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Rundgang olympisches Dorf

Bauen für Menschen, Stadt und Klima? Pariser Olympia-Pläne stoßen auf Kritik

Foto: Birgit Holzer

Bei Paris entsteht derzeit das Olympische Dorf, das bei den Spielen im nächsten Sommer tausende Athleten beherbergen soll. Doch das Versprechen einer umweltbewussten Baustelle glauben nicht alle.

„Sind Sie bereit für einen kleinen Fußmarsch?“ Marion Le Paul taucht mit einem Bauhelm und orangefarbener Signalweste am Eingang der größten Baustelle Frankreichs auf. Ein mannshoher Plan gibt einen Überblick über das Viertel, das hier entstehen soll. Noch sind dort etliche Gabelstapler sowie Bauarbeiter, Elektriker und Installateure unterwegs. Mit „kleinem Fußmarsch“ meint die stellvertretende Generaldirektorin der staatlichen Projektgesellschaft Solideo einen Gang über das Gelände des zukünftigen Olympischen Dorfes. Es erstreckt sich über 52 Hektar – „70 Fußballfelder hätten hier Platz!“ – und verteilt sich auf drei Kommunen im Pariser Norden: Saint-Denis, Saint-Ouen und L’Île-Saint-Denis. Sie befinden sich in Seine-Saint-Denis, dem ärmsten Département Frankreichs. Und sie sollen vom sportlichen Großereignis im Sommer 2024 dauerhaft profitieren – so wurde es jedenfalls versprochen. Doch je näher die 33. Ausgabe der Olympischen und Paralympischen Spiele Ende Juli beziehungsweise Ende August rückt, desto lauter werden die Stimmen der Kritiker. 

Dass die weltberühmte Sportveranstaltung längst nicht nur Freunde hat, das zeigt sich nicht nur aktuell in Frankreich. Diese Erfahrung musste auch Bayern machen. Eigentlich hätte sich München mit oberbayerischen Partnergemeinden für die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben wollen – doch das Vorhaben war 2013 krachend gescheitert. Und zwar am Widerstand der Bürgerinnen und Bürger. In insgesamt vier Bürgerentscheiden in München, Garmisch-Partenkirchen und den beiden Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land hatte die Mehrheit eine Olympia-Bewerbung für die Spiele 2022 abgelehnt – aus dem erhofften Wintermärchen wurde nichts. Die Befürworter der Bewerbung sprachen damals zähneknirschend von einer zunehmend kritischen Einstellung von Teilen der Bevölkerung gegen große Sportevents, die Gegner von einem Sieg gegen die Profitgier des Internationalen Olympischen Komitees und davon, Eingriffe in die sensible Natur der Alpenregion und eine befürchtete Kostenexplosion verhindert zu haben. In Frankreich sind die Spiele im kommenden Sommer freilich beschlossenen Sache – dennoch wird, wie einst im Freistaat, über das Großevent hitzig debattiert. Hat Olympia ein Imageproblem?

Olympia 2024 in Paris: Das Mega-Event sorgt bereits jetzt für Kritik

Das Repertoire an Sorgen ist in Frankreich derzeit groß. Kritiker beklagen, dass die Anwohner zwar die mit dem Mega-Event verbundenen Unannehmlichkeiten hätten, aber nicht die finanziellen Mittel, um sich die meist teuren Tickets leisten zu können. Andere haben Bedenken hinsichtlich des Transports der bis zu 16 Millionen zusätzlichen Besucher, die erwartet werden. Die Wettbewerbe finden an verschiedenen Standorten in und um Paris statt, während die Sportler im Norden schlafen werden. In den 2800 neuen Wohnungen kommen während der Olympischen Spiele 14.500 Athleten und während der Paralympics 6000 Athleten unter. Später werden die Gebäude umgewandelt in Büros und Behausungen für 6000 Personen, davon ein Viertel Sozialwohnungen. 

Zu den lautstärksten Gegnern im Vorfeld des berühmten Wettkampfes gehört Hamid Ouidir, Mitglied des „Komitees der Wachsamkeit über die Olympischen Spiele in Saint-Denis“.
Foto: privat

Zu den lautstärksten Gegnern im Vorfeld des berühmten Wettkampfes gehört Hamid Ouidir, Mitglied des „Komitees der Wachsamkeit über die Olympischen Spiele in Saint-Denis“ und des Elternbeirats einer dortigen Schule. Anfangs, sagt der zweifache Vater, habe er sich über den Olympia-Zuschlag für Paris gefreut – bis er erkannte, welche negativen Auswirkungen das für sein Viertel habe. Er kritisiert vor allem neue Autobahnzubringer, durch die mehrere Schnellspuren künftig direkt an einer Grundschule und einem Kindergarten vorbeiführen. „Zuvor war die Autobahn 120 Meter entfernt, bald sind es nur noch zwölf Meter – das ist eine Katastrophe für die Luftqualität und die 600 Schülerinnen und Schüler, die jedes Jahr davon betroffen sein werden“, sagt der 50-Jährige. Sein Zusammenschluss klagte sogar – erfolglos – vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und warnte in einem Brief an Präsident Emmanuel Macron vor der „Vergiftung unserer Kinder“. An einen spürbaren Effekt der Luftreiniger, die eingesetzt werden sollen, glaube er nicht. Doch weder Verantwortliche aus der Politik noch von den Organisatoren der Spiele oder der Solideo als Bauträger seien bereit zum Dialog oder der Suche nach Alternativen gewesen. Niemand ging auf die wiederholten Bitten um ein Treffen ein, so Ouidir. „Sie haben eine Frist, die zählt, nämlich der Beginn der Olympischen Spiele 2024 – und lehnen alles ab, was das Projekt verlangsamen könnte.“

Die Olympischen Spiele in Frankreich sollen besonders grün werden

Mit diesen Klagen konfrontiert, versichert Marion Le Paul, die Verantwortliche der Solideo, dass durch eine Umleitung der Zubringer lediglich der Verkehr flüssiger gemacht werden solle. Mit einem höheren Autoaufkommen sei nicht zu rechnen, da es in dem neu entstehenden Stadtviertel viele verkehrsberuhigte Bereiche und wenig Parkplätze gebe. Die Leute brauchten keine Wagen, da vier neue Metrolinien entstehen, um die nördlichen Banlieues besser an Paris anzubinden. Allerdings wird nur eine von ihnen noch vor Sommer 2024 fertig. Doch während es beim Metro-Ausbau seit Jahren Verzögerungen gibt, sei das „Dorf der Athleten“ perfekt im Zeitplan, betont der Projektträger. Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, habe bei einem Besuch im Juli gelobt, dass der Bereich Gebäude und Strukturen bemerkenswert reibungslos und schnell vorankomme, und das unter der Einhaltung besonders strikter Umweltauflagen.

Seit zwei Jahren führen Marion Le Paul und ihre Mitarbeiter Politikerinnen, Anwohner, Medienvertreter und ausländische Delegationen durch das künftige Olympische Dorf.
Foto: Birgit Holzer

Dass diese Spiele besonders grün werden sollen, wird von der Verantwortlichen massiv beworben. Seit zwei Jahren führen Marion Le Paul und ihre Mitarbeiter Politikerinnen, Anwohner, Medienvertreter und ausländische Delegationen durch das künftige Olympische Dorf, um eine ihrer Hauptbotschaften zu vermitteln: Auf dieser Baustelle werde so innovativ, umwelt- und klimaschonend wie nie zuvor gearbeitet. Das Megaprojekt soll als strahlendes Aushängeschild eines modernen Frankreichs dienen. „Bei den Spielen blickt die ganze Welt auf uns und wir wollen zeigen, wie wir uns die europäische Stadt des 21. Jahrhunderts vorstellen“, schreit Le Paul. Sie versucht, mit ihrer Stimme gegen den Lärm eines Presslufthammers anzukommen, während sie sich durch eine schmale, für den Durchgang markierte Zone an Neubauten entlang schiebt.

Mega-Baustelle Olympia in Paris: 47 Prozent weniger Kohlendioxid-Ausstoß

Derweil zählt sie all die Pluspunkte auf: Der Bau verursache 47 Prozent weniger Kohlendioxid-Ausstoß als bei herkömmlichen Verfahren, unter anderem durch die Verwendung von viel Holz und CO₂-armem Beton, der vor Ort hergestellt wurde. Der Einsatz von Schiffen zum Transport über die Seine erlaubte die Einsparung von insgesamt 25.000 Lastwagenfahrten. Bei der Planung sei an die spätere Verwendung gleich mitgedacht worden. „Etwas für die Spiele zu errichten und im Anschluss zu vernichten oder nutzlos herumstehen zu lassen, das passt nicht mehr in die heutige Zeit“, sagt Le Paul. So gibt es in jedem Wohnzimmer einen zusätzlichen, durch Trennwände abgegrenzten Schlafraum. Erst später werden dort Küchen eingebaut, denn die Sportler brauchen keine. Im aktuellen Filmzentrum „Cité du Cinéma“ entsteht ein gigantisches, rund um die Uhr geöffnetes Restaurant, in dem täglich 40.000 Essen zubereitet werden, unter Berücksichtigung aller erdenklichen Ernährungsgewohnheiten.

Gerade werden noch die Sanitäranlagen und elektrischen Leitungen fertiggestellt. Die Gebäude sind in verschiedenen, gedeckten Farbtönen von beige über rosa bis hellbraun gehalten. Das soll die Orientierung erleichtern, etwa für Menschen mit Behinderung, erklärt Le Paul. Außerdem werden in Abstimmung mit den drei betroffenen Kommunen Studentenzimmer, neue Geschäfte, eine Schule und eine Kinderkrippe hier angesiedelt. Vier große Baukonzerne verkaufen oder vermieten die Wohnungen nach Olympia. Im Sommer haben sie mit einer ersten Verkaufsaktion begonnen. Der Quadratmeterpreis von 7000 Euro liegt über dem Durchschnitt für die Gegend, in der viele Familien und viele Einwanderer leben. Gerechtfertigt wird er mit den „qualitativen Vorrichtungen“. Zuvor befand sich auf der Fläche ein Industriegebiet. Die rund 20 dort ansässigen Unternehmen mit ihren 2000 Angestellten kamen anderswo in der Region unter. Die Sorge vor einer Verteuerung von Wohnraum, durch die Einkommensschwache verdrängt werden, gibt es. „Eine Gentrifizierung ist unvermeidbar, mit dem Herziehen von Menschen der oberen Mittelklasse, die die soziale Struktur der Stadt verändern werden“, warnt der auf die Pariser Vorstädte und die Einwanderung spezialisierte Historiker Pierre-Jacques Derainne. Der Wandel sei jetzt schon erkennbar: hier eine schicke Weinbar, dort ein Bioladen. Auch falle die wachsende Zahl der Pariser Immobilienagenturen auf.

Heber Imageverlust für das einstige Premiumprodukt "Olympia"

Schon bei früheren Olympischen Spielen war über ökologische und gesellschaftliche Probleme debattiert worden. Vor allem im Vorfeld des Wettkampfes im russischen Sotschi im Winter 2014. Arbeitsmigranten, die beim Bau von Wettkampfstätten und Infrastrukturprojekten für die Winterspiele mitarbeiteten, würden betrogen und ausgebeutet, berichtet damals, ein Jahr vor Beginn der Veranstaltung, die Organisation Human Rights Watch. Umweltschützer sprachen zudem von abgeholzten Wäldern und illegalen Mülldeponien. Auch vier Jahre später bei den Spielen im südkoreanischen Pyeongchang mehrte sich Kritik. Immer mehr Volunteers verließen damals aus Protest gegen die schlechten Bedingungen den Wettkampfort. Und auch hier wurden Schneisen in Wälder geschlagen, um die Spiele verwirklichen zu können. Was damals unterm Strich stehen blieb: Durch die Winterspiele 2014 und 2018 hat das einstige Premiumprodukt "Olympia" einen herben Imageverlust erlitten.

Heute sei das anders, meint der Bürgermeister von Saint-Denis, Mathieu Hanotin. Er nennt die Spiele, die 2024 in Frankreich ausgetragen werden, „eine Chance für uns“. Durch die Ansiedlung des „Dorfs der Athleten“, wie es auf Französisch heißt, werde die Lebensqualität vor Ort steigen. Einige der neuen sportlichen Einrichtungen, allen voran ein olympisches Schwimmbad, bleiben als Erbe. „Auch wollen wir die Seine künftig anders nutzen, nach dem Vorbild von Paris“, so Hanotin. Die Hauptstadt hat vor mehreren Jahren die unteren Ufer für den Verkehr gesperrt und so zu einer echten Attraktion für Besucher und Spaziergänger gemacht.

Ende des Jahres sollen die Wohnungen in Paris fertig sein

Marion Le Paul führt zum Fluss, wo ein Zugang zu den Quais in Form einer Rampe entsteht, die – nicht zufällig – aussieht wie ein riesiger Olympia-Ring. Außerdem wird an dieser Stelle eine Brücke als Verbindung zwischen den Orten Saint-Denis und L’Île-Saint-Denis gebaut, die Fußgänger, Radfahrer und abgasfreie Busse nutzen können. „Die Spiele haben beschleunigende Wirkung für Dinge, für die wir sonst wohl 20 Jahre gebraucht hätten“, schwärmt Le Paul. 

Fertig werden die Wohnungen bis Ende dieses Jahres. Nach letzten Tests erhält der Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, Tony Estanguet, am 1. März die Schlüssel. Ab Herbst 2024 sollen dann neue Arbeiten beginnen, um das Olympische Dorf umzubauen für sein zweites Leben. Auf dass die großen Versprechungen einer sauberen Zukunft trotz der Bedenken mancher eingehalten werden. (mit sast)