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Laichplätze für Amphibien im Augsburger Stadtwald ausgetrocknet

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Naturschützer schlagen Alarm: Niedriger Lechpegel hat dramatische Auswirkungen im Stadtwald

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    Hier verlief früher ein Bach - heute undenkbar. Es bleibt nur vertrocknete Erde in der Schießplatzheide des Augsburger Stadtwalds zurück.
    Hier verlief früher ein Bach - heute undenkbar. Es bleibt nur vertrocknete Erde in der Schießplatzheide des Augsburger Stadtwalds zurück. Foto: Sophie Knorr

    Naturschützer schlagen angesichts der aktuell außergewöhnlichen Trockenheit im Augsburger Stadtwald Alarm: Das Phänomen sei grundsätzlich nicht neu, gewinne aber an Dramatik und sei in dieser Dimension in den vergangenen Jahren nicht aufgetreten. In diesem Frühjahr habe es auch Biotope, die von Amphibien zum Laichen genutzt werden, erwischt, so der renommierte Lech-Kenner Eberhard Pfeuffer, der die Entwicklungen im Stadtwald und den Augsburger Lechheiden seit Jahrzehnten beobachtet. Die Ursache ist nicht klar, die Vermutungen gehen aber in eine Richtung.

    „Was die Biodiversität betrifft, ist der Augsburger Stadtwald immer noch ein Kleinod in Bayern“, sagt Pfeuffer. Das Biotop an der Schießplatzheide sei einmal das Zentrum zum Ablaichen für Amphibien gewesen. Der Artenreichtum im Stadtwald sei schon zurückgegangen, bei den Amphibien seien der Grasfrosch und Erdkröte noch übrig. „Aber auch der Grasfrosch steht an der Grenze zur Auslöschung“, erzählt Pfeuffer. „Früher wimmelte es rings um den Teich nur so vor Kaulquappen. Ob das Gebiet überhaupt noch zum Laichen genutzt werden kann, wage ich zu bezweifeln“, erzählt der Naturschützer. Nun sei eines der wichtigsten Naturschutzgebiete im Begriff, eines seiner markantesten Biotope zu verlieren.

    Der Teich hatte früher einmal die Höhe bis zum Rand der Grube erreicht. Heute ist kaum noch etwas davon übrig.
    Der Teich hatte früher einmal die Höhe bis zum Rand der Grube erreicht. Heute ist kaum noch etwas davon übrig. Foto: Sophie Knorr

    Biotope im Augsburger Stadtwald sind so gefährdet wie nie zuvor

    Die voranschreitende Trockenheit sei grundsätzlich kein neues Problem. Viele Arten hätten aufgrund der sich immer weiter ausbreitenden Trockenheit bereits in den letzten Jahren nicht länger bestehen können, denn für die meisten sei vor allem Feuchtigkeit und Wasser lebensnotwendig. Auch Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Augsburg, stuft die Situation als dramatisch ein: „Das ist kein Vorbote des Klimawandels mehr, wir sind bereits mittendrin.“

    Die Ursache für das Austrocknen des Biotops ist nicht ganz klar. Pfeuffer schließt einen Zusammenhang mit einem neuen Brunnen der Stadtwerke nicht aus, für wahrscheinlicher hält er den momentan extrem niedrigen Pegelstand des Lechs, was sich wiederum auf den Grundwasserspiegel im Stadtwald auswirkt. Hintergrund ist zum einen der niederschlagsarme Winter, zum anderen die Tatsache, dass am Forggensee im Ostallgäu im Winter Sanierungsarbeiten an Kraftwerk stattfanden. Der sonst übliche Winterablass des Sees entfiel, was weniger Wasser im Lech zur Folge hatte. Aktuell läuft der Aufstau für den Sommer. Das Thema betrifft wie berichtet auch die Kanu-Wettkampfstrecke am Eiskanal. Der Pegel am Lech in Haunstetten lag im Frühjahr gleich mehrere Wochen unter dem niedrigsten für einen Tag gemessenen Pegelstand des Jahres 2024. Im März führte der Lech in Haunstetten im Schnitt so wenig Wasser wie seit zehn Jahren nicht mehr, wie sich aus den Messwerten ergibt.

    Nötig sei in der aktuellen Situation mehr Wasser für den Lech, so Pfeuffer. Die Lechallianz, ein Zusammenschluss aus Umweltverbänden, Alpenverein, Kanuverband und Jägervereinigung, wandte sich zuletzt an Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Man fordere nun Ursachenforschung und Maßnahmen, da Flora-Fauna-Habitat-Gebiete betroffen seien. Man halte es auch für eine „unhaltbare Vorgehensweise“, dass der Kraftwerksbetreiber Uniper den Forggensee trotz des geringen Zuflusses aus den Alpen aufstaut. Gefordert sei nun das Ministerium.

    Stadtwald Augsburg: Im Februar fiel nur ein Drittel der Niederschlagsmenge

    Die Stadtwerke erklärten, das Umfeld der Brunnen genau zu beobachten und ausschließen zu können, dass der Brunnenbetrieb die Ursache für das Trockenfallen der Biotope ist. Von der Problematik sei schließlich auch ein Biotop betroffen, das sich nicht in der Nähe eines laufenden Brunnens befindet. Im Februar sei allerdings nur ein Drittel der Niederschlagsmenge des Vorjahrs im Stadtwald gefallen, wie Messdaten ergeben. Auch die Stadtwerke verweisen auf den niedrigen Wasserstand im Lech.

    Da die Biotope sehr seicht seien, machten sich nur wenige Zentimeter Unterschied beim Grundwasserstand sofort bemerkbar. Die Stadtwerke verweisen auch darauf, die Tümpel im weiteren Umfeld der Brunnen in Absprache mit dem Naturschutz entschlammt zu haben, um sie gegen niedrigen Grundwasserstand resistenter zu machen. Zudem habe man in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband und der Forstverwaltung einige grundwasserunabhängige Biotope angelegt.

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