„Es schnieft und hustet im halben Landkreis“ – damit bringt es der Dillinger Apotheker Matthias Schneider auf den Punkt. In den Schulen und Kindergärten gibt es gerade zahlreiche Krankmeldungen, und auch von der Arbeit bleiben viele zu Hause. Jürgen Arnhardt, Hausarzt in Höchstädt, spricht von einer „massiven Infektwelle“. In seiner Praxis werden gerade viele Abstriche genommen – neulich hatte eine Patientin sogar Corona und Influenza gleichzeitig. Der Geschäftsführerin der Montessori-Schule zufolge sind die Ausfälle in diesem Jahr extremer als sonst. Ein Blick in den Landkreis Dillingen.
Ein Kindergarten in Wertingen erwartet an Fasching viele Kranke
Im Kindergarten Kunterbunt in Wertingen waren in der vergangenen Woche zeitweise bloß sieben von 18 Kindern da. „Fieber und Schnupfen“, nennt Erzieherin Karoline Braun die Gründe. Diese Woche seien wieder ein paar mehr Kinder gekommen. Doch auch am Personal geht das Kranksein nicht spurlos vorbei. „Wir sind normalerweise zu dritt“, sagt Braun, im Moment habe man einen Ausfall. „Da ist die Betreuung immer noch gut machbar.“ Die Erzieherin ist angesichts der vielen krankheitsbedingten Abwesenheiten nicht überrascht: „Das ist jedes Jahr so.“ Und auch während und nach Fasching werde es wohl wieder viele erwischen.
Prinzipiell sei es „Kaffeesatzleserei“, zu vermuten, wie sich die Grippewelle wohl weiter entwickle, sagt Hausarzt Arnhardt. Doch in der Tat könnten die Zahlen mit Fasching wieder „explosionsartig“ steigen. Wo im November und Dezember noch viele Lungenentzündungen behandelt wurden, sei es jetzt vor allem die Influenza. Für das Impfen sei es jetzt allerdings fast schon zu spät, da das Vakzin etwa zehn Tage brauche, bis es wirke. Der ideale Zeitpunkt sei im Oktober oder November.
An der Grundschule Dillingen muss der Unterricht teils entfallen und Klassen zusammengelegt werden
An der Grundschule Dillingen sind aktuell etwa zehn Prozent aller Kinder wegen Krankheit entschuldigt, wie Schulleiterin Martina Ott informiert. „Es sind zudem noch etliche Lehrkräfte krank“, fügt sie hinzu. Damit der Grundbetrieb weiter gewährleistet werden könne, fallen aktuell viele Förderstunden aus. Dadurch werden bei den Lehrkräften Kapazitäten frei, um in anderen Klassen zu vertreten. Zudem werden die Schüler einzelner Klassen auf andere aufgeteilt, dies geschieht in den dritten und vierten Jahrgangsstufen. Teils müssen Lehrkräfte sogar zwei Klassen gleichzeitig in nahe gelegenen Räumen betreuen. „Da muss man dann darauf vertrauen, dass die Klassen gut geführt sind und die Kinder mitarbeiten“, so Ott.
Ob es eine Grippewelle innerhalb der Schule sei, könne sie nicht sagen. „Wir bekommen ja keine Diagnose von den Eltern gestellt“, sagt Ott. Die Grundschule Dillingen kämpft seit Anfang Januar mit vermehrten Ausfällen; mal stärker, mal schwächer. Das Schulamt Dillingen habe ihr eine mobile Reserve zugewiesen, allerdings müssen alle Schulen im Landkreis Ausfälle kompensieren. „Ich hoffe, dass die Welle nach den Faschingsferien wieder abflacht“, sagt Ott.
Die Symptome sind unter anderem: Husten, Fieber, Schnupfen, Kopfweh
Auch die Montessori-Schule in Wertingen trifft die aktuelle Krankheitswelle massiv. Am Montag waren der Geschäftsführerin Sonja Spiegler zufolge 61 Schülerinnen und Schüler und vier Lehrkräfte krank. In der vergangenen Woche fehlten zeitweise sogar 75 Schüler – und das bei einer Gesamtzahl von 326 Schülern und 22 Lehrern. Was die Symptome sind? „Schlagartig hohes Fieber, Kopfweh, Husten, Schnupfen“, zählt Spiegler auf. „Das ist diesmal eine richtige Welle durch alle Jahrgangsstufen“, sagt die Geschäftsführerin. Dass zu dieser Jahreszeit 20 bis 30 Schülerinnen oder Schüler fehlen, sei man gewohnt – doch die jetzigen Zahlen seien extrem. Deshalb lasse man in der Schule derzeit wieder Luftreiniger laufen, die man noch gut aus Coronazeiten kenne.
Von jetzt auf gleich schwer krank, sehr hohes Fieber – Hausarzt Arnhardt zufolge ein Zeichen für Influenza. In diesem Fall sollten Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich zu einem Arzt gehen, damit sie rechtzeitig entsprechende Medikamente einnehmen können. Dann sei die Krankheit „nach zwei bis drei Tagen vorbei“ – ansonsten könne die Genesung mehrere Wochen andauern.
Ein Hausarzt und ein Apotheker sprechen über Grippe und Erkältungen
Auch Apotheker Matthias Schneider spricht von einer heftigen Infektwelle, meist durch Viren hervorgerufen. Wichtig sei, die Symptome zu bekämpfen – und vor allem, dem Körper Ruhe zu gewähren. Das bestätigt Hausarzt Arnhardt. Wenn man die Infekte nicht auskuriere, könne es zu Schwierigkeiten im Herz- und Lungenbereich kommen. „Das sind keine Bagatellerkrankungen“, so Schneider. Arnhardt warnt seine Patienten – „gerade die jungen Fußballer“ – davor, zu früh wieder Sport zu machen. Mindestens eine Woche nach der Erkrankung sollte man warten, egal ob Durchfall oder grippaler Effekt. Ansonsten drohe eine Herzmuskelentzündung, die im schlimmsten Fall sogar tödlich enden könne.
Dass es im Januar und Februar Erkältungs- und Grippewellen gebe, sei Apotheker Schneider zufolge normal. Als Nächstes werde es zu mehr Erkrankungen mit dem Norovirus kommen. „Wir warten auf den anstehenden Magen-Darm-Infekt.“ Größere Lieferprobleme von Arzneimitteln gebe es im Landkreis Dillingen aktuell nicht. „Manchmal sind einzelne Produkte stark nachgefragt, aber diese sind dann am nächsten Tag wieder verfügbar.“
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