Dicke, weiße Schläuche ziehen sich durch die Hofmarkstraße in Finningen in Richtung Wald. Wer ihnen folgt, gelangt zunächst zu einem Pavillon und einem Einsatzfahrzeug der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL). Dort sind Whiteboards aufgehängt, an denen Karten der Umgebung hängen. Funkgeräte stehen bereit. Einige Menschen in Feuerwehruniformen treffen sich hier gerade und besprechen die Lage, stimmen ihr weiteres Vorgehen ab. Die Szene ist Teil einer großangelegten Übung. Acht Feuerwehren trainieren für den Ernstfall: einen Waldbrand.
Die Übung simuliert ein Feuer in einem Waldstück bei Finningen, bei dem vor allem bodennahe Vegetation und abgestorbenes Material abbrennen. Auf einem 15,5 Hektar großen Areal wird für den Ernstfall geprobt, um die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren zu verbessern. Tim Kullmann, der zuständige Einsatzleiter und Kreisbrandmeister, hat dazu alle ihm unterstellten Feuerwehren gefragt, ob sie teilnehmen. „Am Ende sind so über 100 Feuerwehrmänner und -frauen aus Finningen, Bergheim, Mödingen, Mörslingen, Wittislingen, Lauingen, Schabringen und Wertingen zusammengekommen“, zählt der 34-Jährige auf. Zusätzlich seien die UG-ÖEL, die Revierförsterin und Waldbrandbeauftragte Hanna Schnell, das Landratsamt Dillingen in Form von Wolfgang Piontek, Kreisbrandrat Frank Schmidt und Kreisbrandinspektor Jürgen Schön vor Ort. „So ein großes Projekt ist ein enormer ehrenamtlicher Planungsaufwand“, betont Kullmann. Man müsse die richtige Witterung abwarten, das passende Gelände finden, aber auch die Verfügbarkeit aller Beteiligten beachten. „Vier Monate haben wir das Ganze geplant“, so der Kreisbrandmeister.

Insgesamt sind 132 Personen, 16 Feuerwehrfahrzeuge, zwei mit Wasser betankte Güllefässer, ein paar Drohnen und sogar ein Flugzeug zur Luftbeobachtung an der Übung beteiligt. Um bei so vielen Beteiligten den Überblick zu bewahren, gibt es vier Abschnitte: die Brandabschnitte eins und zwei, die Wasserversorgung und die Drohnen.
Beim Amt für Landwirtschaft und Forsten begrüßt man solche Übungen
Auf einer Tour durch den Brandabschnitt zwei erklärt Daniel Böhm, der beim Kreisfeuerwehrverband die Öffentlichkeitsarbeit macht, den Aufbau der Übung: „Von einem Gewässer wird eine zwei Kilometer lange Schlauchleitung gelegt.“ Damit soll Wasser zu den Einsatzkräften im Brandabschnitt eins befördert werden. Der Brandabschnitt zwei wird durch die beiden Güllefässer mit Wasser versorgt. Diese kommen zum Einsatz, wenn es keine Gewässer in der Nähe gibt. Dazu werden in beiden Brandabschnitten mobile Löschwasserbehälter aufgestellt, um darin das Wasser im Wald zu speichern. „Das hat den Vorteil, dass man einen Puffer hat, um mögliche Probleme zu beheben, bevor das Wasser ausgeht.“

Die Drohnen und das Flugzeug seien für die Beobachtung des Brandgebietes und die Koordinierung von oben zuständig. Im Ernstfall gibt es also viele Fäden, die bei der Einsatzleitung zusammenlaufen. „Nach der Übung wird es noch eine Nachbesprechung geben, um Probleme und Schwierigkeiten zu finden und zu beheben, bevor es im Ernstfall zum Problem wird“, erklärt Böhm.
Auch Martin Braun, der stellvertretende Bereichsleiter Forsten des AELF Nördlingen-Wertingen, hält Übungen wie die in Finningen für ein wichtiges Mittel zur effektiven Waldbrandbekämpfung. „Mit solchen Übungen rennen die Feuerwehren offene Stadeltüren bei mir ein“, meint der 61-Jährige. Im Wald gebe es keine Hydranten, oft keine anderen Wasserquellen, und das Terrain habe seine Tücken. Deswegen halte er es für sehr sinnvoll, die Zusammenarbeit der Feuerwehren durch solche Übungen zu stärken.
Wie die Waldbrandgefahr im Landkreis Dillingen aktuell bewertet wird
Um das Wasser in den Wald zu bringen, müsse man mit Landwirten zusammenarbeiten, die ihre Güllefässer dafür bereitstellen. Es braucht auch genügend Feuerwehrmänner und -frauen. „Waldbrände entstehen meist, wenn es sehr heiß und sonnig ist.“ Die Feuerwehrmänner und -frauen werden mit extremen Bedingungen und schwerer Ausrüstung enorm belastet. Da sei es wichtig, zuerst das körperliche Wohl der Einsatzkräfte zu sichern, betont Braun. „Sowieso haben Feuerwehrleute größten Respekt für ihre Arbeit verdient“, hebt Braun hervor.

Aktuell arbeite man auch an einem ganzheitlichen Konzept, um besser für einen Waldbrand gewappnet zu sein. „Die Gefahr eines Waldbrandes ist real“, sagt er. Aktuell nehme sie sogar noch zu. Trockene Böden und das viele brennbare Material im Wald begünstigen diese Gefahr. „Bei Monheim im Landkreis Donau-Ries ist erst vor Kurzem fast ein Hektar abgebrannt“, verdeutlicht Braun den Ernst der Lage. Häufig seien glimmende Gegenstände, wie achtlos weggeworfene Kippenstummel, der Auslöser. „Mir graust es jedes Mal, wenn ich sehe, dass aus dem Auto vor mir ein Gegenstand fliegt.“ Auch Glasscherben oder Lagerfeuer können einen Brand verursachen. Darum sei es zum Beispiel vom 1. März bis zum 31. Oktober verboten, im Wald zu rauchen. Auch das Betreiben einer Feuerstelle näher als 100 Meter an einem Wald sei verboten. Wenn man auf solche Dinge achte, könne man schon viel verhindern, meint der 61-Jährige.
An heißen Tagen werde außerdem immer wieder ein Flugzeug losgeschickt, um gefährdete Gebiete zu überwachen. Dafür ist Hanna Schnell, die Waldbrandbeauftragte Schwabens, zuständig. „Es gibt auch eine Waldbrandgefahren-Skala von eins bis fünf vom Deutschen Wetterdienst. Ab Stufe vier und fünf werden dann Flugzeuge losgeschickt“, erklärt Schnell. Aktuell befindet sich der Landkreis auf diesem Index auf Stufe 3. Für Mittwoch sagt der DWD einen Index von 4 voraus – also hohe Gefahr.
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