Mal ganz ehrlich, welcher Mann wäre nicht gerne ein kleines bisschen Frauenheld? Und welche Frau ließe sich nicht gerne von einem charmanten Gesprächspartner ein wenig – sagen wir – inspirieren? Wenn es um betörenden Schein geht, dann hat an diesem Mittwoch, 2. April, ein ganz Großer dieses Genres einen bedeutenden Gedenktag. Vor 300 Jahren wurde Giacomo Casanova in Venedig geboren. Und wenn heute Abend ab 21.55 Uhr im Fernsehen bei Arte an den Frauenverführer erinnert wird, dann hat dabei auch ein Lehrer des Dillinger Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums seinen Anteil.
Im Beitrag „Mehr als ein Don Juan“ spricht auch der Volkskundler und Historiker Stephan Bachter aus Holzen, der am Dillinger Gymnasium Geschichte unterrichtet. Der 58-Jährige wird im Fernsehen aber nicht über die Verführungskünste Casanovas dozieren. Obwohl: Der gebürtige Venezianer habe „schon Strategien, mit denen man bei Frauen punkten kann“, sagt Bachter. Liebschaften mit mindestens 116 Damen und ein paar Männern würden Casanaova nachgesagt. Aber das ist nicht das Thema, das den Gymnasiallehrer an dieser prominenten Person der Geschichte interessiert.
Bachters Promotion geht über das magische Wissen seit dem 18. Jahrhundert
Filmemacher Reinhold Jaretzky hat Stephan Bachter aus einem einzigen Grund für seine Casanova-Doku gewählt. Der 58-jährige Wissenschaftler schrieb einst seine Doktorarbeit über „die Verbreitung des magischen Wissens seit dem 18. Jahrhundert“. In der Klostermühle in Holzen, dem Wohnort Bachters, wurden schließlich die Interviews für die Fernsehsendung aufgenommen. Der Holzener kennt Casanovas Umgang mit der Magie, der Frauenverführer verwendete Zauberbücher und Zauberzettel. Groß in Mode sei im 18. Jahrhundert die magische Schatzgräberei gewesen. Zu Reichtum kam dabei aber niemand, viele wurden übers Ohr gehauen. Eine Gönnerin Casanovas wollte, wie Bachter berichtet, als Knabe wiedergeboren werden. Der Jurist, Dichter, Philosoph, Chemiker und Alchemist, um nur einige seiner Betätigungsfelder zu nennen, bot seine Künste an. „Und er glaubte auch ein wenig selbst daran, dass dies funktionieren könnte“, stellt Bachter fest.

Der Historiker schätzt vor allem die Lebenserinnerungen, die Casanova (1725 bis 1798) einst auf Schloss Dux niedergeschrieben hat. „Der Schriftsteller breitet hier die ganze Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts aus“, erläutert Bachter. Für Geschichtswissenschaftler seien diese Erinnerungen eine überragende Quelle. „Ich finde Casanova in vielfacher Hinsicht faszinierend“, sagt Bachter. Wenn auch nicht immer im Umgang mit Frauen, so sei der Abenteurer in einigen Bereichen doch ein Vorbild. „Dieser Mut, im Leben ins Volle zu gehen, alles zu probieren und sich nicht unterkriegen zu lassen, ist beeindruckend“, sagt Bachter. Vieles in Casanaovas Leben sei spektakulär – etwa dessen Flucht aus den Bleikammern in Venedig. Dieser „idealtypische Protagnonist der Rokokozeit“ habe einige Duelle und Geschlechtskrankheiten überlebt.
Vhs-Veranstaltung in Dillingen: „Casanova und die Magie“
In Dillingen wird das Casanova-Jubiläum bei einer Vhs-Veranstaltung am Donnerstag, 5. Juni, ebenfalls eine Rolle spielen. Stephan Bachter und Alexander Rabitsch laden um 19 Uhr zu einer Lesung mit dem Titel „Casanova und die Magie“ in den großen Saal des Collegs ein.
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