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  3. Kommissar Kluftinger: Was hinter dem geheimnisvollen Alatsee wirklich steckt

Kommissar Kluftinger
29.11.2013

Was hinter dem geheimnisvollen Alatsee wirklich steckt

Der Alatsee ist bis zu 35 Meter tief. In 15-18 Metern weist er eine leuchtend rot gefärbte Schicht von Purpur-Schwefelbakterien auf, die weltweit zu den ausgeprägtesten in Süßwasserseen zählt.
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Der Alatsee ist bis zu 35 Meter tief. In 15-18 Metern weist er eine leuchtend rot gefärbte Schicht von Purpur-Schwefelbakterien auf, die weltweit zu den ausgeprägtesten in Süßwasserseen zählt.
Foto: Ralf Lienert

Der Allgäu-Krimis „Seegrund“ lief am Donnerstag im Fernsehen. Ein Film mit vielen Mythen. Ist alles nur erfunden? Die Wirklichkeit ist fast genauso spannend.

Auf dem Spiel steht die Wahrheit. Und nichts als die Wahrheit. Dass diese „Lügengeschichten“ endlich aufhören, wie Magnus Peresson das nennt. Sein Bekannter Jürgen Geisenfelder sieht das nicht anders. Der hat seinen Frust, nur mal so für sich selbst, auf vier Computerseiten verarbeitet. Überschrift: „Alatsee – DIE WAHRHEIT!“ All das Gerede von wegen ungeklärte Todesfälle, Goldschatz, Nazi-Erbe, blutender See. Das ist doch ihr Alatsee. Der so prächtig in den Bergen liegt, gleich neben der Stadt Füssen. So klar, so verträumt.

Fakten und Erfindung beginnen zu verschmelzen

Wahrheit? Es ist doch nur der Kluftinger. Ein Roman über einen schrulligen Kommissar. Es geht um Waffenpläne der Nazis – na gut. Die rote Lache – nicht mal Blut. Und die angebliche Leiche – nicht mal tot. Der Krimi „Seegrund“ der Allgäuer Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr hat sich nun mal prima verkauft, und gestern Abend lief die Verfilmung im Fernsehen am Donnerstagabend lief die Verfilmung im Fernsehen. Alles nur Fiktion. Wo also ist das Problem?

Das Problem ist, so sieht das jedenfalls Magnus Peresson, 65, dass Erfindung und Wirklichkeit immer mehr verschmelzen. Man weiß nicht mehr, was stimmt und was nicht. „Die Leute lieben Geschichten, das ist mir schon klar“, sagt der Chef des Historischen Vereins Alt-Füssen. Aber wenn man alles verdrehe, „das geht doch nicht“, findet der Mann mit dem Lodenmantel und dem passenden Hut. Die „alten Sagen“ über den See etwa, „die werden einfach so verwurstet“. Nicht nur in diesem Roman, sondern von vielen anderen Leuten, seit Jahrzehnten schon.

Es ist Mittag und man muss die Augen zusammenkneifen. Der Alatsee scheint weit und breit der einzige Ort an diesem kalten Novembertag zu sein, an dem die Sonne das Einheitsgrau vertrieben hat. So hält man es zwei Stunden auf der Bank am Wasser aus und Peresson kann seine Sicht der Dinge darlegen.

Peresson hält sich lieber an Fakten

Fakten. Der Mann, ein Architekt, hält sich an Fakten. Was nicht historisch bewiesen ist, sind für ihn Gerüchte, im schlimmsten Fall: Lügen. „Die Wahrheit interessiert doch niemanden“, sagt Peresson.

Die Fakten also. Der Alatsee liegt wenige Kilometer westlich von Füssen, auf 868 Metern Höhe. Es gibt eine schmale Zufahrtsstraße von Norden. Richtung Süden beginnt nach 50 Metern Österreich. Groß ist der See nicht: 490 Meter lang, 290 Meter breit. Aber tief: 32,1 Meter. Ein richtiger Trichter. Da geht es schon los: Was so klein und so tief ist, muss Geheimnisse bergen, oder?

Gerücht eins: versunkene Goldschätze

Gerücht eins: versunkene Goldschätze. Die Legende erzählt von Kisten, die die Nationalsozialisten gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hier versenkt haben sollen – prall gefüllt mit einem MilliardenSchatz der Deutschen Reichsbank. Auf dem Grund, so eine Variante, könnten sogar die Rothschild-Juwelen schlummern, die sich einst Hitlers Luftwaffen-Chef Hermann Göring unter den Nagel gerissen hat.

Einer der Ersten, der ganz nach unten tauchte, war Jürgen Geisenfelder: 1973. Später ging er noch ein paar Mal runter. Wenn der 66-Jährige von der Füssener Wasserwacht von „ganz unten“ erzählt, dann meint er die 32,1 Meter und nicht die über 100, von denen manche reden. Er sagt: „Der einzige Schatz, der im See liegt, ist das Goldarmband meiner Mutter. Das hat sie in den fünfziger Jahren beim Rudern verloren.“ Ein Nazischatz sei „zu 99,99 Prozent“ auszuschließen.

Alles Humbug? Fakt ist: Die Nazis haben gegen Kriegsende tatsächlich Unmengen an (Raub-)Kunstschätzen auf Schloss Neuschwanstein gehortet. „Das Schloss war bis unters Dach voll“, weiß Magnus Peresson. Vieles davon haben die Amerikaner später sicherstellen können; die Fotos von US-Soldaten mit Gemälden unterm Arm sind berühmt. Aber einen Teil hatten die Nazis wohl noch beiseitegeschafft.

Nur wohin? So entstand das Gerücht mit dem Alatsee. 1990 etwa verbreitete der umstrittene Wankmiller-Clan in der inzwischen eingestellten Füssener Heimatzeitung die Nachricht, eine Behörde des bayerischen Finanzministeriums plane eine „Schatzsuche“ im See. Ein Ministeriumssprecher sagt auf Anfrage: „Es gibt noch einen Vermerk dazu, auf dem steht: Der Artikel entbehrt jeglicher Grundlage.“

Gerücht zwei: die ungeklärten Todesfälle unter Tauchern

Gerücht zwei: die ungeklärten Todesfälle unter Tauchern – auf Schatzsuche. Darüber Buch geführt hat niemand. Jürgen Geisenfelder dagegen führt Buch über die Geschichte der Füssener Wasserwacht. Mit der Frage nach den Toten hat er schon gerechnet. Er sagt: „Ich kenne den See wie meine Westentasche.“ In gut 50 Jahren sei ihm nur ein tödlicher Tauchunfall untergekommen: 1963, ein Kamerad. Der sei auch nicht in unbekannten Tiefen verschollen, sondern beim Schnorcheln verunglückt.

Darüber hinaus wisse er von einigen tödlichen Badeunfällen. „Hören Sie, das ist ein beliebter Badesee. Mit der Beschaffenheit des Sees hatten die nichts zu tun.“ Und noch etwas: Dass die Stadt hier 1983 das Tauchen verboten hat, hänge nicht mit Tauchunfällen zusammen. „Das Verbot wurde auf Drängen der Fischer ausgesprochen, die auf ihr Recht pochten.“ Benjamin Schäling, Sprecher des Landratsamtes Ostallgäu, ergänzt: „Grund war, dass vor allem am Alatsee der Tauchsport derart überhandgenommen hatte, dass von vielen Seiten Beschwerden kamen.“ Nur per Sondergenehmigung, etwa zu Forschungszwecken, darf man heute noch in die Tiefe.

Gerücht drei: die Waffentests der Nazis

Gerücht drei: die Waffentests der Nazis. Selbst Wernher von Braun, Konstrukteur der V1- und V2-Raketen, soll hier gewesen sein. Die Stadtchronik verrät nichts darüber. Dokumentiert ist aber, dass eine „Forschungsanstalt Graf Zeppelin“ am See Versuche im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums unternahm. So wurde am 7. November 1941 notiert: „Am westlichen Ende des Sees wird eine Zugmaschine aufgestellt, die mittels eines Drahtseiles von der Rollbahn am östlichen Ende Flugzeugrümpfe durch das Wasser zieht.“ Offenkundig ging es um die Erforschung des Strömungsverhaltens von Flugzeugen.

Warum sich ausgerechnet der Alatsee dafür geeignet hat, darüber gibt es keine Dokumente. Der Bereich war in dieser Zeit Sperrgebiet, auch Jahre danach unter den Alliierten. Geisenfelder sagt, man habe viel Munition gefunden, und auf dem Grund lägen noch „undefinierbare Metallgestänge“, die aus der Nazi-Zeit stammen. Füssen hat diesen Teil seiner Geschichte nie offiziell erforschen lassen, sagt Stadtarchivarin Ruth Michelbach. „Jeder hat den Mantel des Schweigens über die Nazizeit gebreitet“, heißt es im Kluftinger-Roman. Ein Satz, den Hobby-Historiker Peresson unterstreicht: „Man wollte wohl nicht, dass einige unangenehme Dinge ans Tageslicht kommen.“

Gerücht vier: der blutende See

Schließlich Gerücht vier: der blutende See. Ein Filmemacher, sagt Peresson, habe den Begriff geprägt, nachdem an der Wasseroberfläche mysteriöse rote Flecken entdeckt worden seien. Peresson: „Ich habe das noch nie gesehen.“

Dirk Klos dagegen schon zweimal – in 25 Jahren. Er sitzt in seinem Büro mit der Zimmernummer 007 im Kemptener Wasserwirtschaftsamt. Auf seinem Computerbildschirm hat er Dateien mit Mikroskop-Aufnahmen vorbereitet. Bakterien, wie er später erklären wird. Klos, 51, ist biologisch-technischer Assistent. Er erkundet die Allgäuer Seen vor allem nach ihren Nährstoffen. Wie ist das mit dem blutenden See? „Also“, sagt Klos und lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

Das Gewässer weist in etwa 15 Metern Tiefe eine leuchtend violettfarbene Schicht aus Schwefelbakterien auf, die weltweit zu den ausgeprägtesten Vorkommen in Süßwasserseen gehören. Oberhalb dieser Schicht ist reichlich Leben, darunter jedoch geht der Sauerstoffgehalt gegen null. Und: Es ist unfassbar dunkel. So dunkel, sagt Taucher Geisenfelder, dass man nur etwas erkennt, wenn das Licht eines Scheinwerfers von einem Gegenstand reflektiert wird. Die Herkunft des Schwefels ist nicht bis ins Detail geklärt, weshalb immer wieder Forscher nach Füssen kommen.

Klos bezeichnet die Schicht als „Trübung“, durch die man hindurchschwimmen kann. Allerdings: „Das Wasser stinkt fürchterlich nach faulen Eiern.“ Geisenfelder bestätigt das: „Daher kommt für den abfließenden Bach und den ostwärts liegenden Ortsteil von Füssen auch der Name Faulenbach.“

Und deshalb „blutender See“, wegen der violetten Schicht? „Nicht nur“, sagt Klos. Neben den Schwefelbakterien gibt es noch ein zweites Phänomen: Burgunderblutalgen. Auch die kommen in tieferen Schichten vor, sind feuerrot, und ganz gelegentlich kann es passieren, dass durch die Zirkulation des Wassers Algen nach oben treiben. „An der Wasseroberfläche sehen sie dann aus wie eine Art Dieselfilm.“ Klos schließt mit den Worten: „Das ist das Geheimnis des blutenden Sees.“

Die Suche nach den Kässpatzen

Ein letzter, wenn auch sehr nebensächlicher Versuch, Erfindung und Realität zu entflechten. In den Romanen von Klüpfel und Kobr ist Kluftinger ein ständig Suchender nach seiner Lieblingsspeise: Kässpatzen. So auch im „Seegrund“, wo er in der Gaststätte eines Ungarn am Alatsee entsprechend ungarische Kässpatzen serviert bekommt.

Miriam Huber muss grinsen, als sie das hört. Die 26-jährige Füssenerin hat mit Ungarn so viel zu tun wie Kluftinger mit dem Plattensee. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Janos Kemmler betreibt sie hier ein kleines einfaches Hotel mit zwölf Zimmern. Unzählige Male hat sie schon das Spektakel beobachtet, wenn sich morgens die Sonne durch den Nebel kämpft und der See seinen krimihaften Charakter verliert. „Einzigartig“ nennt sie das. Hier war schon vor dem Krieg eine Gaststätte, nun bewirtet sie seit fast drei Jahren Urlauber, Tagesgäste, die im Sommer zum Baden kommen, oder auch Wissenschaftler.

Huber hat bei Starkoch Alfons Schuhbeck als Köchin gearbeitet und ist dann dem Reiz erlegen, ein Hotel zu führen. Sie taucht selbst, wenn auch nicht hier oben, und kennt die Geschichten über die Gegend. „Ach, die Geschichten“, sagt sie, „die machen mir keine Angst.“

Und die Geschichte über Kluftingers Kässpatzen? Die stehen bei ihr nicht mal auf der Speisekarte. „Es ist doch so: Die besten Kässpatzen gibt es bei der Mama. So gut Sie auch kochen, als Restaurant können Sie da nicht mithalten.“ Auch das gehört wohl zur ganzen Wahrheit.

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