Manche feiern nach dieser Zeit ihr Betriebsjubiläum, andere orientieren sich nochmal neu: Wolf Dietrich Graf von Hundt, Administrator der Fugger‘schen Stiftungen, hat sich für Letzteres entschieden: Nach gut 25 Jahren verlässt er Ende des Jahres die Augsburger Sozialsiedlung, um Platz für eine neue Generation zu machen. Die hat das Stiftungsseniorat in Daniel Hobohm gefunden. Der 45-Jährige, der aktuell noch bei Siemens in München arbeitet, freut sich vor allem aus einem Grund auf seine neue berufliche Herausforderung.
„Als ich 1998 in die Fuggerei kam, war ich der Jüngste, heute bin ich der Älteste“, sagt Wolf Dietrich Graf von Hundt, 61.
im Jahr 2021 habe er ein „fulminantes Fest“ erlebt, bei dem ein junges Team am Start gewesen sei. Dieses könne die Fuggerei nun in die nächsten 500 Jahre führen. Er selbst werde sich eigenen Projekten widmen und in die Beratung wechseln.Neuer Chef in der Fuggerei: Ihn lockt die Aussicht, Gutes zu bewirken
Daniel Hobohm, promovierter Betriebswirtschaftler, Biochemiker und Politikwissenschaftler, wird ab Januar neu zum Fuggerei-Team stoßen und dafür mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und seinem Hund von der Landeshauptstadt nach Augsburg ziehen. Er freut sich auf eine „spannende Aufgabe“: „Es macht mich demütig, wenn ich höre, was hier über die Jahrhunderte hinweg geschaffen wurde.“ Vor allem aber lockte ihn die Aussicht, mit seiner Arbeit Gutes bewirken zu können, und dies im direkten Umfeld. Den Bewohnerinnen und Bewohnern der Fuggerei begegnet ein Administrator schließlich jeden Tag.
Hobohm wird mit der Fuggerei ein mittelständisches Unternehmen führen: Er muss sich mit Forstwesen und Immobilienmanagement auseinandersetzen und auch im Tourismus sattelfest sein. Die Fuggerei ist immerhin eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Augsburgs. „Das Profil eines Administrators ist extrem vielseitig“, sagt Alexander Erbgraf Fugger-Babenhausen, Vorsitzender des Familienseniorats. Denn die Kombination zwischen Gemeinnützigkeit und Geschäftstätigkeit gebe es im Stiftungswesen äußerst selten. Er ist froh, dass für die Suche nach einem Nachfolger für von Hundt ausreichend Zeit blieb. „Natürlich ist es für einen Nachfolger schwierig, in solche Fußstapfen zu treten“, sagt er mit Blick auf die lange Erfahrung von Wolf Dietrich Graf von Hundt. Doch ein Wechsel sei immer auch eine Chance.
Unter Hobohm will sich die Fuggerei weiter so aufstellen, dass sie auch die nächsten Jahrhunderte bestehen kann. Auch die Idee einer „Fuggerei der Zukunft“, die das Familienseniorat und von Hundt im Jubiläumsjahr bekannt machten und seitdem vorantreiben, bleibt Thema: Nach der Idee der Augsburger Fuggerei könnten demnach überall auf der Welt ähnliche Projekte entstehen, für die die älteste Sozialsiedlung Impulsgeber wäre. Eine solche Fuggerei der Zukunft ist bislang in Afrika entstanden.
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