Mitten im Wohngebiet von Kriegshaber befindet sich das St. Wolfard-Haus im Thaddäuszentrum an der Madisonstraße. Hier ist die Heimat der Katholisch-afrikanischen Gemeinde, die 2014 offiziell gegründet wurde. Für die vielen afrikanischen Christen, die in Augsburg leben, war dies ein Meilenstein. Wegbereiter war damals Pfarrer Gerhard Groll von St. Thaddäus, dem auffiel, dass häufig afrikanisch-stämmigen Gläubige seine Gottesdienste besuchten. Im Gespräch erfuhr er, dass diese Menschen gerne beim Beten und Singen ihr heimatliches Lebensgefühl in die Messen einbringen wollen. Klatschen, Tanzen, Rhythmusinstrumente wie Trommeln oder Tambourin gehören in Afrika bei einer Messfeier dazu.
Gottesdienst verläuft mehrsprachig
Aus den ersten sporadisch abgehaltenen Gottesdiensten, etablierte sich dann die Gemeinde, die nun jeden Sonntag um 14 Uhr im St. Wolfard-Haus eine Messe, teils auf Englisch, Deutsch oder Französisch anbietet. Der Zuspruch ist gut. Die Christinnen und Christen kommen inzwischen nicht nur aus der Umgebung, sondern nehmen auch weitere Wege in Kauf, um gemeinsam die Liturgie zu feiern.

Die Stimmung im hellen Kirchenraum, der auch für andere Veranstaltungen und Konzerte genutzt werden kann, ist warm, herzlich und offen. Als Besucher fühlt man sich sofort eingeladen, mitzumachen, mitzusingen und gemeinsam zu Beten. Mit Hilfe des dreisprachigen Lied- und Gebetsbuches gelingt die Teilnahme am Gottesdienst leicht. Schon beim Eingangslied begleitet Natacha Bamy, die auch als Pfarrsekretärin in der Gemeinde arbeitet, den Gesang mit dem Tambourin. Weitere Teilnehmer geben mit verschiedenen Handtrommeln, Percussionrasseln und zwei großen Congatrommeln den Rhythmus vor. Diese spielt Oge Ozofor, der der Gemeinde bereits seit ihrer Gründung angehört. Über allen Instrumenten tönt der kraftvolle Gesang. Im Raum stehen zwar eine Orgel und ein Flügel, aber die kommen bei der Messe kaum zum Einsatz. Zentral sind die Stimmen und die Rhythmusinstrumente.
„Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“
Im Rahmen der Predigt, die Pfarrer Vitalis sowohl in Deutsch als auch in Englisch spricht, sagt er einen interessanten Satz: „Europäer haben eine Uhr, Afrikaner haben Zeit“. Das erklärt auch, dass die Messe über 90 Minuten dauert, denn auf die Uhr sehen hier weder der Pfarrer noch die Teilnehmenden. Klein und groß freuen sich am gemeinsamen Singen und Beten und dafür nehmen sie sich die Zeit. Einige sind in bunter, traditioneller afrikanischer Kleidung gekommen, andere wieder dick eingepackt. Mesner Kevin Uchendu Ibeh trägt ein weißes Gewand. Auch sein 14-jähriger Sohn beteiligt sich an der Messe, er trägt als Lektor die 2. Lesung vor. Integriert in den gesamten Ablauf sind die meisten Anwesenden.
Doch über die Gottesdienste hinaus herrscht in der Katholischen-afrikanischen Gemeinde ein buntes und vielfältiges Miteinander. Spezielle Gottesdienste, wie die Teilnahme am Gottesdienst der Nationen in der Basilika St. Ulrich und Afra, Familienausflüge zum Beispiel ins Legoland, dem Gemeindeausflug, aber auch weitere liturgischen Veranstaltungen wie die Feier der Erstkommunion oder dem Schulanfangsgottesdienst mit Segnung der Schulranzen sind fest im Jahresprogramm der Gemeinde etabliert. Darüber hinaus bietet die Gemeinde konkrete Hilfen an, wie die Unterstützung bei Behördengängen oder Kontakt zu Fachdiensten im Bereich der Migration beziehungsweise Integration. Hilfreich ist hier das große Netzwerk, das in viele Richtungen geht und wichtige Anknüpfungspunkte bietet.
Priester Emesi blickt auf 20 Jahre zurück
Motor und zentrale Anlaufstelle ist Gemeindepfarrer Pater Vitalis Ogochukwu Emesi, der dem SMMM-Orden angehört. Das Ordenskürzel steht für Sons of Mary Mother and Mercy. Der 50-jährige Priester stammt aus Adazi-Nnukwu in Nigeria und trat nach dem Abitur dem Orden bei. Nach Postulat und Noviziat studierte er in seinem Heimatland Theologie und Philosophie und wurde 2004 zum Priester geweiht. Nach Tätigkeiten im Plenarrat seines Ordens kam er im Jahr 2007 nach Kriegshaber als Kaplan. Weitere Kaplansstellen hatte Pater Vitalis in der Pfarreiengemeinschaft Rennersthofen. Er war drei Jahre lang Kaplan, Pfarradministrator und Seelsorglicher Mitarbeiter in der Pfarreiengemeinschaft Oy-Mittelberg, bevor er für ein Jahr in die Pfarreiengemeinschaft Aindling wechselte. „Das war schon eine bewegte Zeit, aber ich kam immer gut mit den Menschen zurecht und fühlte mich gut angenommen“, erzählt er. Der Wechsel von Altbayern ins Allgäu sei anfangs etwas holprig gelaufen, aber schließlich blieb er drei Jahre und hat an diese Zeit viele schöne Erinnerungen.

Besonders war dann für Pater Vitalis die Übernahme der Pfarrstelle der neu gegründeten Katholischen Afrikanischen Gemeinde in Augsburg. „Hier habe ich ein sehr umfangreiches und sehr befriedigendes Aufgabenfeld. Das macht mir viel Freude und inzwischen bin ich auf für alle afrikanischen Katholiken im Bistum zuständig,“ sagt er. „Viele Afrikanerinnen und Afrikaner, die hier leben, finden im Glauben einen Anker und für sie ist es wichtig ihn mit Landsleuten in heimatlicher Tradition zu leben. Dazu gehört auch, dass sie hier die Möglichkeit haben, beispielsweise in ihrer Muttersprache zu beichen,“ erklärt Pater Emesi.
Lachend verrät er, dass er nicht alle 252 nigerianischen Sprachen beherrscht, „…. aber mit Igbo, Hausa und Yoruba komme ich schon recht weit“. Neben seinem 20-jährigen Priesterjubiläum, das die Gemeinde 13. Oktober mit einem großen Gottesdienst und anschließenden Fest feierte, gab es an diesem Tag quasi noch ein drittes Jubiläum: Pater Vitalis wurde 50 Jahre alt.
Info Sehenswert ist die Webseite der Gemeinde: Katholische-afrikanische-gemeinde-augsburg.de
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