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Freie Wähler scheitern erneut im Bundestagswahlkampf: Ursachen und Folgen

Bundestagswahl 2025

Aiwanger: „Wir haben unser Bestes gegeben, aber unser Bestes hat nicht gereicht“

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    Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger verfolgt im Landratsamt Rottal-Inn die ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl.
    Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger verfolgt im Landratsamt Rottal-Inn die ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl. Foto: Armin Weigel, dpa

    Als kurz nach 18 Uhr die erste Prognose für Bayern über die Bildschirme flimmert, ist bei der Wahlparty der Freien Wähler in München trotz des eigenen Bayern-Ergebnisses von nur vier Prozent die Stimmung aufgeräumt. „Für uns ist das heute weniger eine Schicksalswahl als für manche Mitbewerber“, erklärt der schwäbische Bezirksvorsitzende Fabian Mehring. Tenor: Wenn es klappt, mit dem Bundestag – prima. Wenn nicht: nicht so schlimm.

    Dass die Freien Wähler an der bundesweiten Fünf-Prozent-Hürde scheitern würden, war schon länger klar. Doch was ist mit den vier Direktkandidaten in Schwaben und Niederbayern, mit deren Erststimmen-Erfolgen Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger nach Berlin ziehen wollte? Mit der fortschreitenden Auszählung schwanden auch hier schnell die Hoffnungen, die notwendigen drei Siege einzufahren.

    Aiwanger selbst war im niederbayerischen Rottal-Inn angetreten. Dazu sollten die Landräte Peter Dreier (Landshut) und Indra Baier-Müller (Oberallgäu) sowie der Gersthofener Bürgermeister Michael Wöhrle (Augsburg-Stadt) die weiteren Direktmandate holen. „Das war natürlich ein schwieriges Unterfangen“, gestand Aiwanger kurz nach 20 Uhr offen ein: „Wir haben unser Bestes gegeben, aber unser Bestes hat nicht gereicht in einer Zeit der Zuspitzung.“ Polarisierung und Protest hätten die Wahl bestimmt. Dagegen hätten die Freien Wähler nicht ankommen können.

    Der Wahltrend für die Freien Wähler hatte bereits in den vergangenen Wochen nicht vielversprechend ausgesehen. Die Hochrechnungen am Sonntagabend bei 3,8 Prozent lagen aber sehr deutlich unter den 7,5 Prozent bei der letzten Bundestagswahl 2021. Aiwanger räumte ein, dass seine Partei auch kein einziges Direktmandat erobern konnte – auch er selbst nicht. Trotzdem sprach er von einem „ordentlichen Ergebnis“.

    Aiwanger suchte die Schuld für schwache Umfragen vor allem bei den Medien

    Aiwanger suchte bereits vor der Wahl die Schuld für die schwache Zustimmung aber auch bei den Medien: Es gebe „keine neutrale Presse“ in Deutschland, beklagte er. Über ihn werde im linken „Mainstream“ oft ein „gezieltes Zerrbild“ gezeichnet, „mit verbissenem Gesichtsausdruck und vorgeschobenem Unterkiefer“, klagte er etwa im Interview mit t-online.

    Lange Zeit sei er nicht einmal in Talkshows eingeladen worden – vielleicht weil Sahra Wagenknecht „die schöneren Beine hat als ich“, argwöhnte Aiwanger. Auftritte kurz vor der Wahl, etwa bei „Maischberger“ in der ARD, konnten das Ruder für die Freien Wähler allerdings auch nicht herumreißen.

    Aiwanger wollte durch den Einzug in den Bundestag konservative Mehrheit ermöglichen

    Im November hatte Aiwanger offenbar noch geglaubt, mit dem Argument, durch den Einzug in den Bundestag dort mit CDU/CSU und FDP eine bürgerlich-konservative Mehrheit möglich zu machen, bei den Wählern zu punkten. Doch viele potenzielle Wähler fürchteten offenbar, ihre Stimme zu verschenken – und suchten sich eine Wahl-Alternative.

    Doch könnte das maue Wahlergebnis der Freien Wähler vielleicht auch an Aiwangers Teilzeit-Flirt mit dem Rechtspopulismus liegen? Zuletzt hatte er etwa die breite Kritik am harschen Frontalangriff des US-Vizepräsidenten JD Vance auf die „Brandmauer“ gegen die AfD in Deutschland partout nicht teilen wollen.

    Trotz herber Wahlschlappe: Aiwanger soll Aushängeschild der Freien Wähler bleiben

    FW-Bezirkschef Mehring hatte die erfolgreiche Zukunft seiner Partei kürzlich bereits „rechts der Mitte, aber links der CSU“ als eine Art „bayerische CDU“ verortet. Dort liege „das größte Wachstumspotenzial“.

    Inhaltliche Richtungs-Debatten in der Partei sind nach der aktuellen Wahlniederlage durchaus wahrscheinlich. Aiwanger solle aber in jedem Fall „das Aushängeschild“ der Freien Wähler bleiben, bekräftigt auch Mehring. Zumindest bis zu den für die Freien Wähler essenziellen bayerischen Kommunalwahlen 2026 dürfte Aiwangers Führungsanspruch deshalb wohl nicht ernsthaft infrage gestellt werden.

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