Ein Leben und unzählige Schicksale
Die Höchstädterin Luise Rössler hat viel erlebt – Gutes wie Schlechtes. Trotzdem hat sie vielen Menschen, die in den Landkreis Dillingen geflüchtet sind, unermüdlich geholfen. Nun wird sie 80 Jahre.
Energisch steht sie aus dem Gartenstuhl auf, fasst sich mit den Händen an den Rücken und schließt die Augen. Luise Rössler lächelt. Wenn sie daran denkt, wird es ihr noch heute ganz warm am Rücken. 75 Jahre später, an ihrem 80. Geburtstag. „Das werde ich nie vergessen“, sagt sie. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie war ein kleines Kind, es herrschte Krieg. Tod, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Verwüstung und Angst waren allgegenwärtig. Die kleine Luise wurde hin und her geschubst – zu ihrem Schutz. Bei den Großeltern fand sie Unterschlupf, Fürsorge und Liebe.
Heimlich Kartoffeln verteilt
Es war 1943. Gemeinsam mit Oma und Opa lebte die damals Fünfjährige in einem Haus in Nürnberg. Ihre kleine Wohnung befand sich im obersten Stock, direkt unter dem Dachboden. Dort, so erzählt es die Höchstädterin heute, wurde getrockneter Kabeljau abgehängt – in Stücken wurde er abgeschnitten und mit Kartoffeln verzehrt. „Das kann man sich nicht mehr vorstellen“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Dort, wo der Fisch hing, war auch ein Schlaflager. Russische Frauen, Gefangene, haben dort gelebt. Jeden Abend, wenn sie von der Arbeit nach Hause kamen, wurden sie von den Hausbewohnern abfällig beobachtet. Auch von Luise und ihrer Oma – aber aus einem anderen Grund. Die Oma hat heimlich Kartoffeln gekocht, sie unter ihrer Schürze versteckt und das kleine Enkelkind vor sich gestellt. „Und wenn die russischen Frauen an uns vorbei in den Dachboden hoch gingen, hat meine Großmutter ihnen heimlich Kartoffeln hinter meinem Rücken zugesteckt“, schildert Luise Rössler. Es ist eine Geschichte, die man kennen muss, um zu verstehen, warum die Höchstädterin, die am Sonntag ihren 80. Geburtstag feiert, so ist, wie sie ist: eine Frau mit einem riesengroßen Herz und einer grenzenlosen Hilfsbereitschaft für benachteiligte Menschen. Für ihren unermüdlichen Einsatz für andere hat sie bereits die Silberdistel unserer Zeitung, das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten sowie den schwäbischen Integrationspreis erhalten.
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