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Augsburgs erste öffentliche Grünanlage entstand vor 150 Jahren

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Der Augsburger Siebentischpark entstand vor 150 Jahren

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    Der sechs Meter hohe Schaezlerbrunnen steht seit 1908 im südlichen Siebentischpark am Rande des Siebentischwaldes.
    Der sechs Meter hohe Schaezlerbrunnen steht seit 1908 im südlichen Siebentischpark am Rande des Siebentischwaldes. Foto: Wilfried Matzke

    Der Siebentischpark, ursprünglich als Siebentischanlagen bezeichnet, entstand in den Jahren 1874 und 1875. Mit dieser lang gezogenen Grünanlage wurden vor 150 Jahren die Stadt und der Siebentischwald verbunden. Es ging bereits um Grünordnung. Augsburg mit seinen neuen Textil- und Maschinenfabriken spürte damals die negativen Folgen der Industrialisierung. Naturnahe Flächen verschwanden und die Luftverschmutzung nahm zu.

    Die Stadt beauftragte den königlich-bayerischen Gartenarchitekten Carl von Effner mit der Planung für den Siebentischpark. Da jedoch die Umsetzung seines Entwurfs den Kostenrahmen gesprengt hätte, überarbeitete der Stadtbaurat Ludwig Leybold die Effner-Planung. Zu dem abgespeckten Entwurf gehörten jedoch zusätzlich der Ausbau und die alleeartige Bepflanzung der heutigen Baumgartnerstraße. Der Spaziergang vom Roten Tor entlang der Allee und durch den neuen Landschaftspark in den Siebentischwald wurde bald zu einer beliebten sonntäglichen Aktivität.

    Siebentischpark: Ein natürliches Gestaltungselement ist der Siebenbrunner Bach

    Ein natürliches Gestaltungselement des Siebentischparks ist der Siebenbrunner Bach, welcher die Grünanlage durchfließt und im Norden als Spitalbach einen Parkteich speist. „Augsburgs Siebentischpark kann Vergleiche mit ähnlichen Schöpfungen anderer Städte sehr wohl aushalten“, stand damals in einer renommierten Kulturzeitschrift. „Hierher pilgert allsonntäglich in hellen Scharen das der Enge des alten Augusta sich entwindende Stadtvölkchen strahlenden Auges und frohgemuten Herzens“, hieß es weiter. Als bevorzugtes Ziel galt die Waldrestauration „Bei den sieben Tischen“ an der Ilsungstraße. Sie wurde bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Immer wieder hat man den Siebentischpark aufgewertet, wie im Jahr 1905 mit der Schiller-Runde zum 100. Todestag von Friedrich Schiller. Hierbei handelt es sich um eine dem berühmten Dichter gewidmete Linde, die von großen runden Steinen umgeben ist.

    Der Schaezlerbrunnen steht seit 1908 im südlichen Siebentischpark am Rande des Siebentischwaldes und erinnert an Edmund Freiherr von Schaezler. Dieser Enkel eines bekannten Augsburger Bankiers hatte für die westliche Erweiterung des Parks großzügig gespendet. Der Brunnen mit seinem sechs Meter hohen Bogenportal wurde vom Augsburger Bildhauer Jakob Rehle entworfen. Das nach dem sommerlichen Sonnenuntergang ausgerichtete Kunstwerk ist quasi der Altar einer „grünen Basilika“. Hierbei wurden die davorstehenden Eichen nach einem typischen Kirchengrundriss gepflanzt.

    1914 eröffnete das „Parkhäusl“, das es heute noch gibt

    Im Jahr 1914 eröffnete die langersehnte, vom Stadtbaurat Otto Holzer entworfene Restauration „Parkhäusl“ im Zentrum des Siebentischparks. Sie gilt mit ihrem idyllischen Biergarten bis heute als gefragtes Ausflugsziel. Im Jahr 1926 wurde auf Anregung des Magistratsrats Gottfried Stempfle im Siebentischwald südlich vom Schaezlerbrunnen der Stempflesee angelegt. Eine Runde um den See gehörte nun zum wochenendlichen Flanieren im Park dazu. Neben der Schiller-Runde und dem Parkhäusl zählen zum 27 Hektar großen denkmalgeschützten Landschaftsgarten-Ensemble „Siebentischpark“ weitere Bestandteile. Dies sind drei gusseiserne Trinkwasserbrunnen, vier stilvolle Brücken über den Siebenbrunner Bach und ein Schleusenhäuschen.

    Bei der Landesgartenschau im Jahr 1985 auf dem Gelände des Botanischen Gartens wurde der angrenzende Siebentischpark einbezogen. Der nördlichste Teil des Parks musste zum Ende der 1990er-Jahre für den Bau der Roten-Tor-Umfahrung aufgegeben werden. Nun sorgt eine geschwungene begrünte Fußgängerbrücke über die Inverness-Allee für die wichtige Verbindung des Parks mit der Innenstadt.

    Der Siebentischpark, die erste und bedeutendste öffentliche Grünanlage der Stadt, wird vom Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen betreut. Eine Kulturspuren-Karte vom Stadtwald, dem „Waldgebiet des Jahres 2024“, hat der Kulturkreis Haunstetten herausgegeben. Dieses Druckwerk beschäftigt sich auch mit dem Siebentischpark. Die Karte ist bei der Bürger- und Tourist-Information am Rathausplatz kostenlos erhältlich.

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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Gratulation an die Vorfahren für so viel Weitblick und trotzdem hat sich keiner festgeklebt.

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