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In der Liturgie hat der 1. Advent nichts von Glühweinseligkeit und Lichterglanz

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In der Liturgie hat der 1. Advent nichts von Glühweinseligkeit und Lichterglanz

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    Die erste Kerze wird am kommenden ersten Adventssonntag am Adventskranz entzündet.
    Die erste Kerze wird am kommenden ersten Adventssonntag am Adventskranz entzündet. Foto: picture alliance/dpa

    Ach, dass der 1. Advent in der Kirche doch auch so schön riechen und schmecken würde, wie der Glühwein auf den zahlreichen Adventsbasaren und Christkindlmärkten! Nein, in der Liturgie hat der 1. Advent so gar nichts von Glühweinseligkeit und Lichterglanz. Da ist von bestürzten und ratlosen Völkern die Rede, von Menschen, die vergehen vor Angst, gar von einem erschütterten Himmel. Die Welt ist in Aufruhr. Nichts kann sie mehr halten, nichts tragen. Der Boden unter den Füßen gibt nach und die Sonne ist schwarz.

    Was im Horrorfilm, gemütlich im Kino, im Wohnzimmer bei einem Glas Wein, die Nerven kitzelt, hat sich in die Realität gewagt. In die Schlagzeilen der Zeitungen. Aber warum auch im Evangelium – in der frohen Botschaft von Jesus? Und dann werde ich ganz still, entsetzt darüber, dass die apokalyptischen Bilder und Vorstellungen keine literarische Fiktion sind, nicht aus kranken Köpfen kommen, sondern ganz einfach die Welt spiegeln, wie wir sie kennen. Bestürzte und ratlose Völker. Angst. Ein Himmel, der leer ist und nichts mehr verspricht. Sieht so das Ende aus? Lukas, der alles aufschreibt, was er von Jesus weiß, verschweigt dieses dunkle Kapitel nicht. Muss es nicht auch gesagt werden? Wenn wir davon hören und das sehen – was machen wir dann? Kopf in den Sand? Gekonnt weggucken? Lamentieren? Oh, bitte nicht! Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe!

    Dillingens Stadtpfarrer Harald Heinrich.
    Dillingens Stadtpfarrer Harald Heinrich. Foto: Berthold Veh (Archivbild)

    Das mit dem erhobenen Kopf gefällt mir! Wir gehen viel zu geduckt. Mutlos und verzagt sind wir dann. Wir stecken einander damit sogar an. Wir gehen gedrückt, wir lassen den Kopf hängen. Wenn wir mit aufrechtem Gang und erhobenen Kopf in die Welt schauen, das ist ein Zeichen der Hoffnung für viele Menschen. Mut heißt: Hinsehen und Ernstnehmen. Mut heißt: Hören und Verstehen. Mut heißt: stehen bleiben und reden.

    Am Ende taucht ein neuer Anfang auf

    Der aufrechte Gang drückt nicht nur Haltung aus, er lässt sich nicht unterkriegen. Im Evangelium sehen wir den Menschen, wie er von Gott geschaffen wurde. Von ihm geliebt. Sein Ebenbild. Es geht eigentlich gar nicht anders: Ich muss aufrecht gehen und mein Haupt erheben. In den apokalyptischen Bildern, die auch Lukas ausmalt, taucht am Ende ein neuer Anfang auf. Wenn alles verloren zu gehen scheint, die Welt keine Heimat mehr ist, nicht einmal mehr Verlass auf Sonne und Mond ist – dann ist das letzte Wort nicht gesprochen! Gott bleibt in seiner Treue mit den Menschen, mit der Welt verbunden. Seine Schöpfung, das Werk seiner Liebe, lässt er nicht fallen.

    Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. - So beschreibt das Lukas. Aber gerade er weiß auch, dass Gott sich klein macht, ein Kind wird, dass Gott sich Hirten offenbart. In seinem Weihnachtsevangelium – es dauert nicht mehr lange – hören wir den Gesang der Engel: Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Frieden den Menschen seines Wohlgefallens. Ihnen allen einen gesegneten Advent!

    Ihr Stadtpfarrer Harald Heinrich, Pfarreiengemeinschaft Dillingen

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