
Auf dem Land gibt es immer weniger Lebensmittel-Geschäfte


Die Zahl der Lebensmittel-Geschäfte in Bayern sinkt. Vor allem für Menschen ohne Auto wird der Einkauf immer schwerer. Dabei sind viele Kunden selbst mitverantwortlich.
In immer mehr bayerischen Gemeinden gibt es keinen Lebensmittel-Laden. Und selbst in Großstädten werden die Wege bis zum nächsten Supermarkt länger. Das Wirtschaftsministerium sieht einen deutlichen Trend: In den vergangenen zehn Jahren ist im Freistaat fast jedes zwölfte dieser Geschäfte verschwunden.
Ohne Auto wird der Einkauf immer schwerer
Für Menschen ohne Auto wird der Einkauf dadurch komplizierter. Vor allem Ältere können sich zunehmend nicht mehr selbst versorgen. Nur in Oberbayern ist die Zahl der Läden stabil. Im Rest Bayerns ist Schwaben von dem Supermarkt-Sterben deutlich weniger betroffen als die anderen Bezirke. Doch auch hier müssen mittlerweile mehr als zwei Dutzend Gemeinden komplett ohne solche Geschäfte auskommen.
In Kutzenhausen im Landkreis Augsburg beispielsweise fehlen neben einem Supermarkt auch eine Metzgerei oder ein Bäcker. Bislang war es für die etwa 2500 Einwohner kein großes Problem, zum Einkaufen mit dem Auto in die Nachbarorte zu fahren. Für ältere Menschen haben das Familienmitglieder übernommen – bis jetzt. „Da junge Menschen für die Arbeit immer häufiger in eine andere Stadt ziehen, wird das bald wohl nicht mehr funktionieren“, sagt Fridolin Klemmer, Geschäftsleiter der Gemeinde.
Ruf-Bus bringt Menschen zum nächstgelegenen Laden
Es gab in Kutzenhausen bereits die Idee für einen Ruf-Bus, der die Menschen zum nächsten Laden bringen könnte. Doch zur Umsetzung ist es nie gekommen – auch aus Kostengründen. In vielen anderen bayerischen Kommunen ohne Supermarkt sichert solch ein Service dagegen schon lange die Versorgung. In Niederschönenfeld im Landkreis Donau-Ries können die etwa 1400 Einwohner den Lech-Bus rufen. „Dadurch war das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten bei uns noch nie ein Problem“, sagt Bürgermeister Peter Mahl.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Adelt fordert von der Staatsregierung, das Supermarkt-Sterben mit einem klaren Konzept aufzuhalten. Er verweist als Vorbild auf die Markt-Treffs in Schleswig-Holstein. Bei diesem Konzept unterstützt die dortige Landesregierung Geschäftsgründungen in ländlichen Gegenden. Die übergreifende Verwaltung all dieser Markt-Treffs übernimmt ähnlich wie bei Handelsketten eine zentrale Stelle. Die Staatsregierung hält dagegen, dass sie Dorfläden schon heute fördere.
Auch die Kunden tragen Schuld am Supermarkt-Sterben
Der Handelsverband Bayern sieht nicht nur das Land und die Kommunen in der Pflicht – sondern vor allem die Kunden. „Die haben auch Schuld an dem Supermarkt-Sterben“, sagt Sprecher Bernd Ohlmann. Die Deutschen seien Rabatt-Jäger, die für ein Schnäppchen lieber zum Discounter im Nachbarort fahren statt im Tante-Emma-Laden nebenan ein paar Cent mehr zu bezahlen. Ohlmann warnt: „Solange sich dieses Einkaufsverhalten nicht ändert, werden die Lebensmittel-Läden weiter verschwinden.“
Die Diskussion ist geschlossen.