Es ist 3.15 Uhr in der Nacht zum Donnerstag, als die Polizei im Raum München ins Mark getroffen wird. Zu diesem Zeitpunkt erfahren die Beamtinnen und Beamten, dass es einen großen Brand bei ihrer Reiterstaffel im Stadtteil Trudering gibt. Mehrere Dienstfahrzeuge stehen in Flammen, das Feuer droht auf die Stallungen der Polizeipferde überzugreifen. Eine gute halbe Stunde später hat die Feuerwehr den Brand zwar gelöscht - doch der Vorfall nachhaltige Betroffenheit und große Unruhe aus. Denn es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass auf die Münchner Polizei ein Brandanschlag verübt wird.
Den ersten Einsatzkräften vor Ort bot sich ein recht dramatisches Bild: Vier Einsatzfahrzeuge und ein Pferdeanhänger standen in Flammen, der Feuerschein war weithin sichtbar. 15 der rund 40 Dienstpferde mussten in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden durch die ausgebrannten Fahrzeuge und durch ausgelaufenes Öl und Benzin, das aus dem Erdreich entfernt werden muss, liegt bei mindestens einer Million Euro.
„So ein Anschlag tut uns weh“, sagt ein Sprecher der Münchner Polizei
„So ein Anschlag tut uns weh“, sagt Polizeisprecher Thomas Schelshorn am Donnerstagmittag, und es ist zu spüren, dass er damit nicht nur den Verlust an Material meint. „Wir sind alle betroffen“, sagt auch seine Kollegin. Denn es ist eben nicht der erste Brandanschlag auf die Münchner Polizei in jüngster Zeit. Ende Januar haben Unbekannte Feuer auf dem Parkplatz der Diensthundestaffel in München gelegt. 23 Einsatzfahrzeuge wurden damals zerstört, das Gebäude der Polizeiinspektion wurde durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogen. Der Schaden wird mit mehr als zwei Millionen Euro beziffert.

Der Schock sitzt nun überall tief. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich „absolut wütend“. Man könne nur von Glück sagen, dass niemand verletzt wurde und die Pferde rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten. „Wie verblendet und beschränkt muss man sein, wenn man denkt, damit irgendetwas erreichen zu können“, schimpfte Reiter. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) spricht von einem „gravierenden Angriff auf unseren Rechtsstaat und auf die Menschen, die unermüdlich für unsere Sicherheit sorgen“. Er versprach, die Taten mit aller Entschlossenheit zu bekämpfen und alles daranzusetzen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Ermittler vermuten Brandstifter im linksextremistischen Milieu
Die Generalstaatsanwaltschaft München und der Staatsschutz haben die Ermittlungen übernommen und vermuten die Täter im linksextremistischen Milieu. Dies sei „aufgrund des angegangenen Tatobjekts“ nicht auszuschließen. Doch die Ermittler prüfen auch, ob es nicht insgesamt um eine Serie von Brandstiftungen ungeheuren Ausmaßes im Großraum München geht. Seit August 2023 beschäftigt sich die Ermittlungsgruppe „Raute“ beim Polizeipräsidium München mit einer Serie von Dutzenden Brandanschlägen auf Funkmasten, Bahnanlagen und andere Infrastruktur-Einrichtungen, die bislang alle ungeklärt sind.
Auch die Polizeigewerkschaften sind geschockt. „Ständig zunehmende Angriffe auf Polizeibeamtinnen und -beamte, die sich auch in ihrer Brutalität steigern, und jetzt auch wiederholte Brandanschläge lösen natürlich auch bei den Kollegen und Kolleginnen mulmige Gefühle aus“, teilte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mit. „Es stellt sich die Frage, wann wird die erste Dienststelle angegriffen, in der sich Kollegen und Kolleginnen befinden, die ganz normal ihren Job machen?“
Daher fordert die DPolG bessere Schutzmaßnahmen für Polizeieinrichtungen. Insbesondere Videoüberwachungsmaßnahmen müssten verstärkt werden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte ebenfalls den Ausbau technischer Sicherheitsmaßnahmen an den Dienststellen.
Höchstwahrscheinlich werden im Hintergrund sowohl die Fahndungs- als auch die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt. Offiziell geben sich die Sicherheitsbehörden bedeckt. Das Innenministerium hat nach Angaben eines Sprechers die Dienststellen der Polizei in Bayern nach dem neuen Brand „umgehend informiert und sensibilisiert“. Ob und wie Schutzmaßnahmen nun verschärft werden, sagte er dagegen nicht - alle Angelegenheiten des Personen- und Objektschutzes seien vertraulich.
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