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Münchner Eisbachwelle gesperrt: Unfall beim Surfen wird untersucht

Surf-Unfall

War ein E-Scooter im Wasser die Ursache für den Unfall am Münchner Eisbach?

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    Schilder mit der Aufschrift „Betreten verboten! Achtung Lebensgefahr!“ wurden als Folge des Unfalls an der Eisbachwelle angebracht.
    Schilder mit der Aufschrift „Betreten verboten! Achtung Lebensgefahr!“ wurden als Folge des Unfalls an der Eisbachwelle angebracht. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Die Eisbachwelle sieht aus wie ein Tatort. Bauzäune mit schwarzen Planen verdecken den Zugang zum Wasser, das schäumend unter einer Brücke hervortost. Alle paar Meter sind Schilder befestigt. Sie warnen: „Achtung Lebensgefahr! Aufgrund eines Unfalls. Es besteht die Gefahr des Verhängens.“

    Am vergangenen Mittwoch ist hier eine Surferin verunglückt. Sie befinde sich weiter in einem kritischen Zustand, sei aber „relativ stabil“, sagt der Münchner Polizeisprecher Christian Poganski am Dienstag unserer Redaktion. Fast eine halbe Stunde lang hing die 33-Jährige im Wasserwirbel fest, ehe die Feuerwehr sie befreien konnte. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass die Leine, mit der die Surferin ihr Brett am Fuß befestigt hatte, sich aus bisher ungeklärter Ursache auf dem Grund des Eisbachs verfangen hat. Manche Münchner Surfer vermuten, dass sich das Seil an einem Gegenstand verhakte. Ihnen zufolge könnte dort unten ein E-Scooter liegen.

    Gerade im Sommer kommen viele Zuschauer, um die Surfer auf der Eisbachwelle zu bestaunen.
    Gerade im Sommer kommen viele Zuschauer, um die Surfer auf der Eisbachwelle zu bestaunen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Erste „Sichtkontrollen“ der Polizei haben bislang nichts zutage befördert. Deshalb bestätigt die Polizei auch die E-Scooter-Theorie nicht. Nun soll der Grund des Eisbachs abgesucht werden. Geprüft wird, inwieweit die starke Strömung gedrosselt und der Wasserspiegel gesenkt werden kann. Laut Polizei ein schwerwiegender Eingriff, der gut geplant sein muss. „Der Eisbach ist ja kein Ablauf an einem Waschbecken“, sagt der Polizeisprecher. Es gehe etwa um Fragen des Tierwohls für die im Eisbach lebenden Fische.

    Die Eisbachwelle ist eine der größten Touristenattraktionen Münchens. Zu fast jeder Jahreszeit wird normalerweise hier gesurft, offensichtlich nicht nur tagsüber. Die 33-Jährige verunglückte am Mittwoch gegen Mitternacht. Die am Ufer aufgehängten Rettungsringe halfen nichts, auch nicht die Befreiungsversuche ihrer Mitsurfer.

    Wellenreitverband hält Unfall an der Eisbachwelle für vermeidbar

    Am Dienstag, sechs Tage nach dem Unglück, sind fast so viele Schaulustige da wie an Tagen mit vollem Surfbetrieb. Vormittags kommt ein Urlauberpaar mit Fotoapparat vorbei. Als die beiden sehen, dass hier niemand sich heute wagemutig auf dem Brett ins Wasser stürzt, wenden sie sich ab, der nächste Tipp aus dem Reiseführer liegt nur ein paar Meter entfernt - die Archäologische Staatssammlung.

    Die meisten Passanten hier wissen, was passiert ist. Eine Gruppe Jugendlicher und ein Mann fotografieren die Unglücksstelle mit ihren Handys, eine Frau blickt sichtlich betroffen hinab in die Wellen, wieder andere versuchen im Gespräch den Unfallhergang zu rekonstruieren. Ein Fernsehteam kämpft sich durchs Gebüsch für einen Beitrag über den bislang schlimmsten Unfall an der Eisbachwelle.

    Auch der Bayerische Wellenreitverband hat sich mittlerweile geäußert. In einem Kommentar auf der Instagram-Seite des Nachrichtenportals BR24 schreibt der Verband, dass der Unfall vermeidbar gewesen wäre. Die Mehrzahl der Surfer wisse, dass man die Leine am Surfbrett präparieren müsse, damit sie im Notfall aufgehe. Im Handel gibt es auch Surfbrett-Seile, die sich bei großem Widerstand automatisch öffnen. Der Wellenreitverband mit seinen rund 3000 Mitgliedern hofft nach dem Unfall, „dass hier nicht eine Behörde überreagiert“, ein „Panikmodus“ sei absolut nicht angebracht. Er befürwortet aber eine Untersuchung des Eisbachs. Man habe schon „einige Male Roller entfernt“.

    Münchner Surfer wollen mehr Sicherheit an den Wellen

    Viele derer, die regelmäßig im Englischen Garten surfen, sind in der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) organisiert. „In der ganzen Geschichte ist es der erste wirklich schwere Unfall“, sagt Moritz von Sivers aus dem Vorstand. Auf ihrer Instagram-Seite kündigt die IGSM an, ihre Präventions- und Aufklärungsarbeit zu intensivieren. Die Surfer wollen unter anderem sogenannte Wurfsäcke und Rettungsmesser an allen Münchner Surfwellen deponieren. Mit den Messern kann man das Seil des Bretts, im Fachjargon Leash genannt, vom Körper trennen. Offiziell ist Sivers zufolge die Stadt München für die Sicherheitsausstattung an der Eisbachwelle zuständig. Die IGSM selbst betreibt eine kleinere Welle, die Floßlände in der Nähe des Tierparks Hellabrunn.

    Ob die verunglückte 33-Jährige eine erfahrene Wellenreiterin war, ist bisher nicht bekannt. Polizeisprecher Christian Poganski sagt über die weiteren Ermittlungen: „Es kann sein, dass ein möglicher Gegenstand auf dem Grund des Eisbachs längst weitergespült wurde. Dann ist es durchaus möglich, dass die Unfallursache nie geklärt wird.“

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