Jedes Jahr am 8. März wird der internationale Frauentag gefeiert. Seit 1911 wird damit auf Frauenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter aufmerksam gemacht. Ursprünglich ging dieser Tag aus einem Streik von Textilarbeiterinnen in den USA hervor. Im Nationalsozialismus ersetzte der Muttertag den Weltfrauentag. Erst in den 60er Jahren feierte der Weltfrauentag ein Comeback. Wir wollten wissen: Wie stehen Augsburgerinnen und Augsburger zu diesem Tag? Brauchen wir überhaupt noch einen Frauentag?

Sophie Heidelberger, 20 Jahre aus Augsburg
Ich finde den Weltfrauentag total wichtig - und es ist schön, dass es einen Tag nur für Frauen gibt. Allein die letzte Wahl war sehr bezeichnend. An diesem Tag sollten alle zusammen die Frauen feiern und die Männer sollten dankbar sein, eine Frau in ihrem Leben zu haben und mitfeiern. Sie sollten bewusst Zeit mit den Frauen in ihrem Leben verbringen. Schließlich wäre ohne Frauen niemand von uns hier.

Dagmar Bergmann, 60 Jahre aus Stadtbergen
Für mich ist der Weltfrauentag ähnlich wie der Valentinstag ausschließlich kommerziell und eher in osteuropäischen Ländern verwurzelt. Hauptsächlich Blumenläden profitieren von diesem Tag. Deshalb find ich den Frauenweltgebetstag, der immer am ersten Freitag im März stattfindet, bedeutsamer für die Solidarität unter Frauen weltweit. Zum Beispiel spielen kirchliche Musiker, dann überall die gleichen Lieder und das sorgt für Zusammenhalt. Für diesen Anlass habe ich gerade Geschenke gekauft.
Nour Sabah, 33 Jahre aus Augsburg
Ich bin mit 20 Jahren hierher gekommen und stamme aus einer arabischen Familie - dort ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern noch deutlich größer und Frauen sind meistens abhängig von ihren Männern. Es ist ein Teufelskreis. Frauen in unserem Kulturkreis wird gesagt, dass sie keine Bildung benötigen, weil sie später sowieso heiraten werden. Somit haben sie später keine Arbeitsstelle und können sich auch nicht scheiden lassen, wenn es zu Problemen in der Ehe kommt. Auch meiner Mutter erging es so, weshalb sie für uns Kinder ein besseres Leben wollte und uns beim Lernen unterstützte. Aktuell arbeite ich in einer Apotheke und studiere Pharmazie. Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass Frauen untereinander wenig unterstützend sind. Das macht mich traurig.
Franz Stimpfle, 67 Jahre aus Augsburg
Ich bin überzeugt davon, dass der Weltfrauentag weltweit unerlässlich ist. Ich denke dabei an die Beschneidung von Frauen in manchen afrikanischen Ländern, oder daran, dass Frauen in muslimischen Ländern immer noch unterdrückt werden. Aber auch in Deutschland existiert noch ein Ungleichgewicht bei der Bezahlung von Männern und Frauen.

Irina Glässmann, 37 Jahre aus Augsburg
Ich komme aus Russland und dort ist der Weltfrauentag ein echter Feiertag, an dem Männer Blumen für ihre Frauen besorgen und Geschäfte geschlossen sind. Hier bekomme ich davon wenig mit, obwohl auch hierzulande noch veraltete Rollenbilder vorhanden sind. Denn manche Männer finden nach wie vor, dass Frauen hinter den Herd gehören. Zwar übernehme auch ich den Großteil der Kindererziehung, aber mein Mann hilft trotz Schichtdienst so gut es geht mit. Und auch ich arbeite wieder, seitdem meine Tochter ein Jahr alt ist. Das war aber nur möglich, weil Oma und Opa als Babysitter eingesprungen sind. Ein Krippenplatz wäre zu teuer gewesen. Mein Vater hat sogar die Windeln gewechselt.
Lucia Ostler, 65 Jahre aus Augsburg
Wir brauchen den Weltfrauentag unbedingt noch, insbesondere in der jetzigen Situation. Die Männerwelt ist gerade sehr dominant - ich denke da an Putin oder Trump. Eine Frau wäre in einer solchen Situation viel diplomatischer vorgegangen. Da liegt meiner Meinung nach daran, dass Frauen oft viel mehr zu koordinieren haben. Sie sind Mütter, kümmern sich um Alte und Nachbarn. Da geht es um viel mehr als Geld, Macht, Karriere. Ich war ja selbst Krankenschwester und habe früher mitbekommen, dass die ganzen Ärzte früher Männer waren. Das ändert sich gerade. Aber auch heute noch müssen die jungen Ärztinnen härter dafür kämpfen und ihr Können beweisen. Daher sind wir auf einem guten Weg in Sachen Gleichberechtigung, aber es geht noch zu langsam vorwärts. Gerade in der Erziehung und bei Bewerbungen brauchen junge Frauen deshalb noch mehr Zuspruch.
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