100 Millionen, eine Eins und acht Nullen: Mit so großen Zahlen kennt sich die neunjährige Sylvia noch gar nicht aus. „Wir rechnen nur bis 1000“, sagt die Drittklässlerin aus München. Eigentlich ist sie Ende April mit ihren Eltern ins Deutsche Museum gekommen, weil sie in der Schule das Auge durchnimmt und sich ein paar überdimensionale Modelle anschauen möchte. Dann findet sie sich plötzlich auf dem Arm von Wissenschaftsminister Markus Blume wieder, Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU) drückt ihr ein T-Shirt in die Hand. Sylvia wurde am Dienstag als 100-millionste Besucherin des Deutschen Museums in München begrüßt. Und während Sylvia das alles ziemlich cool und aufregend findet, stehen ihre Eltern, Fabiola und Severin Wiedemann, sichtlich perplex im Blitzlichtgewitter der Münchner Fotografen - sie in Flipflops, er im karierten Hemd, vor ihnen die Jubiläumszahl in meterhohen Pappmaschee-Ziffern.
„Wir haben eine Jahreskarte fürs Deutsche Museum“, erzählt Mutter Fabiola, 44, nachdem Söder schon wieder von seinen Bodyguards zur schwarzen Limousine begleitet wurde und Blume den wartenden Fernsehteams erklärt, dass das Deutsche Museum mit seiner „Faszination für den Fortschritt“ perfekt zu Bayern passt. Die Wiedemanns haben von ihrem Glück an diesem Nachmittag an der Museumskasse erfahren - und man nimmt ihnen die Überraschung ehrlich ab.
Vor hundert Jahren kostete der Eintritt im Deutschen Museum 50 Pfennig
100 Millionen Besucherinnen und Besucher seit dem Jahr 1906 - damit ist das Deutsche Museum das meistbesuchte in der Bundesrepublik und mit seinen aktuell 20 Dauerausstellungen eins der größten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Welt. Vor fast 120 Jahren fanden unter Museumsgründer Oskar von Miller die ersten provisorischen Expositionen in München statt, damals noch im Alten Nationalmuseum, das heutige „Museum Fünf Kontinente“.
Der heutige Haupt-Standort auf der Münchner Museumsinsel wurde am 7. Mai 1925 eröffnet. Der Eintritt damals: 50 Pfennig. Einen Original-Bierkrug von der Eröffnungsfeier hält 100 Jahre später Sylvias Vater Severin Wiedemann, 47, in die Kameras. Es ist eins von mehreren Geschenken, die die Münchner Familie wegen des Jubiläumsbesuchs erhält. Das Spektakulärste: eine Nacht im Museum. Die nötige Taschenlampe hat Sylvia auch schon in der Hand. Sie freut sich darauf, das Museum ganz für sich zu haben: „Dann ist es so schön leer, man kann alles viel genauer anschauen.“ Ihre Lieblingsabteilung? „Elektronik.“

Vor den Jubiläumsfeierlichkeiten wurde das Deutsche Museum umfassend saniert, der erste Teil ist seit 2022 abgeschlossen. Als die Renovierungsarbeiten begannen, war die 100-millionste Besucherin noch gar nicht geboren. 2015 war das, mehrere Tausend Objekte, ein Flugzeug etwa, wurden verpackt und in Depots gebracht, die Räume entkernt und von Grund auf überholt. Neu ist seitdem die Robotik-Ausstellung mit zehn humanoiden Robotern, die Luft- und Raumfahrt bekam ein Update, ein Drittel der Exponate wurde eigens neu angeschafft, etwa für die neuen Abteilungen „Gesundheit“ und „Bild - Schrift - Codes“, die sich mit dem Informationsaustausch über die Jahrhunderte hinweg befasst. Bis 2028 soll der zweite Teil modernisiert sein.
Natürlich, die Sache mit den 100 Millionen Besuchern beruhe auf Hochrechnungen, gesteht Museumssprecher Gerrit Faust. Sie stützen sich auf Statistiken, die bis zur ersten Ausstellung zurückreichen. Mittlerweile kommen über alle fünf Standorte verteilt jedes Jahr mehr als 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Sein 100. Jubiläum feiert das Deutsche Museum mit einem großen Fest auf der Museumsinsel am Wochenende des 10. und 11. Mai.
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