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Augsburger Festival Water & Sound: Flüsse als lebendige Akteure der Kultur erleben

Programm 2025

Festival Water & Sound: Lasst uns die Flüsse einmal neu betrachten!

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    Kin’gongolo Kiniata bringt Musik aus dem Kongo nach Augsburg.
    Kin’gongolo Kiniata bringt Musik aus dem Kongo nach Augsburg. Foto: Mustache Muhanya

    Der britische Schriftsteller Robert Macfarlane bezeichnet in seinem Buch „Is a river alive?“ Flüsse als fühlende Subjekte und Geschichtenerzähler. Dass Flüsse lebendige Ökosysteme sind, ist so unzweifelhaft wie der Status der mäandernden Kanäle zwischen den Hauptflüssen Wertach und Lech als städtische Lebensadern. Aber dass Flüsse denken und fühlen, dass sie sogar Personenrechte beanspruchen können, bedarf einer neuen Denkweise. Girisha Fernando, künstlerischer Leiter des Water & Sound-Festivals, hat sich für die diesjährige Ausgabe zum Ziel gesetzt, „Flüsse ganz neu zu betrachten, als lebendige Akteure globaler Kultur, die Mythen, Musik und Kunst inspirieren“.

    Dass die Programmvorstellung des Festivals neben der Olympia-Kanustrecke stattfindet, ist für Kulturreferent Jürgen Enninger nur konsequent, der Eiskanal sei ein Seismograph für den Klimawandel – man erinnere sich nur an die helle Aufregung, als der Wassermangel im Kanal Anfang April den Kanustandort Augsburg bedrohte. „Gerade jetzt müssen wir dem Postfaktischen entgegenwirken“, erklärt Enninger, der kulturpolitische Auftrag des Festivals sei dank der Kooperation mit dem städtischen Welterbe-Büro erfüllt und zeige die „enge Verbindung zwischen Technik, Kunst und Natur“, wie dessen Leiterin Barbara Bühler-Karpati ergänzt: „Das Festival bringt diese Faktoren zum Klingen“.

    Ein Film über die Beziehung zwischen Mensch und Fluss

    Nicht nur zum Klingen. Im Festivalprogramm finden sich auch Kino, Kunst und wissenschaftlicher Diskurs. Der Architekt Dilip da Cunha erzählt zum Auftakt von seiner Vision, die Trennung von Land und Wasser zu überwinden (25.7.), und im Umweltbildungszentrum findet ein Panel über Gewässer als Rechtssubjekte statt (31.7.). Das Liliom-Kino zeigt den Filmessay „River“ (29.7.), der in eindrucksvollen Bildern die Beziehung zwischen Menschheit und Flüssen erzählt. Das laut Enninger „noch junge, aber schon zur Tradition gewordene Ritual“ der Wasservogelparade wird dieses Jahr vom tunesischen Künstler Rafram Chaddad und der Töpferin Sabiha Jmelei begleitet, die aus dem Ton des Flusses Sejnane Wasservögel formt. Diese reisen dann von Tunesien nach Augsburg und werden bei der Parade als Performance im Stempflebach zu Wasser gelassen (2.8.).

    Trotz alledem ist das Wort „Sound“ im Festivalnamen das Element, in dem alles zusammenfließt. Beispielsweise bei der polnischen Multiinstrumentalistin Karolina Chicha, zum zweiten Mal zu Gast, allerdings „in völlig neuem Kontext“, interpretiert sie doch osteuropäische und nahöstliche Musiktradionen „ganz neu“. Das geschieht zusammen mit dem Water & Sound-Ensemble unter der Leitung von Tom Jahn in der schmucken Atmosphäre des Parktheaters (25.7.). Der Kuhsee wird am 26. Juli zur Bühne und Kulisse gleichermaßen. Nach einer Tanzperformance im See zu den Klängen von Djonni Laser zeigen Kin‘Gongolo Kiniata, wie die hiesige Kunstszene mit dem Müllproblem in Kinshasa umgeht. Aus teilweise direkt aus dem Kongo-Fluss gefischtem Müll bauen die Afro-Punks ihre Instrumente und zelebrieren ihren „zermalmenden Klang“, so die Übersetzung des Bandnamens.

    Ein Festival der Lebensfrohheit, das ernste Töne nicht unterschlägt

    Die Brasilianerin Ana Frango kehrt nach ihrem umjubelten Konzert im Annasaal letztes Jahr zusammen mit der Festival-Hausband The Waterbirds auf die große Bühne zurück (1.8.), einen Tag später steht mit Sahra Halgan aus Somaliland „eine der spannendsten Projekte der Weltmusikszene“ auf der Bühne. Die Musik ist Ausdruck der Lebensfreude, die Girisha Fernando mit dem Festival transportieren möchte - ohne dabei den ernsthaften Appell zu übertönen, „die Stimmen der Flüsse zu hören und ihre Zukunft zu schützen.“

    Infos und Karten: www.waterandsound.de

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