Der Winter in Bayern war zu trocken und zu warm. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) fiel seit November 30 Prozent weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000. Dadurch befindet sich der Grundwasserspiegel, der sich im regenreichen Jahr 2024 erholt hatte, erneut in einem niedrigen Bereich. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte das zu einem echten Problem werden: Sowohl die Trinkwasserversorgung als auch der Bedarf für die Industrie speist sich vor allem aus dem Grundwasser.
28 Prozent der oberflächennahen Messstellen im Freistaat wiesen im März niedrige und sehr niedrige Messwerte auf, vor allem im Alpen- und Voralpenraum ist das Problem groß. Auch die Schneeschmelze dürfte die Lage kaum entspannen. Auf der Zugspitz-Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beträgt die Schneehöhe derzeit nur 110 Zentimeter – so wenig wie zuletzt im Jahr 1942.
Klimaforscher Harald Kunstmann fordert daher eine Forschungsinitiative zum Grundwasser. „Wir haben das Phänomen immer noch nicht ganz verstanden“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg. Das Grundwasser sei ein komplexes System, das durch den Dreiklang aus Wetter- und Klimabedingungen, der Oberfläche des Bodens und einer aktiven Wasserentnahme entstehe. Doch in vielen Regionen sei nach wie vor unklar, welche Wassermengen entnommen würden. Zudem beeinflussten die massiven Veränderungen an der Oberfläche wie Versiegelung und Hochwasserschutz das Grundwasser. „Die Kunst wird sein, dass wir sowohl für zu viel als auch für zu wenig Wasser Lösungen finden“, sagt Kunstmann.
2024 war ein nasses Jahr – trotzdem sind die Grundwasserwerte niedrig
Deshalb fordert der Wissenschaftler eine Forschungsinitiative, in der sich Wissenschaft und Behörden zusammenschließen. Es gebe zwar mit dem Runden Tisch Wasser eine bayernweite Informationsplattform, das reicht Kunstmann jedoch nicht. „Wir müssen ganz genau herausfinden, warum die Grundwasser-Neubildung abnimmt.“ Nach Zahlen des Landesamts für Umwelt ist zwischen 2003 und 2023 jedes Jahr durchschnittlich 15 Prozent weniger Grundwasser neu entstanden.
Im vergangenen regenreichen Jahr erholte sich der Grundwasserspiegel zwar. Andererseits war 2024 jedoch das bisher wärmste Jahr seit fast 150 Jahren. „Die Folgen dieses beschleunigten Klimawandels sind für Deutschland schon heute gravierend“, sagt Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt beim DWD. Durch die zunehmenden Temperaturen steigt die Verdunstung, was sich wiederum auf das Grundwasser auswirkt, erklärt Kunstmann. „Das ist letztlich auch eine Sicherheitsfrage für die Gesellschaft.“ Das Trinkwasser kommt fast vollständig aus dem Grund. Zudem benötigt die Industrie beispielsweise für Produktion und Kühlprozesse einen massiven Wasserbedarf mit guter Qualität.
Bund Naturschutz Bayern kritisiert bayerische Regierung
Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) spricht im Kontext der Wasserversorgung von einer Daueraufgabe mit höchster Priorität. Deshalb setze er auf den Wassercent, eine Zusatzabgabe auf den Wasserverbrauch in Bayern, die frühestens 2027 kommen dürfte. Das bayerische Landwirtschaftsministerium macht zudem auf die Förderungen von zehn Schwammregionen aufmerksam.
Aus Sicht des Bund Naturschutz tut die Politik nicht genug. Die Wetterextreme seien besorgniserregend. „Trockenphasen und Starkregenereignisse wechseln sich in einer Heftigkeit ab, die wir vor einigen Jahren so noch nicht für möglich gehalten haben“, sagt Bund Naturschutz-Sprecher Felix Hälbich. Es sei ein fatales Zeichen, dass sich die bayerische Staatsregierung vom Ziel der Klimaneutralität bis 2040 verabschieden will. Allein das verheerende Hochwasser Anfang Juni in Süddeutschland habe Schäden in Höhe von zwei Milliarden Euro angerichtet. Es sei ein Fehler, angesichts dieser Zahlen auf weniger statt mehr Klimaschutz zu setzen.
>> Es sei ein fatales Zeichen, dass sich die bayerische Staatsregierung vom Ziel der Klimaneutralität bis 2040 verabschieden will. << - Das ist genau richtig, weil im Grundgesetz 2045 steht! Bayern muss sich für Wohlstand und Sicherheit vom ökopopulistischen Unsinn befreien; 5 Jahre vor dem Rest Deutschlands und 10 Jahre vor dem Rest der EU ist nach dem böswilligen Abschaltung der Atomkraftwerke nicht mehr möglich.
Ich befürchte, nach dem was weltweit allenthalben zu sehen ist, dass Ihnen der "ökopopulistische Unsinn" noch böse auf die Füße fallen wird.
Wenn sich schon die bayerische Staatsregierung aus Unwissenheit und Beratungsresistenz vom Ziel der Klimaneutralität bis 2040 verabschieden will, müssen sie Herr Pfleiderer noch eines draufsetzen und die Abschaltung der Kernkraftwerke als böswillig bezeichnen. Es hat sich wohl noch nicht bis in die hinterste Ecke rumgesprochen, dass die Abschaltung der AKW's goldrichtig war. Wer braucht in Deutschland noch sündteure AKW'S?
...und es war der Oberpopulist Söder, der für Bayern die Marke 2040 ausgab, um sie dann klammheimlich (als es nicht mehr so oportun war) wieder zu kassieren. Aber halb so wild, dafür getan hatte man ohnehin nichts!...nur heiße Luft und Ankündigungen, a bisserl rumgesödert eben.
Herr Pfleiderer, die Abschaltung der Atomkraftwerke als "böswillig" zu bezeichnen, ist eine Lachnummer. Söder hat sich Klimaziele gesetzt, tut aber nichts, um sie zu erreichen und wenn er sie verfehlt, verschiebt er sie einfach. Das ist dumm und unseriös. In Ihren Augen ist sicher auch das sich verändernde Klima "böse", aber das ist dem Klima egal. Deswegen wäre es schon wichtig gewesen, mehr zu tun, statt sich ständig an Berlin abzuarbeiten. Diese Energie hätte er im eigenen Bundesland besser einbringen können. Die nächste Trockenphase oder das nächste Hochwasser werden sich nicht nach dem bayerischen Ministerpräsidenten richten.
Ich glaube nicht, dass z. B. der Grundwasserstand in Königsbrunn niedriger geworden ist.
Hat man für den Artikel überhaupt recherchiert? "28 Prozent der oberflächennahen Messstellen im Freistaat wiesen im März niedrige und sehr niedrige Messwerte auf, vor allem im Alpen- und Voralpenraum ist das Problem groß. " D. h. also, dass 72 % der Messstellen normale Grundwasserstände haben. Warum das den Alpen- und Voralpenraum betreffen soll, ist bei den Daten unter https://www.nid.bayern.de/grundwasser nicht nachvollziehbar. Flächendeckend niedrige Grundwasserstände sind eher im Norden Bayerns auszumachen. "Auf der Zugspitz-Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beträgt die Schneehöhe derzeit nur 110 Zentimeter – so wenig wie zuletzt im Jahr 1942." Der letzte verfügbare Messwert vom 29.3. zeigt 135 cm, zum Monatswechsel gab es dort einen halben Meter Neuschnee. Damit liegt für Anfang April wieder mehr Schnee als zum Minimum 1971, wo Anfang April nur rund 150 cm gemessen wurde. Ja, der Winter war niederschlagsarm, aber es gab in BY schon deutlich trockenere, z. B. 2016/17.
Das Problem ist ein grundlegendes, nämlich dass die Grundwasserbildung zurückgeht. Und dagegen sollte man rechtzeitig etwas tun, bevor der letzte Tropfen aus den´m Wasserhahn gelaufen ist. Es spielt keine Rolle, ob auf der Zugspitze gerade 110 oder 130 cm Schneehöhe ist, das sind die übliche Rosinenpickereien. Wenn die Grundwasserbildung abnimmt, sollte uns das sehr zu denken geben.
Wenn man recherchiert, sollte es schon richtig sein. Natürlich können auch mal Fehler passieren. Die Grundwasserbildung ist im Zeitverlauf keine statische Größe und schwankt, wie der Niederschlag und andere meteorologische Parameter, nicht nur jährlich sondern auch über längere Zeiträume (dekadische oder multidekadische Variabilität). In den 1980er bis Anfang der 2000er Jahre war die Grundwasserneubildung oft überdurchschnittlich. Davor und natürlich danach gab es viele (zusammenhängende) Jahre, wo die Neubildung unterdurchschnittlich war. Mit dem Jahr 2023 setzte dann wieder eine Zunahme ein, die 2024 sicherlich noch einmal überschritten wurde. Die geringsten Werte der Grundwasserneubildung in Bayern stammen übrigens von 1972 und 1953. Lässt sich alles transparent hier nachlesen: https://www.lfu.bayern.de/wasser/grundwassersituation_bayern/index.htm Aber ja, grundsätzlich wird es für die Grundwasserneubildung bei uns schwieriger: mehr Verdunstung und mehr Versiegelung.
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