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  4. Staatstheater Augsburg: So ist die Oper "Das Tagebuch der Anne Frank" am Staatstheater Augsburg

Staatstheater Augsburg
05.02.2023

So ist die Oper "Das Tagebuch der Anne Frank" am Staatstheater Augsburg

Schatten- und Lichtspiele werfen in dieser Inszenierung von Nora Bussenius einen etwas anderen Blick auf das Leben der Anne Frank.
Foto: Jan-Pieter Fuhr

Plus Das Staatstheater Augsburg spielt die Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“: Die Geschichte des Mädchens, das die Gewalt der NS-Zeit im Tagebuch beschrieb, rückt mit Macht in die Gegenwart.

Asche schneit auf Anne Frank. Vom Himmel fallen graue Flocken, sie rieseln auf das Mädchen, das dort am Bühnenrand in einem Schutthaufen kauert. Anne hat sich auf Trümmer gebettet, und im Staub liegen bei ihr: eine Puppe, ein Buch, Kopfhörer, die Reste einer Kindheit. Anne, am Ende. Ihr Haar sogar raspelkurz. Und exakt in diesem Moment zersplittert es, das Bild der Anne Frank, so wie es sich die Welt gemalt hat. 

Fast jeder kennt ihr Gesicht, von alten Fotografien aus ihrem jungen, echten, wahren Leben: schwarze Locken, viel Neugier und Scherz in den Augen. Aber hier spielt jetzt die Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ – und Regisseurin Nora Bussenius baut sich auf der Augsburger Brechtbühne ihr eigenes Bild von Anne. Sie bricht es sogar, in einer Inszenierung mit Knall und Schock und dem virtuellen Gastauftritt eines Diktators. Welche Anne ist das? Das jüdische Mädchen im Versteck, das die Gewalt der NS-Zeit in Notizen festhielt, das im KZ Bergen-Belsen starb? Oder eine Anne, die heute weiterlebt, im Leben der Kriegskinder an den Schlachtfeldern unserer Tage – aller Tage? Auf diese Frage spitzt Bussenius alles zu.

Anne Frank als beispielhafte Geschichte für eine Kindheit im Krieg

Geschickt führt die junge Berliner Regisseurin das Publikum ins Stück, noch bevor der erste Takt klingt. In Stewardessen-Manier säuselt eine Ansage: Herzlich willkommen, bienvenue im „Museum der letzten Dinge“. Und jene „Letzten“ dekorieren die Bühne. Ein Eisbär hängt im Glaskasten von der Decke – in dieser Zukunftsfantasie wohl schon ausgestorben. Auch eine seltene Pflanze liegt im Kasten wie im Labor-Treibhaus. Und zackig wie ein Roboter, wie eine Aufziehballerina setzt sich hinter der Glasscheibe in Bewegung: Olena Sloia, Sopranistin. Mutterseelenallein spielt sie Anne Frank, die einzige Rolle dieser Mono-Oper. Eine Anne zwischen Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. 

Der Krieg in der Ukraine war noch nicht ausgebrochen, als das Staatstheater diese Kammeroper, ein Werk des Russen Grigori Frid, mit auf den Plan genommen hatte. Aber die Umstände der Zeit fallen jetzt in die Inszenierung. Nicht an die Ukraine denken? Den Krieg ignorieren? Unmöglich. Denn zwei Kindheiten in Zeiten von Krieg und Terror treffen sich in dem Werk: 1927 verbannte die Sowjetdiktatur Frids Vater. Der politisch Widerspenstige musste St. Petersburg verlassen, fort ins Nichts von Sibirien, viele seiner Verwandten wurden ermordet. Und nur zwei Jahre später kommt in Frankfurt ein jüdisches Mädchen zur Welt, Annelies Marie Frank. Der Rest ist Geschichte, die sie selbst geschrieben hat: 1934 die Flucht der Familie Frank nach Amsterdam. 1942 der Rückzug zu acht ins Versteck, ins Hinterhaus, Prinsengracht 263. Doch im August 1944 werden die Hinterhaus-Bewohner entdeckt, verhaftet, deportiert. 1945 stirbt Anne Frank im KZ Bergen-Belsen.

Staatstheater Augsburg bringt Grigori Frids Mono-Oper auf die Bühne

Der Komponist Grigori Frid stieß 1969 auf ihre Notizen. Der Sog und die Kraft der Tagebuchseiten ließen ihn nicht los, also fasste er diese Geschichte in knappe, intensive 60 Minuten Musik. Wie das klingt? Wie Schostakowitsch, mit Trompetensignal, Trommel und Klavier beginnt das Werk. Aber es ist doch eine Miniatur, mit neun Musikern, von Fagott bis Cello. In Frids musikalischem Tonfall und in seiner Wahl der Textpassagen liegt schon die Idee, die Bussenius aufgreift: Anne steht für viele. In ihrem Leid und ihrer Hoffnung, als Kind im Terror. 

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In diesem Gewitter der Gefühle und Effekte schont sich die Hauptdarstellerin mit keinem Wimpernschlag. Olena Sloia setzt alle Muskeln ihrer Stimme und ihrer Seele in Bewegung, sie bangt, lacht, schreit, rezitiert und nagelt Spitzentöne in die Luft und spielt sich tief in die Rolle. Tränen werden ihr beim Schlussapplaus in den Augen stehen. Applaus, der sich erst nicht traut, laut zu werden. Aber dann: bravo, zurecht, für die Musik.

Anne Malek dirigiert in Augsburg "Das Tagebuch der Anne Frank"

Am Taktstock leitet Anna Malek ihr Kammerensemble mit feinen Antennen für die Atmosphäre. Zwölfton-Technik, Atonalität, harte Klänge – in den Reibungen findet Malek trotzdem sicher die Frequenz der jeweiligen Emotion. Ein Hauch von Walzer, als sich Anne in Peter verliebt. Ein Marsch bei Gefahr. Der Grundton? A, wie Anne. 

Das Spiel auf der Brechtbühne schwankt dagegen zwischen Verfremdungseffekt, Rührung und Schocker-Kino. Es rüttelt an der Bühnentür, als die Gestapo das Haus durchsucht. Als Anne die Sehnsucht nach Freiheit quält, kreischt Metal-Musik aus den Boxen – und sie zieht sich Lippenstift, fast wie Batmans Urfeind Joker, über die Mundwinkel. Annes kleine Bühnen-Tour auf einem Fahrrad kratzt da mit der Lenkerstange schon an der Skurrilität.

Plötzlich taucht Putin in Anne Franks Geschichte auf

Eine Klarheit findet das Stück in Momenten, die allein Anne Frank gehören, ihren Worten im Original. Trick mit Witz: Schlägt die Bühnen-Anne ihr Tagebuch auf, klingt aus dem Off die Stimme, die aus dem Heft liest. Der Humor steckt auch im Buch selbst, Anne nahm scharf Notiz von ihren Klassenkameraden: „Über die Jungen lässt sich viel, aber auch wenig sagen.“ Haltungsnoten gibt sie ihren „Verehrern“: „schrecklich“, „annehmbar“ oder „nicht so klug“. Aber im Versteck, das ihre Welt auf 80 Quadratmeter schrumpft, begreift sie mehr als die meisten Menschen, die vor ihrer Haustür frei spazierten. Wie aus der Vogelperspektive blickt sie auf ihr Schicksal: „Ich betrachte mir die Angelegenheit einer gewissen Anne Frank.“ Und sie zieht den Schlussstrich ihrer Kindheit selbst: „Es war das Leben einer anderen Anne. Ein ganzer Lebensabschnitt ist für immer vorbei.“ 

Das Leben einer anderen Anne? An der Bühnenwand flackern jetzt Schlagzeilen, Worte wie Krieg, Gewalt, Russland, Ukraine. Soldaten in Camouflage stehen Spalier und schließlich schaut der Leibhaftige ins Bild, Wladimir Putin. Ab jetzt wird Annes Geschichte in die Gegenwart übersetzt, ausbuchstabiert und durchdekliniert. So wie in Filmen, Serien, Instagram-Stories, die ihre Geschichte heute von den Seiten ihres Tagebuchs lösen. 

Asche schneit also auf Annes Haupt. Oder auf das Haupt der Nachgeborenen? Krieg in Europa, haben sie denn nichts gelernt? Dazu noch ein Wort von Anne: „Ich halte an den Erwartungen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das Gute im Menschen glaube.“

Info: Nächste Vorstellungen am 12. Februar und am 2. März.

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