Einmal ein Solo Sie spielen, alle vier Ober und Unter gleichzeitig in der Hand halten: Das ist beim Schafkopf eine Gewinngarantie und für jeden Kartenspieler ein Lebenstraum. Man braucht keinen Mathe-Unterricht um sich vorzustellen, wie selten das ist. Doch es ist ein Traum, dem offensichtlich auch wieder mehr Schülerinnen und Schüler nachhängen. Mittlerweile böten „nicht wenige Gymnasien und FOS/BOS im Rahmen von P-Seminaren, Arbeitsgemeinschaften und Wahlkursen Raum für das Erlernen und Schafkopfspielen“, meldet der Bayerische Philologenverband - und führt das darauf zurück, dass man sich als Verband schon seit 2018 für die Förderung von Schafkopf einsetze. Und wirklich, Schülerinnen und Schüler sind nicht nur leidenschaftliche Kartler geworden, sondern auch sehr kreativ dabei, das Spiel unter ihren Klassenkameraden cool zu machen - am Augsburger Holbein-Gymnasium zum Beispiel.
Dort gibt es eine Gruppe Enthusiasten, Schülerinnen und Schüler, die sich nicht für Projektseminare wie „Klimaschutz“ oder „Journalismus“ entschieden haben, sondern für das Seminar „Schafkopf“. Ihr großes Ziel: „Schafkopf nicht nur zu bewahren, sondern auch neuen Generationen nahezubringen“. Zweck der praxisorientierten P-Seminare ist es gemäß dem Lehrplan, dass Elftklässler ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen. In Augsburg haben die Seminarschüler - ein Foto des Jahrgangs auf der Schulhomepage zeigt einen deutlichen Männerüberschuss - ein anfängerfreundliches Kartenset entwickelt.
Motto an der Schule: „Fridays for Schafkopf“
Damit Sauspiel und Solo es auch anderswo auf den Stundenplan schaffen, hat die Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen gerade einen Schafkopf-Lehrgang im Kursprogramm. Ein Lehrer aus Landau übrigens hat es mit seinen Schafkopf-AGs zu einer kleinen Berühmtheit gebracht, das liegt wohl vor allem am Motto: „Fridays for Schafkopf!“
Und die Schafkopf-Offensive soll nicht auf Schulen beschränkt bleiben: Diesen Sonntag ruft das Bayerische Ministerium für Finanzen und Heimat mit Unterstützern wie den Münchner Kartenbewahrern vom Verein „Schafkopfschule“ den allerersten „Weltschafkopftag“ aus. Auf der dazugehörigen Internetseite grüßen schon jetzt Kartler von verschiedenen Kontinenten, zum Beispiel Li Xuefeng, genannt Willi, aus Dandong, einer Millionenstadt im Nordosten Chinas: „Happy World Schafkopf Day“, wünscht er auf Englisch und bedankt sich für dieses „special Bavarian game“, das so voll sei mit Kunst und Leidenschaft. Aus Österreich meldet sich ein Schafkopflehrer namens Wolfgang: „Herz-ist-Trumpf-Grüße aus Wien von mir zum ersten Weltschafkopftag am 12. Januar, witzigerweise mein Geburtstag!“ Was für ein Geschenk wäre es, zöge Wolfgang ein Solo Sie. Die Wahrscheinlichkeit dafür hat mal jemand mit 1:10 Millionen berechnet. Wahrscheinlich ein Schafkopfer mit Mathe-Abi.
Schafkopf ist gut fürs Kopferl und zur Not kann man auch noch eine bessre Note in Mathe mit dem Lehrer raus Karteln.
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