Er begnadigt Kapitol-Stürmer, entlässt Regierungsmitarbeiter und erhebt Zölle: Kaum ist Donald Trump erneut als US-Präsident offiziell eingeführt worden, so sorgt er schon mit seinen ersten Amtshandlungen für Furore. Zumindest ist das, was Trump bereits in den wenigen Tagen als amerikanischer Präsident durchgesetzt hat, nicht überraschend – auf jeden Fall nicht für Alexander Merenda: „Man beobachtet das Geschehen mit einem gewissen Staunen. Aber es bestätigt, was man erwartet hat. Er geht so vor, wie er es angekündigt hat. Ohne Rücksicht auf Verluste.“
Merenda ist der Regionalvorsitzende der IHK Dillingen und Geschäftsführer/General Manager bei Gartner Extrusion in Gundelfingen. Er sagt, dass man aktuell schlicht beobachten und abwarten müsse, was sich Trump noch alles überlegt und welche Ziele er beabsichtigt. Dass etwa die Zölle für Kanada und Mexiko bereits im Februar erhoben werden sollen, dazu hat Merenda eine klare Meinung: „Mir müssen schauen, was er von Europa will, vor allem, was er für einen Deal will. Denn Trump geht es immer nur um einen Deal.“
Der IHK-Vorsitzende vermutet, dass es in Richtung Rüstungsindustrie und NATO-Ziele gehen werde. „Und dann muss man verhandeln. Er überzieht ja die ganze Welt damit, das ist beruhigend. Denn jeder muss sich mit ihm auseinandersetzen“, so Merenda weiter. Aber auch Trump beziehungsweise Amerika müsse mit Folgen leben und mit Konsequenzen rechnen. Merenda erklärt: „Sämtliche Zölle haben die Waren für das amerikanische Volk teurer gemacht. Das ist Fakt. Es gibt dort wahnsinnige Preissteigerungen. Und was er jetzt tut, wird das nicht verbessern. Es ist ein Irrsinn.“
So entwickeln sich die Zinsen im Kreis Dillingen
Martin Jenewein, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Nordschwaben, warnt dagegen, „Großes zu befürchten und in Stillstand zu verfallen“. Er sagt: „Wir sind alle gespannt, was passiert. Aber wir sind stark und müssen uns auf unsere Stärke wieder besinnen. Dann können wir auch Paroli bieten. Da darf man ruhig selbstbewusst sein.“ Seit klar war, dass Donald Trump erneut US-Präsident sein wird, habe sich die Entwicklung auf dem großen Finanzmarkt, besonders an der Börse, bemerkbar gemacht. Die Amtseinführung diese Woche habe sich nicht auffällig ausgewirkt.
„Aber Trump wird weiter seinen wirtschaftsfreundlichen Kurs fahren und in Amerika die Wirtschaft Stück für Stück nach vorn bringen. Wir als Europäer, als Deutsche, müssen uns darauf einstellen und dürfen uns nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen“, so Jenewein weiter. Man könne sich künftig vermutlich „weniger auf die Amis verlassen“. Der Sparkassen-Vize betont: „Wir haben starke, international agierende Unternehmen, die sich auch unter Trump bewähren werden.“
Für Häuslebauer wird es teurer
Ähnlich sieht das auch Alexander Jall, Vorstandsvorsitzender bei der VR-Bank Donau-Mindel. Er formuliert es so: „Europa muss sich zusammenraufen und mit einer Stimme sprechen. Dann haben wir auch ein wichtiges Wort bei den Global Playern.“ Aktuell tritt Europa aus seiner Sicht nicht homogen auf. „Wir dürfen uns nicht mehr länger auf die USA, die bisher unser Schutzschild war, verlassen“, so Jall weiter.
Konkrete Auswirkungen direkt nach der Trump-Einführung könne er auch nicht bestätigen, die Wirtschaft beziehungsweise der Finanzmarkt haben sich schon länger verändert. Seit klar war, dass Trump erneut US-Präsident wird. Jall: „Seit Ende November sind die Zinsen um ein halbes Prozent gestiegen. Das ist nicht wenig.“ Etwa private Häuslebauer, die sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllen wollen, treffe das doch deutlich. „Es ist nicht existenzgefährdend, macht aber doch was aus“, so der Vorstandsvorsitzende. Ganz generell sei die Zinsentwicklung sehr wichtig in der Finanzbranche, Jall sagt, dass „wir aus Bankensicht natürlich alles genau beobachten“. Dabei müsse man die Auswirkungen zwischen kurzfristigen und langfristigen Zinsen unterscheiden. Viel mehr brauche es aber etwas anderes, so der Vorstandsvorsitzende: „Wir brauchen Impulse von der Politik.“
Was sagen Knoll und Mehring zum Trump-Amtsantritt?
Der Höchstädter CSU-Landtagsabgeordnete Manuel Knoll hat dazu eine Meinung: „Die nächsten vier Jahre der Trump-Administration werden vor allem unberechenbar sein. Das ist sein Geschäftsmodell, mit dem er bisher Erfolg hatte. Ob die angekündigten Schutzzölle tatsächlich kommen, die militärische Hilfe für die Ukraine tatsächlich beendet wird, wird sich zeigen. Wir sollten als Europäer auf jeden Fall auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein.“ Speziell im Bereich der Verteidigung müsse Europa eigenständiger werden. Zudem müsse der Fokus darauf liegen, dass die Stärkung der eigenen wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Priorität hat. Und: „Auch unser Landkreis ist vom Welthandel nicht isoliert, viele Arbeitsplätze hängen vom Export ab. Die USA sind mit Abstand der größte Abnehmer bayerischer Produkte. Unter anderem auch deshalb sollte uns, trotz Trump, weiter viel an einem guten transatlantischen Verhältnis liegen.“
Fabian Mehrung, der bayerische Digitalminister (FW), sagt ebenfalls deutlich: „Während in der Ukraine Bomben vom Himmel fallen und der Nahe Osten ein instabiles Pulverfass bleibt, steckt Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise und droht erneut zum kranken Mann Europas zu werden. Dass mit Trumps Wiederwahl nun auch noch die politische Führung unseres größten Handelspartners unkalkulierbar geworden ist, verschärft die Lage für uns als Exportnation zusätzlich.“ Allein die Ankündigung zum 500 Milliarden schweren KI-Programm „Stargate“ müsse laut Mehring auf „unserer Seite des Atlantiks als dröhnender Weckruf verstanden werden, den hierzulande niemand überhören darf.“
Auf den Märkten der Zukunft dürfe man sich nicht erneut erpressbar machen. „Unsere Antwort auf Trumps ,America First‘ kann folgerichtig nur Europa lauten“, sagt der Digitalminister und weiter: „Wenn die Zukunft gut werden soll, braucht Europa technische und volkswirtschaftliche Souveränität. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen und dürfen den Wohlstand unserer Heimat nicht den Launen von Trump, Musk oder Xi Jinping ausliefern.“
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