudolf Rösler acht Jahre alt. Da galt auch für ihn: aufstehen am Morgen und ab in die Schule – allerdings in Lechhausen. Was die strengen Eltern damals musikalisch zu hören bekamen, hatte gefühlt scheinbar die Macht, ihre Kinder in den Abgrund zu führen. Die Wörter, die Eltern für „diesen Lärm“ benutzten, kennt jeder, der in dieser Zeit aufwuchs. Doch der Rock-n-Roll-Virus hatte auch den kleinen Rudolf infiziert. Bis heute führte das zu einer großen Leidenschaft.

    Hilfreich war Rösler damals seine 15-Jährige Schwester, die Elvis Presley hörte. Anfang der 60er-Jahre überraschte er sie mit einem Plattenspieler und der ersten Langspielplatte „My Bonnie“ von Tony Sheridan und seiner Begleitband The Beatles, die hier noch als „Beat-Brothers“ firmierten. „Da ging meine Beatle-Mania los“, sagt Rösler. Gitarre spielen war nicht erlaubt im Hause Rösler, dafür Geige. Noch bevor The Who-Gitarrist Pete Townshend das Zertrümmern seiner Gitarre zur Bühnenshow machte, zerlegte der Augsburger Nachwuchsmusiker Rösler sein Instrument, weil er an einen quälenden Geigen-Lehrer geraten war. Der Weg hin zum Rock-n-Roll erfordert konsequentes Handeln: Mit 14 Jahren begann er mit dem Sammeln von Schallplatten.

    Wie ein Augsburger dank seiner Plattensammlung Mädels kennen lernte

    Konzerte oder Discotheken-Besuche waren weiterhin verboten. Die Augsburger Bands „Rough Roads“ und „Shotguns“ gucken im Moritzsaal, das hat aber doch geklappt. Der Rock-n-Roll war nicht nur ein Ärgernis für die Eltern, er war auch eine schöne Brücke zum anderen Geschlecht. Dafür musste man nicht einmal Musiker sein. „Zu sagen: Du, ich habe eine neue Platte, hörst Du sie Dir an?, war eine gute Möglichkeit an Mädchen heranzukommen“, sagt Rösler.

    Er sammelte nicht nur Rock-n-Roll, sondern auch Schlager. Schwerpunkt seiner Sammlung ist die Musik der 50er- und 60er-Jahre, aber auch Hardrock, Psychedelic und Singer-Songwriter finden sich in seiner Sammlung, die heute aus ungefähr 8000 Singles und Langspielplatten besteht. Zunächst ist man erstaunt, betritt man das Obergeschoss seines Hauses: kein wildes Durcheinander und Stapel von Schallplatten. In zwei Räumen sind die vielen Schätze in extra gefertigten Schubladen alphabetisch geordnet. Von Abba bis Zappa. Damals musste man mobil sein, um an all diese klingenden Kostbarkeiten zu kommen. „Ich bin auf Flohmärkte in Olching, Leipheim, Gundelfingen und Jengen gefahren. Im Urlaub in London oder Paris fand man in Trödelläden, für wenig Geld, unglaubliche Dinge. Auf dem großen Plärrer-Flohmarkt bin ich schon abends mit der Taschenlampe losgetigert. Wenn die Leute noch aufgebaut haben, fing ich schon zum Stöbern an“, sagt er.

    Fein säuberlich und alphabetisch geordnet hat Rudolf Rösler den besten Überblick über seine Plattensammlung.
    Fein säuberlich und alphabetisch geordnet hat Rudolf Rösler den besten Überblick über seine Plattensammlung. Foto: Bernd Hohlen

    Mit dem ehemaligen AZ-Redakteur Rupert Huber verband ihn eine gute Freundschaft. Irgendwann fingen der Medienredakteur Huber und der Grundschullehrer Rösler an, die enge Verbindung des frühen Rock-n-Roll und des Schlagers mit der Schule zu ergründen. Dazu schrieb Huber kurze Texte. „School`s Out“ von Alice Cooper, „Another Brick In The Wall“ von Pink Floyd, „Hurra, die Schule brennt“ von Extrabreit, „Ich geh` noch zur Schule“ von Manuela oder Chuck Berrys „School Days“. Darüber schreibt Huber: „Er beschäftigt sich erst gar nicht mit den Lehrern, sondern entlässt mit dem schrägen Klang seiner Gitarre die Kids in die nachmittägliche Freiheit. Keine Zeit zum Essen, dafür Dates und Tanzvergnügen. Die Musikbox wird zum Mittelpunkt“.

    Die Liste an Schallplatten, die sich dem Thema Schule widmen, ist extralang. Während der Sommerferien 1992, als Rudolf Rösler keine Schallplatten auf einem Flohmarkt in Olching fand, entdeckte er bei einem Händler eine Schultüte. Das wäre doch ganz lustig, wenn ich als Lehrer einer ersten Klasse auch mit einer Schultüte erscheinen würde, sagte er sich. Aus diesem gelungenen Spaß wurde eine zweite Sammelleidenschaft: Im Luftschutzbunker in der Grund- und Mittelschule Firnhaberau, an der Rösler von 1973 bis 2011 unterrichtete und Konrektor war, ist nun seit 2015 ein Schulmuseum eingerichtet. Hier verbindet sich seine Leidenschaft zur Musik und zu seinem Beruf. Hier finden sich die Texte von Rupert Huber und Cover von Singles zum Thema Schule. Sogar ein Buben-Foto des Augsburger Fußballstars Bernd Schuster ist zu sehen, der beim Endspiel gegen die Kapellenschule allerdings einen Elfmeter versemmelte.

    Weil der ehemalige Konrektor auch mit dem Sammeln von Schultüten anfing, hat er irgendwann ein kleines Museum eingerichtet.
    Weil der ehemalige Konrektor auch mit dem Sammeln von Schultüten anfing, hat er irgendwann ein kleines Museum eingerichtet. Foto: Bernd Hohlen

    Röslers 18-jährige Enkelin hat die Begeisterung ihres Opas übernommen. „Sie ist voll retro. Schon mit fünf Jahren konnte sie Schlager nachsingen. Alles, was ich doppelt habe, habe ich ihr gegeben. Die Schlagerplatten hat sie mir jetzt zurückgebracht. Sie will sich nun mit Bob Dylan, Pink Floyd, Beatles, Stones, Doors beschäftigen. Sie hört das auf einem alten Plattenspieler, der „Philips Hutschachtel“, sagt der stolze Opa. Ob es nun den Eltern der Enkelin gefällt oder nicht, aus Rock-n-Roller-Sicht ist Rudolf Röslers pädagogischer Ansatz voll aufgegangen.

    Info: Spielzeug, Briefmarken, Fahrräder...: Wir suchen Augsburgerinnen und Augsburger, die einer besonderen Sammelleidenschaft nachgehen. Wenn Sie uns und unseren Lesern Ihr Hobby vorstellen wollen, melden Sie sich unter lokales@augsburger-allgemeine.de, Kennwort Sammler. Bitte geben Sie auch Ihre Telefonnummer an, damit wir Sie kontaktieren können.

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