Die Situation im Augsburger Grünamt in den ersten Juniwochen war dramatisch: Weil Grundwasser nach dem Starkregen am 1. Juni den Keller des Gebäudes im Botanischen Garten überflutete, fielen Strom und Computeranlage aus. Aus statischen Gründen konnte das Wasser nicht abgepumpt werden, auch die Heizungsverteilung stand unter Wasser und wurde beschädigt. Vier Wochen sei man praktisch nicht arbeitsfähig gewesen, so Grünamts-Leiterin Anette Vedder. Mitarbeiter hätten aus dem Homeoffice irgendwie die Geschäfte geführt, weil die Arbeit vor Ort nicht möglich war.
Probleme im Augsburger Grünamt: Schimmel, Stromausfall, defekte IT
Aktuell ist das ganze Gebäude über zwei Baustellen-Stromleitungen versorgt. Eine Dauerlösung ist das nicht. Der Standort bereitet ohnehin seit Jahren Kopfzerbrechen, weil eine Sanierung des ganzen Komplexes mit Nebengebäuden nötig wird. Es gibt einen millionenschweren Masterplan zur Sanierung über die kommenden Jahre, doch schon für den aktuellen Bauabschnitt fehlen angesichts der unerwarteten Grundwasserschäden, die zudem für Schimmelbefall sorgen, mehr als zwei Millionen Euro. Zudem muss das Dach des markanten Gartenhauses saniert werden, weil sich Dachziegel lockern. Seit dem Sommer ist das Gebäude, an dem auch die Besucher des Botanischen Gartens vorbeigehen, mit Bauzäunen abgesperrt. Im ungünstigsten Fall, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), müsse man sich Gedanken machen, die Grünverwaltung auf mehrere Standorte aufzuteilen, wenn man bei der Finanzierung nicht vorankomme.
Nach einer aktuellen Rechnung benötigt die Stadt um die 3,12 Millionen Euro, um die größten Schäden zu beheben und einen Anbau so zu sanieren, dass dort elf Büros unterkommen. Aktuell könne man nicht allen Mitarbeitern einen Arbeitsplatz vor Ort bieten, so Vedder, weil Raumnot herrscht. Ohne Homeoffice gehe es nicht. Das Grünamt hat in den vergangenen Jahren zusätzliche Stellen bekommen, nachdem die Aufgaben etwa mit der Baumpflege wuchsen. Problem: Aktuell hat die Stadt nur 800.000 Euro in der Hinterhand.
Opposition im Augsburger Stadtrat: „Was denkt Ihr Euch dabei?“
Dass nicht genug Geld da ist, stößt bei der Opposition auf Unverständnis. „Nur das Allernötigste kostet um die drei Millionen Euro, es stehen aber gerade einmal 800.000 Euro zur Verfügung. Was denkt Ihr Euch dabei?“, wütete ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger zuletzt im Umweltausschuss des Stadtrats. Sieglinde Wisniewski sprach von einer „desolaten Haushaltslage“ und einer „bedrohlichen“ Situation. „Dann braucht man sich doch nicht wundern, wenn kein Mensch bei der Stadt arbeiten will“, so Wisniewski.
Umweltreferent Erben sagte, er sei angesichts der Lage „nicht euphorisch“. Wenn es kein Geld gebe, müsse man überlegen, wie man Teile der Dienststelle verlagern könne, wobei es seitens der Mitarbeiter erhebliche Bedenken gibt. Erben bekam Unterstützung von der Koalition. Peter Uhl (CSU) sprach von einer „scheinheiligen Debatte“, die die Opposition hier anzettle. Die Grundwasserschäden seien unerwartet gekommen. Peter Rauscher (Grüne) hielt der SPD vor, nach einem Wahlkampfthema zu suchen. Im Hinblick auf die Frauen-Fußball-EM-Diskussion sagte Rauscher, dass die SPD offenbar keinerlei Bedenken gehabt hätte, „vier Millionen Euro plus X für eine EM lockerzumachen, während in der Stadt Gebäude zerfallen“.
Zusätzliche Telefone vertragen die alten Leitungen nicht
Laut Stadt können mit den 800.000 Euro die elf neuen Büroarbeitsplätze in einer alten Betriebswohnung hergerichtet werden und ein marodes Gewächshaus abgerissen werden (das ist aus Brandschutzgründen Voraussetzung für den Umbau); Strom und IT-Erneuerung seien aber nicht finanziert. In den Jahren ab 2025 wären dann auch der Abriss der alten Werkstatt und eine Netzwerkertüchtigung nötig, nachdem auf die aktuell verlegten Telefonleitungen keine neuen Apparate mehr aufgeschaltet werden können. „Neue Mitarbeiter bekommen ein Handy in die Hand gedrückt und das war es“, so Amtsleiter Vedder einigermaßen ernüchtert. Ab 2028 wären dann ein Neubau von Fahrzeug- und Lagerhallen und eine energetische Sanierung vorgesehen. Perspektivisch hat die Stadt für die Jahre ab 2027 einen Betrag von 13 Millionen Euro zurückgelegt, allerdings noch unverbindlich.
Wie bitte!? Es ist kein Geld da!? Was ist denn dann mit unseren Steuern passiert? Wir sind das Land mit der höchsten Abgabelast weltweit!
Fake News! Wir haben zwar eine hohe, aber nicht die höchste Abgabenlast: https://www.bdae.com/journal/2648-in-diesen-laendern-sind-steuern-und-abgaben-am-hoechsten
Lieber Herr Robert Miehle-Huang, Sie verbreiten Fake News, nicht ich. Ihre Daten stammen aus 2018, da war Deutschland ganz knapp hinter Belgien auf Platz zwei. Deutschland ist längst auf Platz eins: https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article207705299/Bei-den-Lohnabzuegen-ist-Deutschland-jetzt-Weltmeister.html Aber Unabhängig davon: Was wird mit unseren Steuergeldern gemacht!?
Deutschland ist immer noch auf Platz zwei hinter Belgien und damit Ihre Behauptung nach wie vor falsch! https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/oecd-studie-nur-dieses-eine-land-hat-hoehere-steuern-und-sozialabgaben-als-deutschland/100033375.html
Wieso wird so ein (zugegeben romantisch wirkendes) Gebäude bzw. der Betriebshof aufwendig und teuer saniert? Spätestens nach dem Grundwassereintritt hört sich das alles sehr nach einem wirtschaftlichen Totalschaden an. Mit der Flickschusterei einer Sanierung hat man am Ende wieder nur Stückwerk mit mäßigem Standard und es werden wie immer neue Probleme während der Sanierung auftauchen, wodurch es noch teurer werden wird, womit dann aber wieder niemand rechnen konnte. Abreißen und dann Modulbau hinstellen ist effizienter, am Ende wohl auch günstiger und schneller. Oder man geht neue Wege, wie bspw. mit Holz und Lehm beim Umweltzentrum, und schafft etwas vorzeigbares für die Zukunft.
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