An der Hauswand in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße 10 in Göggingen sind schon Farben und Formen erkennbar. Am Freitag soll das Mural, das diesjährige Wandbild zum Friedensfest, fertiggestellt sein. Das Künstler-Duo Soihe und Claire Prouvost verewigt sich dort seit vergangener Woche an der Fassade. Die beiden haben sich mit ihrer Vision von Demokratie gegen so viel Mitstreiter wie noch nie durchgesetzt: 107 Bewerbungen gingen ein.
Das diesjährige Wandbild, das bereits das elfte Mural ist, das anlässlich des Friedensfestes an eine Hauswand gesprüht wird, hat Soihe und Clarie Prouvost zusammengeführt. Seit vergangenen Donnerstag sind der Schweizer, der in Berlin lebt, und die Französin, die im irischen Dublin wohnt, an der Hausfassade zugange. Sie sind froh, dass die Wand beinahe den ganzen Tag im Schatten liegt. So kommen sie auch bei diesen Temperaturen gut voran. Die Wand hat Daniel Tröster vom Verein „Die Bunten“ ausgekundschaftet. Die Bunten veranstalten seit vielen Jahren in Kooperation mit der Stadt die Ausschreibung für das Mural und kümmern sich auch um die Künstler, die nach Augsburg kommen.
Seit Alex Senna in Augsburg gesprüht hat, ist das Renommee gestiegen
Im Verlauf der Jahre habe sich die Anzahl der Bewerbungen stetig gesteigert. Seit die brasilianische Streetart-Größe Alex Senna mit seinen Acrobats 2022 die Fassade eines Gebäudes der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof bemalte, sei das Renommee der Augsburger Mural-Tradition gestiegen und noch mehr nationale und internationale Künstler reichten nun Jahr für Jahr ihre Vorschläge ein. Mit ihrem Beitrag „Die Säulen der Demokratie unter einer starken Sonne“ setzte sich das Künstler-Duo diesen Jahres durch. Sie hatten sich erstmals für eine Zusammenarbeit in Paris beworben - eine Zusage erhielten sie aber schließlich aus Augsburg, wo sie erstmals gemeinsam an einer Wand aktiv sind.
Zwei unterschiedliche Stile treffen bei den beiden aufeinander: Soihe, 43, konstruiert geometrische Formen, die menschlichen Silhouetten ähneln, und stellt so das wählende Volk dar. Claire Prouvost, 32, schafft Figuren, die die Menge personalisieren, in griechischem figurativem Stil. Eine Hand wird sichtbar - sie symbolisiere gegenseitige Hilfe, Teilen und Aufnahme. Die verschiedenen Gesichter stünden für Vielfalt, Zusammenleben und Toleranz. Demokratie sei wichtig, erläutert Soihe. „Der Zusammenhalt ist wichtig - dass die Menschen unterschiedlicher Kulturen in Frieden zusammenleben können. Dass jeder sagen kann, was er denkt.“
Die Sonne stellt in dem Werk der beiden Künstler den Frieden dar
Bei der Arbeit an solch einer großen Wand sind die beiden Künstler strategisch vorgegangen. Zuerst wurde die Fläche in zahlreiche Vierecke aufgeteilt. Anschließend wurden die Ränder der Formen und Figuren darauf skizziert. Nun werden sie mit Farben besprüht - und das von oben nach unten. Ganz oben ist eine strahlende Sonne zu sehen. Für Soihe und Claire Prouvost stellt sie den Frieden, die Harmonie in der Gesellschaft dar. „Wir wollten unserem Werk und diesem so schwierigen Thema ein positives Zeichen geben.“ Die 32-jährige Künstlerin freut sich, dass sie in den Tagen, während sie das Wandbild auftragen, auch die Nachbarschaft kennenlernen. Den Ort, an dem ihr gemeinsames Mural zu sehen ist. Daniel Tröster hatte den Hauseigentümer gefragt, ob die Hausfassade bemalt werden dürfe. In den vergangenen Jahren haben Stadt und auch der Verein „Die Bunten“ immer versucht, die Wandbilder in unterschiedlichen Stadtteilen zu platzieren. Im vergangenen Jahr haben beispielsweise die Augsburger Künstlerinnen Sophie Te, Nontira Kigle und Lena Hofmann ihre Ideen zum Thema Kreativität an der Seitenwand des Lokals „Zapfhahn“ in Oberhausen umgesetzt.
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