NSU: Terrornetzwerk oder isoliertes Trio?
Der "Nationalsozialistische Untergrund" als Teil eines größeren Terrornetzwerks, oder nur eine kleine Gruppe um Beate Zschäpe? Im Münchner Prozess sorgte diese Frage für Streit.
Hat der "Nationalsozialistische Untergrund" als isoliertes Trio gearbeitet oder gehörte er zu einem größeren Terror-Netzwerk? Darüber haben Nebenkläger und Bundesanwaltschaft beim NSU-Prozess gestritten. Am Dienstag wandte sich die Anklagebehörde gegen mehrere Anträge, mit denen die Nebenkläger die Beteiligung von Unterstützern am Tatort der zehn Morde und bei zwei Sprengstoffanschlägen beweisen wollten.
NSU in Wahrheit eine "Combat 18"-Zelle?
Oberstaatsanwältin Anette Greger wies die Forderung zurück, Mitglieder der militanten Gruppe "Combat 18""in Dortmund als Zeugen zu laden. Es gebe "keine konkreten Anhaltspunkte", dass diese Gruppe Kontakt zum NSU hatte. "Die Aufklärung der Dortmunder Strukturen kann nicht zur Aufklärung der angeklagten Straftaten führen", sagte sie.
Dem widersprachen einige Nebenkläger, die die Angehörigen der Opfer vertreten. Rechtsanwalt Sebastian Scharmer verwies auf die aktenkundige Aussage eines Dortmunder Neonazis. Dieser habe in einer Polizeivernehmung erklärt, er könne die Herkunft zweier Pistolen des NSU klären. Er müsse deshalb als Zeuge geladen werden. Rechtsanwalt Yavuz Narin sagte, es bestehe der Verdacht, dass das NSU-Trio selber eine "Combat 18"-Zelle gewesen sei. "Combat 18" gelte als bewaffneter Arm der "Blood & Honour"-Bewegung.
NSU-Prozess: Videos als wichtigste Beweisstücke
Zuvor hatte das Oberlandesgericht München erneut das NSU-Bekennervideo auf einer Leinwand im Verhandlungssaal vorgeführt, außerdem zwei frühere Versionen des Videos, die auf Festplatten in der ausgebrannten Wohnung des Trios in Zwickau gefunden wurden. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe verbarg ihr Gesicht hinter ihren Haaren, als die Videos liefen.
Anlass für die Vorführung war eine schriftliche Auswertung aller darin enthaltenen Aussagen als eingeblendeter Text oder gesprochenes Wort. Das Gericht hatte diese Auswertung bei der Bundesanwaltschaft in Auftrag gegeben. Die Videos zählen zu den wichtigsten Beweisstücken im NSU-Prozess. Sie enthalten Material, das nach Überzeugung der Behörden nur die Täter besitzen konnten, darunter Fotos von mehreren Tatorten.
Am Morgen hatte das Gericht einen inzwischen pensionierten Kripo-Ermittler angehört, der Zschäpe vor 18 Jahren in Jena vernommen hatte. Er erinnerte sich daran nur vage, wisse aber noch, dass es damals um eine Puppe mit einem Judenstern gegangen sei, die Unbekannte an einer Autobahnbrücke aufgehängt hatten. dpa
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