Einen letztlich trostvollen Konzertabend hat der Mozartchor Augsburg in der evangelischen St. Ulrichskirche seinem Publikum geschenkt. „Lebenswege. Musik vom Unterwegssein“ war das Programm überschrieben, dessen Repertoire in einem weiten Bogen durch die Jahrhunderte und die Stilrichtungen aus Liedern bestand, die vom Unterwegssein, vom Aufbrechen und Loslassen, vom Suchen und Finden, von Schmerz und Hoffnung auf den Straßen des Lebens erzählten. Es wirkten bei diesem Abend mit: der Mozartchor, Christina Hampp an Klarinette und Querflöte, Peter Bader am Klavier und Daniel Böhm, sowohl als Bariton als auch als Leiter des Mozartchors.
Vom Abschied nehmen erzählten die bekannten Volkslieder „Innsbruck, ich muss dich lassen“, „Muss i denn zum Städtele naus“ und das von Felix Mendelssohn Bartholdy vertonte Gedicht von Joseph Eichendorff „Abschied vom Walde“ – alle drei wurden, vom Chor präzise aufeinander abgestimmt, a cappella gesungen, voller Innigkeit und Tiefe. Was es heißt, die Heimat verlassen zu müssen, in der Hoffnung, in Amerika oder irgendwo anders der Not, dem Hunger und der Verfolgung durch Willkürherrschaft zu entkommen, auch davon erzählten einige Lieder. „Ein stolzes Schiff“, ein Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, vom Ensemble Zupfgeigenhansel neu vertont, präsentierte Daniel Böhm als Solist im Zusammenspiel mit Peter Bader am Klavier: Eine ins Lied gefasste Klage darüber, was es heißt, sich als Amerika-Auswanderer „auf wilden Meereswogen“ aufzumachen in ein neues Schicksal unter „fremdem Himmelsbogen“.
„Ich komm nach Nirgendland“, dichtete Mascha Kaléko
Dunkel gefärbt, von gewollten Dissonanzen durchzogen, vom Chor hervorragend interpretiert, war die Vertonung von Macha Kalékos Gedicht „Wohin ich immer reise“, die aus der Feder der Augsburger Komponistin Erna Woll stammt. „Wohin ich immer reise, ich komm nach Nirgendland“ – dieser Satz wird immer und immer wieder wiederholt, als nicht endend wollende Klage, aus dem Herzen gesprochen der Dichterin Kaléko, die Hitlers Machtergreifung in die Emigration gezwungen hatte.
Und doch war da Hoffnung. Diese sprach aus so vielen Liedern an diesem Abend, hob sich hervor aus der Traurigkeit. „Ich gehe nicht weg / hab meine Frist verlängert / Neue Zeitreise / Offene Welt“, heißt es in Herbert Grönemeyers Lied „Der Weg“, das Daniel Böhm sang. Ergänzt wurde es durch den frohen, vom Chor gesungenen, lebensbejahenden Song „On the road of life“ des euseeländischen Komponisten Chris Artley, der hervorhebt, wie sehr es doch stärken kann, gemeinsam auf dem Weg des Lebens unterwegs zu sein.
Eröffnung mit einem Stück von Ludovico Einaudi
Auch dieser Konzertabend war ein Gemeinschaftswerk, und gerade deswegen so lebendig und vielfältig. Christina Hampp an der Klarinette und Querflöte trug nicht nur zur Begleitung der Lieder bei, im Duo mit Peter Bader am Klavier eröffnete sie mit Ludovico Einaudis Instrumentalstück „Divenire“ den weiten klanglichen Raum, in dem die Zuhörer ihre Gedanken und Träume auf die Reise schicken konnten. Hervorzuheben ist auch die einfühlsame Moderation des Konzerts durch Daniel Böhm, ein Reisebegleiter, der durch kleine Einführungen half, die Tiefe der Stücke noch besser zu verstehen.
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