Der Bau des Umzugswagens für den traditionellen Faschingsumzug im Augsburger Stadtteil Firnhaberau startete vergangenen Freitagnachmittag. In der Karosseriebau-Werkstatt von Christoph Leberle wird der Anhänger von sechs ehrenamtlichen Tüftlern zur Attraktion für den Faschingsevent aufgerüstet. Als Baumaterial dienen, wie in den Vorjahren auch, Holz und Pappe. Die Verpackungen von Karosserieteilen aus der Werkstatt sind für dieses „Upcycling“ bestens geeignet. Das Motto ist dem eigenen Geburtstag gewidmet: „50 Jahre Jux und Radau“ steht auf dem Schild, was am Wagen montiert ist. Noch zwei solcher Abende, dann soll der Umzugswagen pünktlich zum großen Jubiläum fertig sein. Der Umzug findet am Sonntag, 23. Februar, statt. Es ist der Tag der Bundestagswahl.
Der Faschingsumzug durch die Straßen der Firnhaberau wird seit jeher von der Pfarreiengemeinschaft organsiert. Der Kinderpastoralkreis, der sich um kindgerechte Gottesdienste und die St.-Martinsumzüge gekümmert hat, setzte gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer Anton Schmid die Idee eines fröhlichen Kinderfaschingsumzugs um. Christoph Leberle ist schon als Fünfjähriger dabei gewesen. Daniel Nitsch, der ebenfalls beim Wagenbau mithilft, sagt: „Wir sind selbst als Kinder mitgelaufen, mittlerweile gehen unsere Kinder mit.“

Das Non-Profit-Event „Jux und Radau in der Firnhaberau“ macht zwar viel Arbeit, doch Bernd Bach weiß, wofür er dies in Kauf nimmt: „Jedes Jahr die fröhlichen Kinderaugen zu sehen, das ist toll, dafür lohnt sich der ganze Aufwand.“ Ein weiterer Helfer ist Arthur Messinger. Auch er kennt Jux und Radau schon seit der eigenen Kindheit. „Ich bin wegen der Gemeinschaft der Leute im Stadtteil dabei“, sagt er. „Man will etwas zurückgeben, was man bekommen hat.“ Die Veranstaltung sei „extrem wichtig für die Siedlung, weil die Leute zusammenkommen“, stimmt Christoph Leberle zu. Dass die Nachbarschaft nicht nur als Zaungäste dabei ist, sondern in den Umzug involviert ist, hat hier Tradition. „Die Leute dekorieren entlang der Straße und bauen Theken auf oder grillen“, berichtet Mitorganisator Bernd Bach. Auch werden von den Hausbewohnern kostenlose Getränke für die Teilnehmer spendiert, so Markus Schwarz, der ebenfalls am Umzugswagen mitwerkelt. Das „Radau“ im Veranstaltungsnamen muss man laut Bernd Bach nicht zu wörtlich nehmen. Im Gegenteil legt er wert darauf, dass es bei Jux und Radau in der Firnhaberau „recht ruhig, aber ausgelassen“ zugeht, „nicht wie bei Faschingsevents mit Riesenlautsprechern, wo die Kids einen Gehörschutz tragen müssen“.
Es gelten verschärfte Sicherheitsauflagen
In der langen Geschichte des familienfreundlichen Faschingsumzugs in der Firnhaberau gab es nur zwei Pausen. Das erste Mal wegen des Golfkriegs, das zweite Mal in der Corona-Pandemie. Doch nun wäre es fast zum dritten Mal passiert – und das ausgerechnet zum 50. Jubiläum. Als das Ordnungsamt vor knapp zwei Wochen die neuen Sicherheitsauflagen mitteilte, waren die Veranstalter zunächst der Meinung, dass sie diese Aufgabe nicht stemmen könnten: An jeder der 13 Zufahrtsstraßen muss ein Transporter mitsamt Fahrer zur Absperrung platziert werden. „Ich hatte seitdem schlaflose Nächte, war über eine Woche im Ausnahmezustand“, berichtet Bernd Bach. Er erinnert sich auch an die Reaktion einer Dame, die mit ihren Enkeln in eigenen Kostümen dabei sein wollte: Als er ihr die Hiobsbotschaft überbrachte, habe sie fast geweint, so Bach. Doch wenig später konnte er Entwarnung geben.
„Die Retterin des Faschingszugs“, nennt Dr. Jürgen Leutenmayr aus dem Vorsitz im Pfarrgemeinderat, die Grünen-Politikerin Melanie Melitta Hippke. Die hatte in einer Stadtratssitzung erfahren, dass Jux und Radau in der Firnhaberau an den neuen Sicherheitsvorgaben scheitern könnte. Als Enkelin des Gründers eines Karnevalsvereins in Unterfranken schlägt ihr Herz für die Feste in der närrischen Zeit. Sie rief bei Bernhard Bach angerufen und versprochen, sich selbst um die Umsetzung der Sicherheitsauflagen zu kümmern. „Das 50. Jubiläum absagen, geht gar nicht“, erklärte sie am Telefon.
Start ist am Sonntag, 23. Februar, um 14 Uhr
Die heitere Veranstaltung für Groß und Klein findet nun also wie geplant am Sonntag, 23. Februar, ab 14 Uhr statt. Der Umzugswagen wird dann von drei bis vier Leuten durch den Staudenweg, Hammerschmiedweg, Siedlerweg, Im Feierabend bis zum Hubertusplatz gezogen. Am Kirchplatz gibt es Kaffee und Krapfen, Bratwürste und Popcorn. Für dieses Jahr liegen über 400 Anmeldungen vor.
Mit dabei sind unter anderem Kindergärten, Sportvereine, Schulen, der Gartenbauverein, die Hobby Horsing-Abteilung des SV Hammerschmiede, die Theaterabteilung des TSV Firnhaberau und der Spielmannszug vom TSV Gersthofen – und natürlich die veranstaltende Pfarrgemeinschaft Christkönig/St. Franziskus.
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