Herr Giesinger, Sie sind gerade quer durch die Republik unterwegs und geben auf Instagram lustige Einblicke in ihr Tourleben. Letztens zum Beispiel: ein Video, in dem Sie den Reisekoffer mit ihrer Wäsche partout nicht aufkriegen, das Schloss lässt sich nicht öffnen, Sie fürchten schon, drei Tage ohne frische Unterhose touren zu müssen. Hand aus Herz: Wie glamourös ist so ein Popstar-Leben auf Achse? Oder ist es manchmal doch ein bisschen anstrengend?
MAX GIESINGER: (lacht) Ich würde sagen, dass es sich zu 80 Prozent wie Camping anfühlt. Man stellt sich das alles superluxuriös vor, und ja, da schläfst du in einem Nightliner, das ist schon ein cooler Bus mit Lounge, Fernseher, Betten. Aber den restlichen Tag sind wir draußen unterwegs, spielen Tischtennis, essen Spaghetti-Eis und leben ein Camping-Life. Ansonsten bedeutet Tour natürlich: Koffer auspacken, Koffer einpacken … und dann vergisst man mal den Zahlencode für den Koffer. (lacht)
Sie reisen von Bühne zu Bühne, von Stadt zu Stadt, Sie haben Tour-Erfahrung. Verbinden Sie denn besondere Bühnenerinnerungen mit dem Publikum in Augsburg?
MAX GIESINGER: Intensive Kontakte zum Augsburger Publikum gab es immer wieder, ja, wir haben da schon ein paar Mal gespielt die letzten Jahre und ich habe das als tolle Konzerterfahrung in Erinnerung. Es ist ja mit eine der schönsten bayerischen Städte, ich habe diesmal auch die Zeit, mir Augsburg ein bisschen anzugucken.
Hört man den Namen Max Giesinger, hat man sofort Melodien im Ohr: „Wenn sie tanzt“, „Auf das, was da noch kommt“ und natürlich „80 Millionen“ aus dem Jahr 2016. Wie haben Sie es eigentlich geschafft, nach diesem Megamega-Hit und Rummel nicht aus der Kurve zu fliegen? Weiter erfolgreich im Geschäft zu bleiben?
MAX GIESINGER: Ich habe ein sehr gesundes Umfeld. Da sind meine Musik-Kumpels, die ich direkt nach dem Abi kennengelernt hatte, über einen Schülerband-Wettbewerb. Die kenne ich schon, seit ich 19 bin, das ist der engste Kreis und das sind alles sehr vernünftige Jungs. Klar, wir machen auch mal Party, aber alle passen gut aufeinander auf, geben einander Feedback. Jeder in dieser Gruppe hat Interesse daran, dass sein Gegenüber wächst und sich nicht kaputt macht. Wir haben da eine sehr schöne Gesprächskultur entwickelt und das ist, glaube ich, schon ein wichtiger Punkt in meinem Leben. Außerdem: Dass ich vor der großen Karriere ja schon mal bei der Casting-Show „The Voice“ so einen kleinen Auftritt hatte und wusste, wie schnelllebig das Geschäft sein kann. Dass der Erfolg auf jeden Fall nicht zu Kopfe steigen sollte, weil es auch ganz schnell wieder nach unten gehen kann. Und der Rest der Erfolgsgeschichte ist einfach nur: Immer drangeblieben. Immer versucht, die Mucke zu machen, die ich selbst gerne mag. Ich habe das Gefühl, dass die Leute das spüren und daran anknüpfen können, schon seit Jahren.
Sie waren ja auch TV-Juror bei „The Voice Kids“. Welchen guten Rat würden Sie heute jungen Talenten mitgeben?
MAX GIESINGER: Das ist so schwierig zu sagen, weil sich das Geschäft so krass verändert hat, vor allem durch das Aufkommen von Social Media. Junge Leute bauen sich ihre Musikkarriere mittlerweile ganz anders auf. In der Zeit, als es für mich begann mit den ersten Gigs, das war etwa 2004, da hast du als Talent erst mal in Jugendreffs gespielt, in Bars und auf Stadtfesten. Heutzutage kannst du ja schon direkt bei Tiktok einen Song hochladen und wenn du Glück hast, hast du damit deinen ersten viralen Hit und vielleicht das Jahr darauf schon eine ausverkaufte Tour, ohne jemals auf der Bühne gestanden zu sein. Was kann ich da raten? Viel, viel singen. Auch ein Instrument lernen im besten Fall, dann bist du autark. Das wird immer etwas sein, das die Leute schön finden, das ist eine Fähigkeit, die etwas Besonderes ist. Und wenn man sich dann auch noch mit guten Leuten umgibt, die das Talent in einem sehen und einen stärken, dann kann auch etwas passieren mit dem Talent.
Wenn Sie noch einmal vom Faktor Social Media sprechen: Letztens haben Sie gepostet, dass Sie einen Brief von ihren Nachbarn bekommen haben, mit einer kleinen Bitte – ob Sie bitte ein bisschen leiser Klavier spielen könnten, nachts um 3 Uhr? Sie haben ihr Klavier dann freundlich in den Silent Modus geschaltet, aber: Kommen ihnen in der Nacht etwa auch neue Songideen? Fliegt ihnen da die Kreativität zu?
MAX GIESINGER: Tatsächlich ist die Nacht oft so eine Zeit, in der man kreativ wird. Aber dieser Fall war auch wirklich eine große Ausnahme: Ich wohne hier seit sieben Jahren, die paar Male, die ich nach zwölf Uhr Musik gemacht habe, kann man, glaube ich, an fünf Fingern abzählen. Nach dem Motto: Oh oh, Zeit vergessen, ist ja schon zwölf, muss ja leise sein. Und ich kann die Nachbarn verstehen: Wenn ich selbst abends schlafen will und dann dudelt da einer, egal ob ich die Musik mag oder nicht, dann würde mich das auch aufregen. Daher war es total legitim, dass sie sich gemeldet haben, nur auf Social Media hat das ein kleines Happening ausgelöst. Das hat polarisiert. Ganz viele haben sich aufgeregt und kommentiert: „Das geht überhaupt nicht, du A…!“ (lacht) Aber ich habe Buße getan, ich werde es nie wieder tun. Ja und wann kommt die Kreativität? Ich hab heute zum Beispiel ein Songwriting geplant, in solchen Sessions ist man auf Knopfdruck kreativ. Das geht auch. Aber die meisten Ideen kommen mir eigentlich, wenn ich gar nicht darüber nachdenke, etwas zu schreiben. Ich laufe eine Treppe hoch und dann kommt mir eine Melodie in den Kopf. Das passiert auch.
Zur Person: Max Giesinger, geboren 1988 in Waldbronn, zählt seit seinem Hit „80 Millionen“ zu den bekanntesten Popsängern Deutschlands. Er spielt am Samstag, 10. August, um 19.30 Uhr auf der Freilichtbühne am Roten Tor in Augsburg. Infos, auch zu den Tickets, unter www.augsburger-stadtsommer.de.
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