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Axt-Attacke
20.07.2016

Die Chronologie der Würzburger Schreckensnacht

Ein Zeuge berichtete von einem lauten Ruf: "Etwas Nicht-Deutsches".
2 Bilder
Ein Zeuge berichtete von einem lauten Ruf: "Etwas Nicht-Deutsches".
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

Als der 17-jährige Riaz Khan in einem Zug mehrere Fahrgäste schwer verletzt, ist der Terror in der Region Mainfranken angekommen. Die Chronologie einer Schreckensnacht.

Es ist eine asiatische Touristen-Familie aus Hongkong, die der Amokläufer in einem Regionalzug schwer verletzt hat: Vater (62), Mutter (58), ihre Tochter (26) sowie deren Freund (30). Nach Informationen der Redaktion hat es den Freund der jungen Frau am schlimmsten getroffen: Der 17-jährige Afghane Riaz Khan soll ihm mit der Axt in den Bauch geschlagen haben. Die Mutter soll Kopfverletzungen erlitten haben, und auch die Tochter ist verletzt. Nur der Sohn der Familie soll den Amoklauf ohne gravierende Verletzungen überstanden haben.

Der Täter soll vor einem Jahr als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen sein. Zuletzt wohnte er in einer Einrichtung in Ochsenfurt, seit zwei Wochen bei einer Pflegefamilie in Gaukönigshofen (Lkr. Würzburg). Am Montagabend soll er gegen 20 Uhr das Haus seiner Pflegeeltern verlassen haben und später in Ochsenfurt in den Zug Richtung Würzburg gestiegen sein und neben der asiatischen Familie Platz genommen haben. Zeugen wollen gesehen haben, wie der Mann seinen Platz verließ – und wenig später mit einem Messer in der einen und einer Axt in der anderen Hand auf die Touristenfamilie losging.

Als die anderen Fahrgäste merkten, was passiert war, zog jemand die Notbremse, und der Zug stoppte im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld, direkt hinter der kleinen, ruhigen Anwohnerstraße Röthenweg. Zeugen sahen, wie der Amokläufer in dem Waggon zu Boden stürzte und dann, mit der blutigen Axt in der Hand, aus dem Zug sprang.

Was die Anwohner sahen

Melanie Göttle und Günter Karban sahen fern, als sie gegen 21.15 Uhr Hilferufe hörten. Ihr Garten grenzt an die Gleise, ein altersschwaches, schmales Tor, umwuchert von Brennnesseln, schützt ihr Grundstück vor ungebetenen Gästen von der Bahnstrecke. Die beiden liefen hinaus, rissen das schmale Tor auf und mit bloßen Händen das Gestrüpp ab, damit die Menschen aus dem Zug durch ihren Garten fliehen und die Hilfskräfte sich um sie kümmern konnten. Auf der Straße drängten sich Polizeiautos, Kranken-, Notarzt- und Feuerwehrfahrzeuge.

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„Die Sanitäter haben die Verletzten auf Tragen durch unseren Garten zu den Krankenwagen gebracht“, sagt Melanie Göttle. Sie selbst, ihr Mann und Nachbarn halfen, so gut sie konnten, brachten Decken und Tücher. Im Hof des Nachbarhauses wurden die geschockten Menschen mit Getränken und Süßigkeiten versorgt. Dann schickte die Polizei die Anwohner in ihre Häuser.

Der asiatische Mann hat ganz furchtbar ausgeschaut“, sagt Melanie Göttle, „ich hoffe so sehr, dass er den Angriff überlebt.“ Den Amokläufer hat sie nicht gesehen. Aber ein Nachbar hat ihr erzählt, dass der Afghane mit einer blutbeschmierten Axt in der Hand an ihm vorbei Richtung Main gelaufen sei. Gegen 21.55 Uhr sollen die Polizeischüsse gefallen sein, die den 17-Jährigen auf seiner Flucht am Mainufer töteten. Hier lag seine Leiche bis um 6.35 Uhr am Dienstagmorgen. Zuvor, als es noch dunkel war, hatten Polizei, Spezialisten des Landeskriminalamts und die Feuerwehr die Stelle am Mainufer mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, ein Boot der Wasserschutzpolizei hatte das Gelände mit Scheinwerfern ausgeleuchtet, überall waren Ermittler mit Taschenlampen unterwegs.

Nicht weit entfernt von den Ereignissen leben die Eltern von Dirk Nowitzki. Am nächsten Tag wird der Basketball-Star aus den USA twittern: „Sprachlos. In Gedanken bin ich in meiner Heimatstadt Würzburg. Kranke Welt . . .“ Dirks Vater Jörg Nowitzki wundert sich am Montagabend über die vielen Sirenen und Knattern der Hubschrauber, die über Heidingsfeld kreisen. „Ich dachte zunächst, es sei etwas auf der nahen Autobahn passiert“, so Jörg Nowitzki. Als er am nächsten Tag von den schrecklichen Ereignissen in der Nachbarschaft erfährt, fällt er wie sein berühmter Sohn ein knappes Urteil: „Verrückte Welt.“

Wie die Polizei die Zeugen vernahm

Während am Dienstagmorgen der tote 17-Jährige abtransportiert wurde, wurden in der Polizeiinspektion in der Weißenburgstraße Zeugen des Amoklaufs vernommen. Nach Informationen der Redaktion ist eine junge Sozialpädagogin dabei, die in der Ochsenfurter Einrichtung arbeitet, wo der Afghane untergebracht war, bevor er von einer Pflegefamilie aufgenommen wurde. Die Frau soll sich zufällig im selben Zug mit ihm befunden haben, weil sie sich in Würzburg mit ihrem Freund treffen wollte. Noch aus dem fahrenden Waggon soll sie dem jungen Mann per Sprachnachricht geschildert haben, was in dem Zug vor sich geht.

Der Freund soll daraufhin die Polizei alarmiert haben. Wie die anderen geschockten Fahrgäste, die die Tat miterlebt hatten, wurde die Frau vor ihrer Vernehmung in die s.Oliver-Arena gebracht und dort psychologisch betreut.

Dort, wo sonst Würzburgs Bundesliga-Basketballer ihre Körbe werfen, wimmelte es am späten Montagabend vor Einsatzkräften. Blaulicht. Scheinwerferlicht. Polizeifahrzeuge. Der Platz vor der Halle ist zugeparkt mit Rettungsfahrzeugen. Hier, nahe der Würzburger Feggrube, wurde kurz entschlossen das Rettungszentrum installiert. Rund zwei Dutzend Fahrgäste des Zuges, die nicht körperlich verletzt worden waren, wurden in der Arena psychologisch betreut. Gegen 21.30 Uhr waren die Rettungskräfte von Rotem Kreuz, Maltesern und Johannitern in Würzburg alarmiert worden, berichtet Pressesprecherin Christina Gold vor Ort.

Wie das Krisenmanagement ablief

Professionell läuft das Krisenmanagement der Helfer ab, die Kette funktioniert reibungslos. Am Ende waren es 63 ehrenamtliche Helfer, die rund um die Halle im Einsatz waren, um die Fahrgäste zu betreuen. Dazu kamen fünf Notfallseelsorger, darunter auch der Generalvikar des Bistums Würzburg, Thomas Kessler. Sie kümmerten sich um die Ängste und Nöte der Betroffenen, spendeten Trost. „So einen vergleichbaren Einsatz hatten wir noch nicht“, sagt Ulrich Wagenhäuser, Beauftragter für die Notfallseelsorge im Bistum. Seit fast 20 Jahren leistet er „erste Hilfe für die Seele“, wie er selbst sagt. „Um 21.29 Uhr ging der Alarm los“, sagt er. Nachdem er sich ein Bild der Lage gemacht und mit den Einsatzleitern gesprochen hatte, beschlossen sie, die Schockverletzten in die s.Oliver-Arena zu bringen.

Immer wieder fuhren in der Nacht Angehörige vor, sie wurden von Polizisten oder Helfern in die Halle geführt. Christina Gold schilderte die Situation unter den Betroffenen als „den Umständen entsprechend“, die Lage sei angespannt gewesen, aber ruhig. Gegen 0.15 Uhr wurde eine mobile Feldküche der Einsatzkräfte aufgebaut. Es gab eine Gulaschsuppe für die teils traumatisierten Fahrgäste, aber auch für die Helfer, die seit Stunden im Einsatz waren.

Es waren bewegende Szenen, die sich in der Nacht vor der Halle abspielten: Eltern, die ihre Kinder in die Arme schlossen. Reisende, die neben ihrem Rollkoffer standen, eine Zigarette rauchten und denen die schrecklichen Geschehnisse aus dem Zug irgendwie ins Gesicht geschrieben standen. Jetzt wollen sie einfach nach Hause. Einige der Betroffenen wurden von Angehörigen abgeholt, andere von Taxis. Gegen 1.15 Uhr wurde der Einsatz an der s.Oliver-Arena zurückgefahren, gegen 2.30 Uhr wurden die letzten Betroffenen abgeholt.

Auf anderen Seite des Mains, wenige Kilometer südlich, sehen Innenstaatssekretär Gerhard Eck und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt mitgenommen aus von den Ereignissen dieser schrecklichen Nacht. Es war kurz vor zwei Uhr, als sich die beiden auf der abgesperrten Winterhäuser Straße zu einer improvisierten Pressekonferenz einfanden. Eck, der per Polizei-Helikopter aus München gekommen war, bestätigte, dass ein 17-jähriger Afghane Reisende mit Messer und Axt angegriffen hat. Bei den drei Opfern handele es sich um „Touristen aus Asien“, die auf dem Weg nach Würzburg gewesen waren. Sie seien so schwer verletzt, dass nicht sicher sei, dass sie die Nacht überleben.

Eck: „Lassen Sie uns dafür beten.“ Am Dienstagvormittag wird es ein Bulletin der Universitätsklinik in Würzburg geben, in dem davon die Rede ist, dass „aktuell drei lebensbedrohlich verletzte Personen behandelt werden“.

Wie die Polizei den mutmaßlichen Täter stellte

Nachdem ein Zugpassagier in Heidingsfeld die Notbremse gezogen habe, sei der mutmaßliche Täter durch den Stadtteil in Richtung Mainauen geflüchtet. Dabei habe er eine Passantin angegriffen und ebenfalls schwer verletzt. Zwischenzeitlich sei ihm die Polizei, unterstützt durch ein Sondereinsatzkommando, das durch einen Drogeneinsatz zufällig in der Nähe war, auf die Spur gekommen.

Als er am Mainufer offenbar nicht mehr weiterwusste, habe er versucht, mit Messer und Axt auch die Beamten anzugreifen. Daraufhin hätten diese zur Dienstpistole gegriffen und mehrere Schüsse abgegeben. Mindestens einer habe den 17-Jährigen tödlich getroffen. Den Ort des Schusswechsels hatte sich Eck zuvor mit dem unterfränkischen Polizeipräsidenten Gerhard Kallert angesehen.

Eck dankte den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten „ausgezeichnet“ gearbeitet. Dem schnellen Reagieren der Polizeikräfte sei es zu verdanken, dass der Täter „so schnell“ (Eck) gestellt werden konnte. Es sei nicht auszudenken, wie viel Angst und Schrecken er sonst noch unter den Einwohnern von Heidingsfeld hätte verbreiten können.

Von einer „schrecklichen Gewalttat“, wie wir sie in Würzburg noch nicht erlebt hätten, sprach Christian Schuchardt. Der Würzburger Oberbürgermeister äußerte wie Eck vor allem Mitgefühl mit den Opfern und ihren Familien, darunter – wie anderntags bekannt wurde – war auch eine Mitarbeiterin der Stadt Würzburg – jene Frau, der der Täter bei seiner Flucht zufällig über den Weg gelaufen war. Schuchardt dankte den Einsatzkräften, die geholfen hätten, die Verletzten zu bergen und den Amoktäter zu stoppen. AZ/Mainpost

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