Bodo Wartke lässt Lachen mit Antigone
Der Hamburger Schauspieler und Kabarettist Bodo Wartke zeigt, wie man aus einer antiken Tragödie furioses Kabarett-Theater macht
Würde man aufgefordert, Sophokles’ Tragödie über das Schicksal der Antigone als heitere Komödie zu inszenieren, jedoch ohne die Handlung zu verändern, man hätte seine Mühe. Eine Herkules-Aufgabe sozusagen. Nicht für den Schauspieler, Kabarettisten und Musiker Bodo Wartke. Er präsentierte nun zusammen mit Melanie Haupt in Gersthofen sein frech-flottes Theaterexperiment und riss damit das Publikum von den Stühlen. Szenenapplaus gab es immer wieder, teils lang anhaltend, stürmisch bis frenetisch. Brüllende Komik, Slapstickeinlagen, Blues-Gesang, Rap- und Gospelsongs, dazu Bibelstellen, Verweise auf Western oder Science-Fiction-Filme in völlig neuen Zusammenhang gesetzt: Was zunächst nach Bully Herbig’schem Klamauk klingen könnte, offenbarte sich dem begeisterten Gersthofer Publikum in Wirklichkeit nahezu als die Vollendung von Schauspielkunst und Dramatik.
Denn trotz aller künstlerischer Freiheiten, trotz der Auftritte menschenfressender Schafe und Selfies schießender Griechenland-Touristen ließ die Inszenierung zu keiner Zeit den Respekt vor dem antiken Original missen. Verantwortlich für diesen genialen Kunstgriff waren zuvorderst Bodo Wartke und Melanie Haupt, die gemeinsam sämtliche Rollen der zwerchfellstrapazierenden Tragödie gaben. Ein Schritt zur Seite, eine aufgesetzte Sonnenbrille oder eine umgedrehte Schildmütze – und schon waren aus Ödipus Kreon, aus Eurydike Antigone geworden. In diesem Wechsel zeigten die beiden unter der Regie von Sven Schütze Schauspielkunst vom Feinsten und machten so deutlich, was wohl schon Aristoteles unter Mimesis verstand, jener Kunst, mittels Gestik, Mimik und Sprache glaubwürdige Charaktere zu entwickeln. Da wurden das Orakel von Delphi zum heulenden Vamp und Kreons Wärter zum gichtgeplagten Jammerer. Erstaunlich, dass es bei diesem rasanten Rollenwechsel nicht einen Versprecher gab. Lediglich Ariadne verlor kurz den Faden, aber natürlich war auch dies Konzept.
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