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Kultfigur: "Jeder wollte sein wie die Kaiserin": Wie Sisi die Mode-Ikone ihrer Zeit wurde

Kultfigur

"Jeder wollte sein wie die Kaiserin": Wie Sisi die Mode-Ikone ihrer Zeit wurde

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    Brigitte Neumaier vor dem Krönungskleid der Kaiserin Elisabeth. Es ist Teil der Ausstellung "Ode an die Mode" im Wasserschloss Unterwittelsbach.
    Brigitte Neumaier vor dem Krönungskleid der Kaiserin Elisabeth. Es ist Teil der Ausstellung "Ode an die Mode" im Wasserschloss Unterwittelsbach. Foto: Manuela Müller

    Frau Neumaier, wie würden Sie den Modestil der Kaiserin in drei Worten beschreiben?

    Brigitte Neumaier: Extravagant, hochmodern und immer etwas anders als die anderen.

    Inwiefern hat Sisi die Mode ihrer Zeit beeinflusst?

    Neumaier: Die Menschen haben immer nach Österreich geschielt, um zu sehen, was Elisabeth trägt. Und dann wurde natürlich kopiert. Zu vergleichen ist das wohl mit Kate Middleton. Wenn sie mal etwas von der Stange trägt, ist das Stück in der Regel in Minuten ausverkauft. Jeder wollte so sein wie die Kaiserin. Sie war das Vorbild, hat die Mode bestimmt. 

    Welchen Einfluss nahmen Sisis Reisen auf ihren Stil?

    Neumaier: Durch die vielen Reisen hat sie an geistigem Weitblick gewonnen, sie hat sozusagen ihren Horizont erweitert. Elisabeth hat sich immer schon im Voraus über Städte und Länder informiert, bevor sie ankam. Dort konnte man ihr also nichts vormachen. Sie hat schon früh bemerkt: Wenn sie als Kaiserin reist, zeigt man ihr nur das Schöne und nicht das dahinter. Darum war sie oft als Gräfin von Hohenems unterwegs. Man muss fast sagen, für die damalige Zeit war Elisabeth zu gescheit, zu modern. Vielleicht hat sie 100 Jahre zu früh gelebt.

    Mode aus Sisis Jugend auch heute noch aktuell

    Im Wasserschloss im schwäbischen Unterwittelsbach bei Aichach, dessen Kastellanin Sie sind, ist noch bis Ende Oktober die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode“ zu sehen. Was ist in der heutigen Modewelt noch übrig von Sisis Stil?

    Neumaier: Wer durch die Ausstellung geht, wird etwa Kleider im Sanduhr-Stil sehen. Also mit schmaler Taille und ausgeprägter Hüfte. Das Betonen einer schmalen Taille haben wir auch heute noch. Sisi legte zu ihrer Zeit extrem viel Wert auf möglichst wenig Taillenumfang. Die Ausstellung zeigt aber auch Karomuster, Streifen und Geblümtes, Elemente, die etwa zur Zeit von Sisis Jugend sehr beliebt waren. Das kommt ja immer wieder. Nur eben in anderer Form. 

    So kleidete sich das einfache Volk im Mittelalter. Die Farben waren dabei gedeckt, die Schnitte einfach.
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    Derzeit findet im sogenannten Sisi-Schloss eine Ausstellung zur Mode statt. Dabei geht es aber nicht nur um die Biedermeier-Zeit, in der die Kaiserin lebte. Die Exposition blickt bis zurück in die Mode des Mittelalters.

    Welches Exponat ist Ihr persönliches Lieblingsstück und warum?

    Neumaier: Mein Highlight ist das Krönungskleid. Und auch das Kleid der Silberhochzeit mag ich sehr. Weil man daran sieht, wie schnell sich die Kleider von zwei Metern Durchmesser zu ganz schmal änderten. Beide Kleider im Kontext zeigen die Schnelllebigkeit der Mode.

    Was ist das Besondere am Sternenkleid, einem der Höhepunkte Ihrer Ausstellung?

    Neumaier: Das Sternenkleid ist nicht das Brautkleid, sondern ein "einfaches" Ballkleid. Es besteht mit Unterrock und allem Drum und Dran aus 100 Metern Stoff. Ich bewundere das Kleid, schon allein, weil es sich auf einer Puppe befinden muss, um die ganzen Sterne für die Ausstellung aufnähen zu können.

    Woher stammen die ausgestellten Stücke?

    Neumaier: Alle Kleider kommen aus der Stadt Gödöllő in Ungarn, die Partnerstadt von Aichach. Dort befindet sich nicht nur das zweitgrößte Barockschloss in Europa, sondern auch ein Meistersalon, der Originalschnitte Elisabeths aus Staatsarchiven nachschneidert. Mit der Betreiberin arbeiten wir eng zusammen. Übrigens wollte Elisabeth das Schloss Gödöllő immer käuflich erwerben. Aber Franz Joseph wollte dafür kein Geld ausgeben. Doch die Ungarn wussten, dass Elisabeth das Schloss sehr verehrte. Darum haben sie es ihr zur Königskrönung geschenkt. Elisabeth hat dort mehr als 2000 Nächte verbracht – deutlich mehr als in Schönbrunn in Wien. Die Art der Ungarn entsprach viel mehr Elisabeths Charakter als die Art der Österreicher. 

    Die aktuelle Ausstellung ist nicht die erste Sisi-Exposition mit dem Thema Mode in Aichach. Bereits 2010 zeigten Sie die Ausstellung „Kaiserin Elisabeth – ihre Kleider machen Mode“. Was inspirierte Sie dazu, das Thema nun erneut aufzugreifen?

    Neumaier: Damals gab es ausschließlich Kleider von Elisabeth zu sehen – wir haben also nur die Mode der Biedermeierzeit gezeigt. Die aktuelle Ausstellung schaut aber weniger auf die einzelne Epoche als auf den Verlauf der Zeit. Wenn man genau ist, beginnt die Mode ja eigentlich schon mit Adam und Eva – denn schon sie haben sich bedeckt. Für "Ode an die Mode" haben wir uns entschieden, die Entwicklung zwischen dem Mittelalter und der Biedermeierzeit darzustellen. Davor ist die Mode kaum greifbar. Wir wollen also zeigen, wie sich Kleidung über die Renaissance, den Barock bis hin zur Zeit der Kaiserin Elisabeth verändert hat. 

    Zur Person Brigitte Neumaier ist seit dem Jahr 2000 Kastellanin des Wasserschlosses Unterwittelsbach. Seitdem organisiert sie die Ausstellungen im "Sisi-Schloss". 

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