Die Busse im Stadtverkehr werden voraussichtlich auch im Sommer weiterhin nur im 20-Minuten-Takt verkehren. Die Stadtwerke hatten sich angesichts von Fahrermangel und Krankheitswellen im Herbst vom üblichen 15-Minuten-Takt verabschiedet. Aktuell gibt es laut Stadtwerken keine Perspektive, schnell wieder zum normalen Taktschema zurückzukehren. Man bemühe sich nach Kräften um neue Fahrer, so Stadtwerkechef Rainer Nauerz. „Wir haben sehr viele Maßnahmen getroffen. Sie verhindern, dass es schlimmer wird, weil wir so zumindest die aktuellen Abgänge auffangen können.“ Aktuell seien aber 30 Stellen nicht besetzt.
Augsburg
Wenn man es sich leisten kann, von 800 Bewerbern 80% nicht einzuladen, scheint ja die Personalnot nicht allzu groß zu sein. Busfahren ist eine physisch und psychisch extrem fordernde Tätigkeit. Man kann wohl kaum erwarten, dass sich hochmotivierte und qualifizierte Bewerber mit guten Deutschkenntnissen melden. Als ohnehin schlecht bezahlter Busfahrer braucht man dann noch einen eigenen PKW. Wie soll man sonst außerhalb der Betriebszeiten das Busdepot erreichen? Das wäre z.B. ein Entgegenkommen, den Busfahrern, das Taxi zum Arbeitsplatz zu bezahlen oder Dienstfahrzeuge bereitzuhalten. Dienstwohnungen wären auch eine Option. Was die Stadt Augsburg in den letzten 15 Jahren gemacht hat war, massiv in überflüssige Luxus- Infrastruktur zu investieren statt in Personal. Zur überflüssigen Infrastruktur gehört neben dem Bahnhofstunnel auch die Tramlinie 6 nach Friedberg-West, die für das Herrenbach, Spickel, Hochzoll- Süd und Friedberg eine drastische Verschlechterung der Versorgung bedeutet ha
Alle reden davon den Individualverkehr in der Stadt zu reduzieren und priv. KFZ aus der Stadt zu verbannen. Nur um die Öffis attraktiver zu machen, fehlt es Fahrern. Da passt nicht zusammen. Ich fahre doch lieber einen LKW auf der Langstrecke als einen Bus im Stop and GO Verkehr und muss mich von Haltestelle zu Haltestelle lang hangeln teils durch enge Strassen und soll dann auch noch freundlich gucken. Nein Danke.
Ich kann die Wörter Personalmangel und 20-Minuten-Takt nicht mehr hören. Weshalb stellt man 80 % der Fahrer nicht ein? Verlangt man von den Bewerbern zu viel? Die Arbeitszeiten sind unattraktiv, die Gehälter genauso. Das ist aber ein Problem, das bayernweit gilt. Wir bräuchten ein Sondervermögen für Personalinvestitionen und ÖPNV. Außerdem ist der TVN (Tarifvertrag Nahverkehr unattraktiv. Der TVN gehört abgeschafft und wieder der TVÖD Tarifvertrag öffentlicher Dienst eingeführt. Ebenso gehören die Billiggesellschaften abgeschafft. Viele Fahrer werden ja in Untergesellschaften der Stadtwerke eingestellt. Das kann nicht sein. mit 1.400 € Anfangsgehalt kann keiner motiviert werden. Damit die Fahrer arbeiten können, muss ein Anfangs-Nettogehalt von 2.000 € her. Man muss von der Arbeit wider leben können. Kann man das nicht, läuft etwas verkehrt. Vielleicht sollte man Deutsch-Sprachkurse für Fahrer bezahlen, wenn man Fachkräfte von außerhalb braucht. Das wäre mal eine Alternative.
Wie ich bereits sagte, wäre das geringe Anfangs- Nettogehalt vielleicht noch zu verschmerzen, wenn man von den Busfahrern nicht verlangt, dass sie zu den unmöglichsten Zeiten mit ihrem privatem PKW zum Arbeitsplatz fahren. Vielleicht ist es aber auch gar nicht gewollt, höhere Personalkosten zu haben.
"... dass sie zu den unmöglichsten Zeiten mit ihrem privatem PKW zum Arbeitsplatz fahren." Wäre es Ihnen genehm, von 09:00 bis 16:00 Uhr? Und danach? Kein Bus, keine Verbindung? Welch traurige Ansichten.
Ich kann nur den Kopf schütteln beim lesen der Kommentare der Herren Rainer, Höflein und Krause. Keiner der Herren hat offensichtlich Kenntnis von den Bewerbungskriterien, aber das hält sie nicht ab, hier ihr Unverständnis zu äußern. Der Beruf eines Busfahrers hat auch etwas mit Verantwortung für die Fahrgäste zu tun, insofern wird jeder Arbeitgeber erst einmal vorab klären, ob ein Bewerber die wichtigsten Voraussetzungen überhaupt erfüllt. Herr Rainer ist zudem offensichtlich unbekannt, dass es längst für Mitarbeiter im Spät- oder Frühdienst möglich ist, mit einem internen Bus nach Hause oder zur Arbeit gebracht zu werden. Herrn Höflein empfehle ich, mal gegen Abend und an Wochenenden die Parkplätze an Landstraßen und Autobahnen aufzusuchen. Die LKW-Fahrer würden da wohl gerne mit den Busfahrern tauschen.
Sicher auch der Job als Fernfahrer hat Nachteile . Aber die ständige Verantwortung für die Fahrgäste und deren oft merkwürdiges Verhalten und die Beobachtung durch die Fahrgäste schreckt auch ab. Ich bin als Zwischenlösung während des Studiums LKW gefahren , war kein Zuckerschlecken, aber hatte ein gewisses Mass an Freiheit. Aber auf die Idee Bus zu fahren oder Waren im Nahverkehr auszuliefern war für mich keine Alternative.
Ein wichtiger Faktor scheint mir die stabile Finanzierung zu sein, um mehr Personal aber auch die Attraktivität (Entgeld, Fahrerwohnung, ...) des Berufs zu finanzieren. Sie haben ein weiteres Sondervermögen ins Spiel gebracht. Ich habe bereits an anderen Stellen ein Augsburger Bürger Ticket zur Diskussion beigetragen und tue es hier gerne wieder: Jeder mit Wohnsitz in Augsburg erhält gegen eine monatliche Gebühr ein Ticket für den gesamten AVV. Über die Details wie sozialen Ausgleich, Tagestickets für Gäste als Teil des Parktickets oder einer Kurtaxe, etc. lässt sich diskutieren. Unsere OB fand die Idee interessant, hatte aber Zweifel, ob das unter der aktuellen Landesregierung umsetzbar ist. Ich ahne bereits, dass der Gedanke, für die aktuelle Qualität des Angebots per Gebühr bezahlen zu müssen, einige in Wallung bringt, aber am Ende ist das ein Henne/Ei Problem. Die Stadtgesellschaft müsste sich entscheiden ob sie Henne oder Ei sein möchte.
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