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Namen mit Geschichte: Der Augsburger Stadtwald und seine Bezeichnungen

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Wie der Siebentischwald in Augsburg zu seinem Namen kam

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    Ungewöhnliche Namen kann man im Augsburger Stadtwald entdecken - eine sogenannte Waldabteilung heißt „Sack“.
    Ungewöhnliche Namen kann man im Augsburger Stadtwald entdecken - eine sogenannte Waldabteilung heißt „Sack“. Foto: Wilfried Matzke

    An Wegkreuzungen in den Wäldern hängen oft Schilder mit historischen Bezeichnungen. Sie verweisen auf die sogenannten Waldabteilungen, eine alte forstwirtschaftliche Einteilung. Eine ganz besondere Geschichte und damit auch interessante Waldabteilungsnamen kann der Augsburger Stadtwald vorzeigen.

    Seine heutige Fläche gehörte bis zum Jahr 1803 zu drei verschiedenen Ländern, nämlich zur Freien Reichsstadt Augsburg, zum Herzogtum beziehungsweise Kurfürstentum Bayern sowie zum Reichsstift St. Ulrich und Afra. Heuer wurde der Stadtwald wegen seiner einzigartigen Naturlandschaft zum deutschen „Waldgebiet des Jahres“ gekürt. Das bereits seit 1942 unter Naturschutz stehende Gebiet gilt jedoch auch als eine bemerkenswerte Kulturlandschaft. „Das rührt daher, dass diese Gegend einst für Augsburg bedeutsam war, insbesondere für die Wasserversorgung, aber auch als Weidefläche und Jagdgebiet“, erläutert Jutta Goßner, die Vorsitzende des Kulturkreises Haunstetten.

    Neues Kartenwerk mit der Kulturgeschichte des Stadtwalds

    Der Verein hat sich intensiv mit der Kulturgeschichte des Stadtwaldes beschäftigt und kürzlich das Ergebnis in einem Kartenwerk veröffentlicht. Heute ist der 22 Quadratkilometer große Stadtwald in die beiden Forstreviere „Siebenbrunn“ mit dem Siebentischwald im Norden und „Haunstetten“ mit dem Haunstetter Wald im Süden unterteilt. Mittendrin liegt der Stadtteil Siebenbrunn, welcher im Jahr 1910 mit der Eingemeindung der Streusiedlung Meringerau entstand.

    Ein Grenzstein im Augsburger Stadtwald.
    Ein Grenzstein im Augsburger Stadtwald. Foto: Anna Kondratenko

    Das städtische Forstrevier Nr. 1 „Siebenbrunn“ besteht aus 18 Waldabteilungen. Die Waldabteilungsnamen haben meist die rätselhafte, eigentlich auf einen Hügel verweisende Endung „Kopf“. Sie gehen auf das Jahr 1602 zurück. Damals konnte die Freie Reichsstadt Augsburg vom Bischof Heinrich von Knöringen einen größeren Teil des heutigen Siebentischwaldes erwerben. An diesen Bischof, einen Freund der Kapuzinermönche, erinnert die Waldabteilung „Kapuzinerkopf“ nahe dem Zoo.

    Der Waldabteilungsname „Holzwartskopf“ beim Stempflesee verweist auf den reichsstädtischen Waldaufseher, der an maximal sieben Tischen vor seiner Diensthütte auch Ausflügler bewirten durfte. Aus dieser Nebentätigkeitsbeschränkung leitete sich später der Name des Siebentischwaldes ab. Mit Oberer, Mittlerer und Unterer Grenzkopf überliefern drei Abteilungsnamen, dass bis zum Jahr 1806 die südliche Grenze der Freien Reichsstaat entlang des Grenzgrabens verlief. Seltsam erscheint die Bezeichnung „Sack“. Diese Waldabteilung heißt so wegen ihrer sackartigen Form, eingezwängt zwischen Lochbach, Brunnenbach und Grenzgraben.

    Schachbrettartige Einteilung sollte Jagd- und Forstwirtschaft profitabler machen

    Der Haunstetter Wald und das heutige Siebenbrunn gehörten einst als Meringer Au zum Herzogtum beziehungsweise Kurfürstentum Bayern. Nach einem kurfürstlichen Erlass aus dem Jahr 1764 sollte mit einer schachbrettartigen Einteilung die Jagd- und Forstwirtschaft profitabler gemacht werden. Deshalb wurden schnurgerade Wege freigeschlagen und mit dem Zusatz „Geräumt“ benannt. Diese Wegenamen gaben später den Waldabteilungen im städtischen Forstrevier Nr. 2 „Haunstetten“ ihren Namen.

    Mehrere der 21 Bezeichnungen beziehen sich auf das Jagdwesen, wie das Pürsch-Geräumt, altdeutsch für Pirsch. Mit dem Preysing-Geräumt wurde der damalige „Forstminister“ Graf von Preysing verewigt. Historisch interessant ist auch das Wasserhäusl-Geräumt. Sein Name verweist auf eine noch vorhandene Diensthütte der reichsstädtischen Wasserwarte im kurfürstlichen Wald, also im Ausland. Diese Männer sorgten dafür, dass reines Quellwasser und kraftvolles Lechwasser getrennt nach Augsburg flossen. Einige Waldabteilungsnamen geben jedoch Rätsel auf, wie das Hundszwinger-Geräumt oder das Kupferbichl-Geräumt.

    Der Kulturkreis Haunstetten hat mit städtischer Unterstützung eine Stadtwald-Karte herausgegeben. Dieses Druckwerk dokumentiert 123 Kulturspuren aus zwei Jahrtausenden. So kann man bei einem Spaziergang oder einer Radtour die historischen Schätze des Stadtwaldes und des mittendrin liegenden Stadtteils Siebenbrunn entdecken. Die Karte ist bei der Bürger- und Tourist-Information am Rathausplatz kostenlos erhältlich.

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