Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Finningen: Erntepressegespräch in Unterfinningen: Experten fordern mehr Wertschätzung für Landwirte

Finningen

Erntepressegespräch in Unterfinningen: Experten fordern mehr Wertschätzung für Landwirte

    • |
    • |
    • |
    Feldbegehung: Der junge Bauer Michael Sinning (Mitte) präsentiert sein Werk unter freiem Himmel dem Kreisobmann Klaus Beyrer (rechts) sowie Erhard Würth vom AELF Nördlingen-Wertingen.
    Feldbegehung: Der junge Bauer Michael Sinning (Mitte) präsentiert sein Werk unter freiem Himmel dem Kreisobmann Klaus Beyrer (rechts) sowie Erhard Würth vom AELF Nördlingen-Wertingen. Foto: Günter Stauch

    „Die beste Ernte nützt nichts, wenn die Preise dafür nicht stimmen.“ Darauf hat Erhard Würth vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen-Wertingen (AELF) hingewiesen. Beim Erntepressegespräch auf dem Hof von Michael Sinning in Unterfinningen, mit zahlreichen Gästen aus der Agrarbranche, machte sich der Experte für eine höhere Wertschätzung bäuerlicher Arbeit stark. Doch kann man bereits im Juni eine Erntebilanz ziehen?

    Zahlreiche Branchenvertreter aus Handel und Vertrieb, aber auch aus der Landwirtschaft und Politik waren in Finningen vertreten. Darunter die stellvertretende Kreisbäuerin Gabi Schmid, Landratsstellvertreter, Kreisrat und Holzheims Altbürgermeister Erhard Friegel sowie Finningens Rathauschef Klaus Friegel. Bei dem lockeren Gespräch unter einem nach heftigem Regen zurückgekehrten weiß-blauen Himmel wurde eher vorsichtig prognostiziert, dass die Ernte heuer durchschnittlich bis gut ausfallen könnte.

    Beyrer: 2024 eine der schlechtesten Ernten seit 40 Jahren

    „Allerdings nach einer der schlechtesten Erntesaisons in den vergangenen vier Jahrzehnten“, wie der Moderator und Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband (BBV) Klaus Beyrer, gleich zu Beginn des mehrstündigen Treffens einschränkte. Genau sagen könne man es aber nicht, wie welche Sorten und Kulturen in diesem Jahr abschneiden. Der Tenor: Erst am Ende sieht man, was dabei herauskommt.

    Vor der anschließenden „Feldbegehung“ auf einem vom Traktor gezogenen Personenanhänger hatte unterdessen eine lebhafte Debatte um den Stellenwert der landwirtschaftlichen Profession eingesetzt. Dabei stieß etwa der langjährige Kreisgeschäftsführer beim BBV, Eugen Bayer, die Frage an, was denn die Arbeit des Bauern unserer Gesellschaft überhaupt wert sei. „Sie müssen davon leben können“, betonte der heutige Geschäftsführer beim Vermarktungsspezialisten SNE Schwäbische Naturenergie.

    Ehemaliger Bauernvertreter beklagt fehlenden Ausgleich für CO2-Bindung der Böden

    Deren Schwerstarbeit in und mit der Natur in Beziehung zu setzen zu den niedrigen Preisen etwa von Mehl im Supermarkt – „das passt einfach nicht zusammen.“ Während von Anna Sinning, der Tante des Hofbetreibers, Weißwürste, Brezen und Säfte gereicht wurden, machte der für seine beißende Kritik bekannte Bauernvertreter Bayer auch auf das Risiko aufmerksam, das jeder Landwirt jedes im Jahr in Kauf nehme. „Er geht im Frühjahr in Vorleistung für etwas, das er erst zehn Monate später als Ergebnis vor sich stehen hat“ – dieses kostspielige Wagnis scheine bei vielen im Lande noch nicht recht im Bewusstsein angekommen zu sein. Auch würde es für vieles keinen Ausgleich geben, etwa dafür, dass zum Beispiel ein Hektar Ackerboden bis zu 150 Tonnen Kohlenstoff binden würde, führte Bayer fort.

    Für gute wirtschaftliche Perspektiven warb auch AELF-Mann Erhard Würth. Der Leiter der Abteilung Bildung und Beratung mochte sich zur Ernteaussicht „positiv optimistisch“ äußern und bemerkte: „Wir bekommen eine gute Ernte“. Voll des Lobes zeigte er sich zur Entwicklung beim bäuerlichen Nachwuchs, bei dem schon 18- bis 19-Jährige früh Verantwortung übernehmen würden. „Dies alles motiviert mich sehr“, teilte der Gast aus Nördlingen freudestrahlend mit. Und zeigte sich bester Laune beim Anblick der Anlage des jungen Gastgebers Micheal Sinning. Der Herr über hundert Hektar Ackerbau und Grünland sowie einer kleinen Tierhaltung präsentierte den Besucherinnen und Besuchern stolz seinen Arbeitsplatz in einem idyllisch hügeligen Tal hinterm Liezheimer Forst.

    Landwirt Michael Sinning blickt zuversichtlich auf die Ernte 2025

    Vorbei an Wiesen, Kornblumen und Ackerflächen sowie immer wieder reizvollen Streuobststellen führte die holprige Fahrt zu einem sehenswerten Ziel: Einem riesigen hell- bis dunkelgrün schimmernden Weizenanbau, der sich unter dem wolkenarmen blauen Himmel ausbreitete. Man blieb auch kurz an einer silbrig-glänzenden Lupinenfläche mit Futter für Geflügel und Schweine stehen. Während das nahe Mittagsläuten der Kirche am Horizont einsetzte, erinnerte Kreis-Obmann Klaus Beyrer an das vergangene „spannende Frühjahr mit seiner massiven Trockenheit.“ Erst der später folgende Niederschlag habe den Bauern wieder Hoffnung gegeben. Die aktuelle Wetterlage stimmte Jungbauer Michael Sinning, der einst den Standort von Vater Josef übernahm, „zuversichtlich, dass es eine gute Ernte geben wird.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden