Bei der Bundestagswahl ist die CSU im Landkreis Dillingen klarer Wahlsieger. Erststimmenkandidat Ulrich Lange legte bei der Abstimmung am Sonntag deutlich zu. Der 55-jährige Nördlinger kam im Wahlkreis Donau-Ries, zu dem auch der Landkreis Dillingen gehört, auf etwa 45 Prozent (Stand 20.30 Uhr) und lag damit vor dem Zweitstimmenergebnis der CSU (41,2 Prozent). Deutlich abgestraft wurden die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP. Das Zweitstimmenergebnis der SPD lag im Landkreis Dillingen mit 8,8 Prozent um etwa sieben Prozentpunkte unter dem Ergebnis der Bundestagswahl 2021. Christoph Schmid dürfte es dennoch wieder über die bayerische SPD-Liste in den Bundestag geschafft haben. Die in Teilen rechtsextremistische AfD hat ihr Ergebnis im Landkreis verdoppelt. Die Grünen kamen auf 6,7 Prozent, die FDP nur noch auf 3,9 Prozent. Die Freien Wähler erhielten 6,3 Prozent, die Linke 3,8 Prozent und das BSW 3,1 Prozent.
Lange war nach dem Wahlsieg euphorisch. „Wir sind wieder zurück, die Ampel ist endgültig abgewählt“, stellte der Nördlinger fest. Die CSU sei wieder die bestimmende politische Kraft in Deutschland. Christoph Schmid war dagegen nicht gut gelaunt. „Klar, das Ergebnis ist schockierend, es war aber zu erwarten, wenn man sich die jüngsten Wahlumfragen angeschaut hat“, meinte der Sozialdemokrat.
Der Landtagsabgeordnete und CSU-Kreisvorsitzende Manuel Knoll ist am Wahlsonntag in einem Lokal in Nördlingen. Mit dabei ist auch Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz. Zu den ersten Hochrechnungen sagt Knoll: „Die Freude ist groß, die Union hat einen klaren Regierungsauftrag.“ Es sei jedoch ein Aber dabei, denn es stehe noch ein großes Fragezeichen dahinter, welche Regierung sich bilden kann. „Ich glaube, es wäre am sinnvollsten mit der SPD, weil es dabei noch die größten Schnittpunkte gibt.“ Dass die AfD so viele Stimmen abbekommen hat, überrascht den Landtagsabgeordneten nicht – „Leider nicht. Aber das sollte uns endlich zu denken geben.“ Das Ziel müsse es sein, dass die Union das wirtschaftliche Ruder herumreiße, damit die Menschen wieder zufrieden sind und Vertrauen in die Bundesregierung haben.
SPD-Unterbezirksvorsitzender Junkermann: „Da kann man nichts beschönigen“
„Man kommt im Moment an der AfD nicht vorbei“, sagte Peter Kappatsch. Er ist Kreisvorsitzender der Rechtsaußen-Partei und verbringt den Abend mit etwa 40 Gästen bei der Wahlparty im Bürgerbüro in Lauingen. Seine Partei hat bundesweit etwa 20 Prozent bekommen, hat ihr Ergebnis fast verdoppelt. Trotzdem sagte Kappatsch: „Bei dem Ergebnis waren wir etwas enttäuscht.“ Angesichts der Lage in Deutschland habe er sich ein paar Prozentpunkte mehr erhofft. Das Ergebnis im Landkreis sei hingegen „gigantisch“. In manchen Wahllokalen habe die AfD 50 Prozent der Stimmen erhalten. Als Kreisverband habe man also alles richtig gemacht, indem man viel Präsenz gezeigt habe. Auch persönlich habe er in den vergangenen Wochen viel Zuspruch erfahren, teilweise von völlig Fremden.


Der Dillinger SPD-Unterbezirksvorsitzende Niklas Junkermann war nach dem bundesweit historisch schlechten Abschneiden der Sozialdemokraten konsterniert. Das Resultat sei am unteren Ende dessen, was zu erwarten gewesen sei. „Das ist ein historisch schlechtes Ergebnis, da kann man nichts beschönigen“, sagte Junkermann. Er habe von Wählerinnen und Wählern oft den Satz gehört: „Ich habe Angst.“ Der SPD, so Junkermann, sei es nicht gelungen, mit ihren Antworten etwa auf die schwieriger werdende wirtschaftliche Lage durchzukommen. Die AfD liege bei etwa 20 Prozent, das sei „weniger als befürchtet“. Junkermann zeigte sich erleichtert, dass Schmid wieder in den Bundestag einziehen wird. „Das ist zumindest ein kleiner Erfolg.“
Grünen-Kreissprecherin von Heyden: „Einfache Antworten gibt es nicht“
Die Grünen-Kreissprecherin Angela von Heyden zeigte sich mit dem bundesweiten Ergebnis ihrer Partei zufrieden. „Wir haben natürlich ein wenig verloren, aber es ist nicht so dramatisch“, analysierte die Steinheimerin. Bei der Bundestagswahl 2021 hätten die Grünen 14,8 Prozent geholt, 2017 seien es aber 8,9 Prozent, und 2013 8,4 Prozent gewesen. Inzwischen liege die Partei deutlich vor den Liberalen, mit denen das Regieren in der Ampel sehr schwierig gewesen sei. Angela von Heyden gab sich kämpferisch: „Wir werden unsere Ziele weiter verfolgen, die Klimakrise hört nach dieser Bundestagswahl ja nicht auf.“ Von Heyden zeigte sich bestürzt, dass so viele Menschen, insbesondere auch im Landkreis, AfD gewählt haben. „Sie wollen einfache Antworten auf schwierige Fragen, die gibt es aber nicht.“
Was sagen die Freien Wähler im Kreis Dillingen?
Ähnlich kommentierte Ulrich Reiner, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, die ersten Wahlergebnisse. Er sagte: „Am positivsten finde ich die hohe Wahlbeteiligung.“ Er könne mit dem Ergebnis leben. Reiner findet aber auch deutliche Worte: „Die SPD hat das schlechteste Ergebnis seit 1890. Das zeigt deutlich, dass die Menschen eine Veränderung wollen. Das ist nicht nur ziemlich dramatisch für die Partei, sondern für ganz Deutschland.“ So könne man auch das Wahlergebnis für die AfD beurteilen. Es sei zu erwarten gewesen, dass dieses sehr hoch ausfalle. „Man darf aber nicht immer nur sagen, die AfD ist doof. Man muss mehr hinterfragen. Viele AfD-Wähler sind nicht rechts, sondern sind aus unserer gesellschaftlichen Mitte. Sie verstehen schlicht die aktuelle Politik nicht mehr.“
Reaktionen von der Kreis-FDP
„Es ist wie erwartet spannend – und bleibt es bis zum Schluss. Mein Gefühl sagt mir aber, dass wir es schaffen“, sagt Alois Jäger, Kreisvorsitzender der FDP. Kurz vor 19.30 Uhr hat seine Partei die Fünf-Prozent-Hürde noch nicht geschafft, Jäger hofft auf viele Briefwahlstimmen. „Heute Nacht wird man irgendwann sehen, ob es eine Regierung mit der FDP geben wird oder nicht. Der Neustart der FDP muss aber so oder so kommen“, sagt Jäger und weiter: „Wenn man um sechs Prozentpunkte fällt, muss man etwas verändern.“
Partystimmung bei den Linken im Landkreis Dillingen
Partystimmung herrscht dagegen bei Florian Leon und seinen Parteikollegen von „Die Linke“. „Wir sind glücklich und freuen uns wahnsinnig über das Ergebnis. Wir haben uns verdoppelt. Wir sind sehr begeistert“, sagt der Direktkandidat. Auch mit seinem persönlichen Ergebnis im Wahlkreis sei er „superzufrieden“. „Wenn die SPD mit ihrem Programm immer mehr vom Kern der Sozialdemokratie wegrückt, ist es klar, dass am Ende nichts mehr übrigbleibt“, so Florian Leon weiter. Dabei, das betont er deutlich, findet er das Wahlergebnis der AfD „ziemlich scheiße“. Es bereite allen Sorgen, aber: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Und wir Linken werden mit unseren Prozenten dagegen ankämpfen.“
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden