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Mit der Sprache kommt die Freundschaft: „Am Tag, als Said zu uns kam“ vom Jungen Theater Augsburg'

Premiere

Auf der Suche nach der Sprache des anderen

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    Said (Ramo Ali) und Ida (Helene Schmitt) bewegen sich Buchstabe für Buchstabe aufeinander zu. Szene aus dem neuen Stück des Jungen Theaters Augsburg.
    Said (Ramo Ali) und Ida (Helene Schmitt) bewegen sich Buchstabe für Buchstabe aufeinander zu. Szene aus dem neuen Stück des Jungen Theaters Augsburg. Foto: Annette Zoepf

    In den ersten Minuten galt es nur, aufmerksam zu lauschen und zu schauen. Das junge Publikum und die Erwachsenen, die zur Premiere kamen, ließen sich darauf ein. Sie sahen auf der Bühne große, grüne Klötze, die sich bald als verschieb- und stapelbare Buchstaben herausstellen. Und es tauchten, jeweils nur mit einem kurzen „Hallo“, die beiden Figuren Ida und Said auf, Schulkinder, um die es in diesem Stück geht. Erst einmal wurde nichts gesprochen – die beiden kratzten, pochten, rieben an den Buchstaben-Klötzen, ein zarter Rhythmus, unterstützt von leisem Glockenspiel, schälte sich heraus, eine erste Annäherung.

    Mit dem Stück „Am Tag, als Said uns kam“ gab das Junge Theater Augsburg am Sonntag seine erste Stückpremiere an seinem neuen Spielort im Südflügel des Kulturhauses Abraxas. Ein Stück, mit dem das Junge Theater wie schon so oft zu zeigen vermag, wie junge Menschen durch Poesie, Musik und Spiel für aktuelle gesellschaftliche Fragen sensibilisiert werden können. Das Theaterstück „Am Tag, als Said zu uns kam“ orientiert sich an der Buchvorlage von Susana Gómez Redondo und Sonja Wimmer („Am Tag, als Saída zu uns kam“), Regie führte Susanne Reng, für die Klänge war Ute Legner verantwortlich. Auf der Bühne agierten Helene Schmitt (Ida) und Ramo Ali (Said).

    „Hast du deine Sprache verloren?“, fragt Ida

    Erzählt wird in einer knappen Stunde, wie zwischen zwei Kindern unterschiedlicher Kulturen Freundschaft entstehen kann. Da wundert sich Ida, dass Said, der neu in die Klasse kommt, ihr nicht antwortet, wenn sie ihn anspricht. „Hast du deine Sprache verloren?“, fragt sie ihn, um auf der Bühne jedes Ding umzudrehen, ob seine Sprache denn dort zu finden sei. Klar wird bald, dass Said bisher nur Arabisch sprechen und verstehen kann. Darin liegt auch ein Reiz dieses Stückes, dass Ramo Ali als Said tatsächlich immer wieder Arabisch spricht – sicherlich auch zur Freude derer im Publikum, die es verstanden.

    Dieses Stück lebt vom Spiel mit der Sprache, den Buchstaben, den Wörtern – es dürfte besonders geeignet sein für Kinder in den ersten Grundschulklassen, die schon etwas lesen und schreiben können. Während sich Ida und Said auf Fantasiereisen begeben, bei denen sich die Buchstaben-Klötze mal in ein Boot, mal in ein Flugzeug verwandeln, bringen sie einander Wörter der jeweiligen Muttersprache bei. Da kann auch herzhaft gelacht werden, etwa wenn sie beim Tier mit „E“ den Elefanten pantomimisch darstellen oder beim „D“ einen Dinosaurier. Herrlich auch die Zungenbrecher-Sätze, die sie einander beibringen. Buchstaben und Wörter werden mit Kreide auf die Klötze geschrieben, von links nach rechts – und (arabisch) von rechts nach links. Einer spricht vor, der andere spricht nach. Natürlich nicht immer gleich richtig, aber umso größer die gemeinsame Freude, wenn die Aussprache einigermaßen richtig klingt. Bezaubernd eine Szene, in der sowohl Ida als auch Said zu Hause bei den Eltern von ihrer Freundschaft erzählen – sie auf Deutsch, er auf Arabisch. Gleichzeitig. Allein schon der Klang ihrer Worte genügt, um zu verstehen, wie leicht sich kulturelle und sprachliche Grenzen aufheben lassen, wenn man aneinander mit Neugier, Freude und Empathie begegnet.

    Termine für weitere Aufführungen (auch für Gruppen buchbar) unter www.jt-augsburg.de.

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