Liebe Leserinnen und Leser,
der Dezember, dieser magische, aber oft auch chaotische Monat, ist für viele von uns der Stressmoment des Jahres – stimmen Sie mir zu? Wenn jemand aus einem Land wie Nordkorea, wo religiöse Feiertage unbekannt sind, einen Blick auf unseren vorweihnachtlichen Trubel werfen würde, könnte er das Geschehen als einen winterlichen Wahnsinn deuten. Doch was macht diesen Monat so besonders verrückt? Nun, wir bereiten uns vor!
Wir schmücken unsere Häuser mit Weihnachtsbäumen, hängen Lichterketten und Sterne an die Fenster – Adventskranz, Duftkerzen und Deko dürfen nicht fehlen. Die Straßen sind voll mit fröhlichem Treiben, Männer und Frauen stürmen in die Einkaufszentren, oft in einem rasenden Tempo, das nur die Vorfreude auf das Fest verraten kann. Die Kinder werden vom feinen Duft frisch gebackener Plätzchen verzaubert und spüren, dass das Fest der Liebe naht – ein zauberhaftes Zeichen, dass Weihnachten vor der Tür steht.
Doch der Dezember ist mehr als nur ein Monat des geschäftigen Treibens. Im Kirchenjahr befinden wir uns in einer besonderen Vorbereitungszeit, die wir Advent nennen. Advent, das aus dem Lateinischen für „Ankunft“ stammt, ist unsere Einladung, uns auf das Kommen Christi vorzubereiten. Wenn ein kleines Kind erwartet wird, bereitet sich die Familie auch monatelang auf die Ankunft des neuen Erdenbürgers vor. Doch Christus kommt nicht als hilfloses Baby zu uns, sondern als Licht in der Dunkelheit, als Hoffnung in unsere Herzen.
Wie aber bereiten wir uns auf dieses Licht vor? In unserer heutigen Sonntagsbibellesung aus Lukas 3,4 erhalten wir eine ebenso einfache wie tiefgründige Antwort auf die Frage, wie wir uns auf diese Ankunft vorbereiten können: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ Jedes Jahr am Adventssonntag gibt es eine Stimme, die uns aufzeigt, wie wir uns auf das Wesentliche vorbereiten können. Und es ist nicht Rudolf mit seiner roten Nase oder der gutherzige Weihnachtsmann – es ist Johannes der Täufer, der uns inspiriert. Dieser ungewöhnliche Mann hielt seine Gottesdienste mitten in der Wüste, sein Altar war der tiefe Sand am Jordan. Was verkündete er dort? Lukas 3,3 lässt es deutlich werden: „Er ging in die ganze Gegend um den Jordan und predigte: Lasst euch taufen und ändert euer Leben.“
Johannes, der den Beinamen „der Täufer“ trägt, ermutigte die Menschen zur Taufe und rief sie zur Umkehr auf. Was genau bedeutet es, umzukehren? Diese Umkehr ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Es bedeutet, den Kurs zu ändern – wie wenn Sie auf einer Straße fahren und plötzlich merken: „Uups, hier bin ich falsch abgebogen!“ Im Alltag glänzt die Umkehr durch die Erkenntnis: Es ist Zeit für einen Richtungswechsel. Johannes fordert uns heraus. Schauen wir einen Moment in unser Leben: Läuft alles rund oder gibt es Dinge, die ich verändern möchte oder sollte?
Die Umkehr ist dann wie ein Frühling für unsere Seele. Sie lässt uns wieder neu erblühen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Da bin ich mutig zu mich fragen: Was hält mich zurück? Welche alten Gewohnheiten möchte ich ablegen? An welchem Punkt will ich neu anfangen?
Diese Fragen helfen uns für einen Neuanfang. Eine persönliche Begegnung mit Christus. Um ihn zu empfangen, sind wir aufgefordert, unser Herz zu öffnen und Platz für das Göttliche zu schaffen. Johannes‘ Aufruf: „Bereitet dem Herrn den Weg!“, ist mehr als nur eine symbolische Handlung. Es ist eine Einladung, aktiv an unserer Beziehung zu Gott zu arbeiten. Welche Schritte werden Sie unternehmen, um Ihr Herz für Christus zu öffnen? Ich wünsche Ihnen eine besinnliche und gesegnete Adventszeit.
Ihr Pfarrer Anoop Antony, PG Blindheim
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