Im Fall Mannichl herrscht Verwirrung
Mehr als zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Neonazi-Attentat auf Alois Mannichl gibt es statt Aufklärung Verwirrung. Offenbar wollen die Kriminalisten jetzt auch andere Varianten des Tathergangs prüfen. Von Holger Sabinsky
Von Holger Sabinsky
Passau/München - Statt Aufklärung gibt es Verwirrung: Mehr als zwei Wochen nach dem mutmaßlichen Neonazi-Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl ist unklar, wie es überhaupt mit den Ermittlungen weitergeht. Im Innenministerium wurde gestern beraten, wer künftig für die Fahndung nach dem unbekannten Messerstecher verantwortlich sein soll.
Wie von unserer Zeitung bereits exklusiv berichtet, sollen Ermittler des Landeskriminalamts den Fall neu aufrollen. Pläne, dass die 50-köpfige Passauer Sonderkommission wegen unzureichender Ergebnisse aufgelöst werden soll, wurden auch am Montag nicht bestätigt.
Die Neuformierung der Ermittlergruppe könnte auch geschehen, um politischen Druck aus dem Fall zu nehmen. Mannichl war am 13. Dezember nach eigenen Angaben von einem kahlköpfigen Mann vor der eigenen Haustür niedergestochen worden. Nach den Aussagen des 52-jährigen Polizeichefs hatten sich die Ermittlungen praktisch ausschließlich auf einen rechtsextremen Attentäter konzentriert. Mannichl gilt als engagierter Kämpfer gegen Neonazis. Ermittler vermuteten einen Racheakt. Aus der Politik kamen reflexartig Rufe nach einem Verbot der rechtsextremen NPD.
Seit einigen Tagen fällt auf: Politiker äußern sich überhaupt nicht mehr zu dem Fall. Polizei und Staatsanwaltschaft betonen seit Tagen immer stärker: "Wir ermitteln in alle Richtungen."
Was hat das alles zu bedeuten? Offenbar wollen die Kriminalisten jetzt auch andere Varianten des Tathergangs prüfen. Was bisher keiner auszusprechen gewagt hat: Könnte alles ganz anders gewesen sein?
Die bisherigen Ermittlungsergebnisse sind jedenfalls ein Desaster: Ein verdächtiges Neonazi-Ehepaar aus München musste wieder freigelassen werden. Auch zwei weitere Männer aus der rechtsextremen Szene kamen gleich wieder frei. Die Fahnder werten 250 Hinweise aus der Bevölkerung aus. Eine heiße Spur gibt es nicht.
Mehrere Phantombilder haben bislang zu keinem einzigen Verdächtigen geführt. Fast verzweifelt sucht die Polizei nach einer fünfköpfigen Gruppe. Einige der jungen Leute sollen auffällige Tätowierungen und Frisuren getragen haben. Vorsorglich hieß es bei der Suche schon einmal, sie müssten nicht aus dem rechtsextremen Spektrum stammen.
Unterdessen hat die Stadt Passau einen für 3. Januar geplanten NPD-Aufmarsch verboten. Durch die Demo werde die öffentliche Sicherheit gefährdet. Eine letzte Entscheidung über die Veranstaltung dürfte aber erst vor Gericht fallen.
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