Größter Blackout seit 20 Jahren legt München lahm
Am Donnerstagmorgen ist in weiten Teilen Münchens der Strom ausgefallen. Der Berufsverkehr war zeitweise lahmgelegt. Die Stadtwerke sprechen vom schlimmsten Ausfall seit 20 Jahren.
Der Blackout traf die Landeshauptstadt zu ihrer empfindlichsten Stunde: 7 Uhr morgens, mitten im Berufsverkehr, mitten in der Rush-Hour - genau zur der Zeit, wenn sich tausende Münchner auf den Weg in die Arbeit, zur Schule oder zur Universität machen. Wer von ihnen Donnerstagfrüh nicht verschlafen hatte, weil der Wecker stumm blieb, lief direkt in das Verkehrschaos: stehende Trams, U-Bahnen und S-Bahn-Züge, Schlangen an den Taxiständen, ausgefallene Ampeln, überfüllte Busse, Straßen und Radwege.
Stephan Schwarz, Geschäftsführer der Stadtwerke München, sprach am späten Vormittag schließlich vom schwersten Stromausfall seit 20 Jahren. Von Aubing im Westen über Schwabing bis Riem im Osten lag die komplette südliche Hälfte Münchens im Dunkeln - insgesamt rund 450.000 Haushalte.
Grund für den Leitungsdefekt noch unklar
Wie hoch der entstandene Schaden ist, konnten die Stadtwerke am Donnerstag nicht sagen; ebenso wenig, wie genau es zu dem Blackout kommen konnte. Nach Angaben der SWM war die Ursache des flächendeckenden Stromausfalls ein Schaden an einer Freileitung zwischen München und dem knapp 50 Kilometer nördlich gelegenen Moosburg. Der technische Defekt habe sich an einer Anschlussstelle zum Netz von Eon Bayern ereignet, hieß es. „Es wird wahrscheinlich eine Stromspitze gewesen sein, die durchgelaufen ist“, sagte Schwarz bei einer Pressekonferenz am Mittag. Dabei sei dann wohl zu viel Strom ins Netz geflossen. Grund dafür könne unter anderem ein Kurzschluss gewesen sein. Eon allerdings wies die Vermutungen, der Schaden könne in seinem Netz entstanden sein, bereits wenig später entschieden zurück.
Die Ereignisse des Vormittags können Sie auch in unserem Liveticker nachlesen.
Fest steht lediglich, dass es zu einer Kettenreaktion kam, in deren Folge es zu einer Explosion im Umspannwerk Bogenhausen und einem Defekt an einem Transformator in Aubing kam. Im Hauptumspannwerk Föhring sei ein Lichtbogen zu sehen gewesen - ein Indiz dafür, dass im Netz die Spannung zu hoch war.
Direkt nach dem Blackout begannen Techniker der SWM, Straßenzug für Straßenzug wieder an die Stromversogung zuzuschalten. Bis alle betroffenen Stadtteile wieder versorgt waren, dauerte es rund eine Stunde. Nur die Stadt Moosburg, die ebenfalls am SWM-Netz hängt, musste bis nach zehn Uhr auf Strom warten.
1000 Notrufe in zwei Stunden
Bei der Münchner Feuerwehr gingen in der Zwischenzeit rund 1000 Notrufe ein - rund fünfmal soviel wie an einem normalen Morgen. Meist wurden die Retter alarmiert, weil Personen in Aufzügen oder andernorts von elektrischen Türen eingeschlossen waren. Zahlreiche Feuermelder sprangen fälschlicherweise an. Weil es keinen Fahrstrom mehr gab, standen alle Züge der U-Bahn und Tram still. Auf der Linie U3 in Richtung Fürstenried West waren Fahrgäste rund 45 Minuten lang in ihrem Zug eingesperrt. Auch die S-Bahnen standen still. Weil die Bahn den Strom für die Züge aus ihrem eigenen Netz bezieht, waren die Züge zwar nicht direkt vom Stromausfall betroffen. Allerdings fiel in Bahnhöfen und Tunnels die Beleuchtung aus, weswegen die Stecke vorübergehend gesperrt wurde.
Ein Ärgernis für viele: die Informationspolitik der Stadtwerke. Wer wissen wollte, ob er allein im Dunkeln sitzt oder Leidensgenossen hat, musste selbst die Stadtwerke anrufen, auf die Straße gehen - oder Twitter lesen. Der Online-Kurznachrichtendienst erwies sich als beste Informationsquelle. Lange bevor sich die Stadtwerke dort zu Wort meldeten, informierten die Münchner sich gegenseitig per Twitter über den Zustand in ihren Stadtteilen.
"Rund ums Maximilianeum geht nichts mehr!", schrieb auf Twitter zum Beispiel der CSU-Landtagsabgeordnete Eberhard Sinner. Ein Nutzer scherzte: "In München alles schwarz - davon träumt die CSU." Ein anderer nahm den Werbespruch der Stadtwerke aufs Korn: "Die Dunkelheit genießen - der Rest ist M-Sache!" Dass alles noch wesentlich schlimmer sein könnte, darauf wies ein Dritter hin: "Erst wenn eure Smartphone-Akkus leer sind, wird's ernst." Auch auf Facebook war der Stromausfall großes Thema. Eine Nutzerin konnte ihm auch durchaus Positives abgewinnen: "Stromausfall gleich Weckerausfall!", schrieb sie. "Selten so ausgeschlafen im Büro."
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