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Schüsse auf israelisches Generalkonsulat in München waren antiisraelischer Terrorangriff

München

Schüsse auf israelisches Generalkonsulat waren antiisraelischer Terrorangriff

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    Nahe des israelischen Generalkonsulats schoss die Polizei den 18-jährigen Österreicher nieder, der einen Anschlag verübt hatte.
    Nahe des israelischen Generalkonsulats schoss die Polizei den 18-jährigen Österreicher nieder, der einen Anschlag verübt hatte. Foto: Matthias Balk, dpa (Archivbild)

    Die Ermittler im Fall des Angriffs auf das israelische Generalkonsulat in München vor rund einem halben Jahr werten diesen als einen antiisraelischen Terroranschlag. Das teilten das bayerische Landeskriminalamt (BLKA) und die Generalstaatsanwaltschaft München am Freitag mit. Demnach hätten islamistische Motive bei den Schüssen des 18-jährigen Österreichers auf das Generalkonsulat offenbar nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Der Schütze war später von der Polizei erschossenen worden.

    Der Österreicher Emrah I. hatte am 5. September 2024 unter anderem auf das israelische Generalkonsulat (IGK) in München geschossen. Der 18-Jährige war kurz nach seiner Tat von der Polizei nahe des Gebäudes bei einem Schusswechsel erschossen worden. Das BLKA, die Generalstaatsanwaltschaft München und die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) hatten daraufhin die Ermittlungen übernommen und die Soko „Karolinenplatz“ gegründet, die laut der gemeinsamen Presseerklärung zeitweise mit fast 100 Ermittlerinnen und Ermittlern besetzt war.

    Anschlag auf israelisches Konsulat in München: Ermittler rekonstruieren Tatablauf minutiös

    Die Ergebnisse der Ermittlungen wurden am Freitag präsentiert. Es sind insgesamt 140 Zeuginnen und Zeugen zum Hintergrund der Tat befragt worden, so BLKA und Generalstaatsanwaltschaft. Außerdem wurden Ermittlungen in Österreich und Kroatien durchgeführt. Die Ermittlerinnen und Ermittler gehen nach der Analyse aller Informationen von einer terroristisch motivierten Tat aus, zudem von einer antiisraelischen Tatmotivation. Beim Täter habe sich „das Bild einer unreifen Persönlichkeit“ gezeigt, „die sich in einer Phase des Umbruchs und der Instabilität befand“, heißt es in der Erklärung der Behörden (externer Link).

    Den Tatablauf rekonstruierten die Beamtinnen und Beamten dabei minutiös. Demnach war der Österreicher im September 2024 mit einem alten Repetiergewehr aus dem Jahr 1936 aus ehemaligen Schweizer Armee-Beständen bewaffnet, nach München gefahren. Er hatte die Waffe mit einem Bajonett versehen. Das Gewehr hatte er einen Tag vor der Tat von einer Privatperson abgekauft. In Österreich ist der Verkauf einer solchen Waffe legal. Jedoch wusste der Verkäufer nicht, dass gegen den Täter ein behördliches Waffenbesitzverbot bestanden hatte.

    Täter war „sozial isolierter Einzelgänger“

    Der Täter hatte am Tag des Angriffs seinem Bruder einen höheren Geldbetrag überwiesen und seinen Eltern eine Nachricht mit Herz-Emojis hinterlassen, was für eine Verabschiedung spricht. Vor Ort in München angekommen, hatte er offenbar Orientierungsschwierigkeiten, wie unter anderem Videos der Tat zeigen, die die Beamten auswerten konnten. So schoss der 18-Jährige zunächst zweimal auf das NS-Dokumentationszentrum, das sich in der unmittelbaren Umgebung des IGK befindet.

    Die Untersuchungen im sozialen Umfeld des Täters ergaben für die Ermittlerinnen und Ermittler „das Bild des sozial isolierten Einzelgängers“, wie es in dem Bericht heißt. Es habe keinerlei Hinweise auf mögliche Mittäter oder Tatbeteiligte gegeben, er habe nahezu keine sozialen Kontakte außerhalb der Familie gehabt. Zudem stießen die Beamten auf Hinweise für ungewöhnliche religiöse Verhaltensweisen in Form eines Wasch- und Gebetszwangs und ein starkes Interesse des Täters an Schuss- und Stichwaffen. Frühere Versuche, eine Waffe in Österreich zu kaufen, scheiterten zunächst.

    Anschlag auf Konsulat in München: Österreicher hatte zuvor antisemitische Kommentare verfasst

    Im Jahr 2021 hatte der Österreicher mit bosnischen Wurzeln bereits Symboliken der islamistischen Terrororganisation „HTS“ in einem Computerspiel verwendet, zudem habe er sich virtuell mit Inhalten befasst, „die eine Benachteiligung von Muslimen aufgreifen“. Dazu habe er sich häufig Videos zum Nahostkonflikt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg, angesehen. Unter einigen Videos verfasste er antisemitische Kommentare und bezeichnete Dritte als „Kuffar“ (Ungläubige).

    Bei der Tat des Österreichers aus dem Salzburger Land hatte es keine weiteren Verletzten gegeben. Wie bereits kurz nach der Tat bekannt geworden war, wurde gegen den 18-Jährigen in seinem Heimatland ermittelt, weil er verdächtigt wurde, sich religiös radikalisiert zu haben und sich für Sprengstoff und Waffen zu interessieren. Wie die Salzburger Polizei damals mitteilte, wurde deshalb gegen den späteren Täter ein Waffenverbot verhängt, das bis mindestens Anfang 2028 in Kraft geblieben wäre.

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