Drei ungewöhnliche Kandidaten: So haben sie abgeschnitten
Auf die Persönlichkeiten kommt es an: Bei der Kommunalwahl gab es Kandidaten, die herausstechen. Wir haben nachgefragt, wie es ihnen am Wahlabend ergangen ist.
Bei der diesjährigen Kommunalwahl gab es einige ungewöhnliche Kandidaten und interessante Menschen, die zur Wahl antraten. Wir haben bei einigen Kandidaten nachgefragt, wie es Ihnen am Wahlabend ergangen ist und wie sie abgeschnitten haben.
1. Die dienstälteste Bürgermeisterin macht weiter
Marianne Krohnen (CSU) ist die dienstälteste Bürgermeisterin in Bayern. Seit 1984 steht die heute 68-Jährige an der Spitze der rund 2000-Einwohner-Gemeinde Geiselbach in Unterfranken. Manche der heutigen Kommunalwahlkandidaten gingen sozusagen noch in den Kindergarten, als Krohnen schon den Posten der Bürgermeisterin übernahm.
Nach dem heutigen Wahlabend steht fest: Marianne Krohnen bleibt weitere sechs Jahre im Amt. Mit 69,71 Prozent der Stimmen gewinnt sie mit deutlicher Mehrheit. "Ich bin wirklich glücklich", sagte Krohnen am Wahlabend gegenüber unserer Redaktion. "Das Ergebnis zeigt mir, dass ich doch viele richtige Entscheidungen in der Vergangenheit getroffen habe." Den Wahlsonntag habe Krohnen schon seit Wochen herbeigesehnt, der Wahlkampf sei sehr anstrengend gewesen, sagte sie. Den Tag selbst verbrachte sie aber wie immer: Am Vormittag besuchte sie den Gottesdienst, danach traf sie sich mit ihrer Familie. "So wie immer. Aber heute Abend werden wir noch eine kleine Feier haben und uns gemeinsam über das Ergebnis freuen."
Am Montag nach der Wahl geht es für Krohnen dann schon wieder weiter mit den Aufgaben als Bürgermeisterin. "In der nächsten Amtsperiode haben wir viele Projekte auf der Liste, die ich unbedingt umsetzen will." Ganz besonders am Herzen liege ihr die öffentliche Nahversorgung. "Ich möchte in Geiselbach einen Supermarkt ansiedeln."
2. Erster muslimischer Bürgermeisterkandidat der CSU ist enttäuscht
Weniger Grund zur Freude hat Ozan Iyibas aus dem oberbayerischen Neufahrn bei Freising. Er trat als erster Bürgermeisterkandidat der CSU in Bayern an. Der 37-Jährige ist bereits seit 2007 Parteimitglied und mittlerweile Vorsitzender des Arbeitskreises Migration und Integration. CSU-Generalsekretär Markus Blume lobte Iyibas als Bilderbuchbayer und Vorbild.
Trotzdem hat es am Wahlsonntag für Iyibas nicht gereicht: Er selbst landete auf dem zweiten Platz und erhielt 21,76 Prozent der Stimmen. Der amtierende Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) gewann ohne Stichwahl mit 50,66 Prozent und bleibt deshalb weitere sechs Jahre im Amt. "Ich bin über mein Ergebnis schon sehr enttäuscht", sagt Iyibas am Wahlabend gegenüber unserer Redaktion. "Alles andere wäre nicht die Wahrheit." Das Ergebnis spiegele nicht den Wahlkampf wieder, den seine Partei geführt hätte. "Ich bin auch überrascht, denn viele Bürger hatten zu mir gesagt, dass sie eine Veränderung wollen." Den ganzen Tag sei er schon aufgeregt und voller Energie gewesen, gesteht Iyibas. "Und ich hätte viel Energie für die Stichwahl gehabt. Aber das Ergebnis muss ich jetzt so nehmen."
Ozan Iyibas hoffte am Wahlabend zumindest wieder in den Gemeinderat gewählt zu werden, um weiter die Themen voranzubringen, die ihm wichtig sind. Zum Beispiel mehr Unternehmen in Neufahrn anzusiedeln und neue Baugebiete auszuweisen.
Iyibas Kandidatur wurde medial bayernweit beobachtet. Denn kurz zuvor hatte der CSU-Ortsverband Wallerstein im Landkreis Donau-Ries für Schlagzeilen gesorgt, weil dort der mögliche muslimische CSU-Bürgermeisterkandidat Sener Sahin wegen Widerstands an der Parteibasis aufgab.
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3. Von der Verwaltungsangestellten zur Bürgermeisterin
Grund zur Freude gab es stattdessen für Susanne Nieberle aus Eppishausen im Unterallgäu. Die 41-Jährige arbeitete bisher als Verwaltungsangestellte in der Gemeinde und kümmerte sich um die Anliegen der Bürger. Der zuletzt amtierende Bürgermeister Josef Kerler, der altersbedingt aufhört, hatte Nieberle als neue Bürgermeisterin vorgeschlagen. Sie könne so gut mit den Leuten, sagte er.
Es war offenbar ein erfolgreicher Vorschlag. Nieberle holte am Wahlabend 88,28 Prozent der Stimmen. "Ich habe mich wirklich sehr gefreut, als ich von dem Ergebnis erfahren habe", sagte sie gegenüber unserer Redaktion. Das Ergebnis feierte sie am Abend im kleinen Kreis mit Familie und Freunden. Anfang der Woche nimmt Nieberle noch ein paar Tage Resturlaub, danach übernimmt sie die Aufgaben als Bürgermeisterin. "Das wird schon eine Umstellung, aber mein Vorteil ist ja, dass ich Eppishausen und die Verwaltung schon so gut kenne."
Seit Wochen habe Nieberle auf den Tag hingefiebert. Am Sonntag habe sie sich aber trotz der Aufregung ein paar Stunden Auszeit gegönnt und auf der Terrasse in der Sonne ein Buch gelesen. Jetzt freut sie sich besonders auf zwei Projekte, die sie angehen will: die Erweiterung des Kindergartens und den Bau eines neuen Radwegs.
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