In den Eisdielen dürfte man sich dieser Tage freuen, auch in den Freibädern und an den Seen im Landkreis ist einiges los – und doch liegt etwas Unbehagliches in der Luft. An diesem Samstag soll das Thermometer zumindest in Teilen des Landkreises über die 30-Grad-Marke klettern. Was früher als heißer Sommertag gefeiert wurde, ist heute ein Warnsignal. Denn die Hitzetage werden häufiger, extremer – und gefährlicher.
Wetterbeobachter Benjamin Grimm erwartet für Samstag Temperaturen über 30 Grad – und das „wahrscheinlich im ganzen Landkreis“, wie er sagt. Am Sonntag werde es schwül und drückend, wahrscheinlich komme es zu Gewittern. Immerhin: Was die Niederschlagsmenge angeht, befinde sich die Region für einen Juni im Soll-Bereich. Die Entwicklung im Kontext der Klimakrise nennt der Lauinger besorgniserregend. „Wir bleiben bei den Durchschnittstemperaturen auf einem hohen Niveau.“ Die Wetterstation in Fristingen habe im vergangenen Jahr allein 16 Hitzetage gemessen. „Die 40 Grad werden in Zukunft in Deutschland öfter fallen“, ist Grimm überzeugt. Vor allem im Südwesten, der Landkreis komme aber wahrscheinlich besser weg.
Die Zahl der Hitzetage im Landkreis Dillingen nimmt zu
Die Zahl der heißen Tage, also der Tage mit Temperaturen über 30 Grad, nimmt immer mehr zu. Daten des Deutschen Wetterdiensts zeigen: Zwischen 1961 und 1990 gab es in Dillingen durchschnittlich 3,6 Hitzetage im Jahr. Zwischen 1991 und 2020 waren es 10,6. Zwischen 2015 und 2024 gab es im Schnitt sogar 16,5 Hitzetage pro Jahr. Diese Entwicklung hat auch Folgen für die Gesundheit: „Die Veränderungen unseres Klimas sind beunruhigend und betreffen uns alle. Es ist wichtig, sich auf die steigenden Temperaturen vorzubereiten und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen“, sagt etwa die Leiterin des Dillinger Gesundheitsamts, Dr. Uta-Maria Kastner. Bei Hitze könne das körpereigene Kühlsystem überlastet werden. Die Folge: Regulationsstörungen und Kreislaufprobleme. Typische Symptome seien Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung und Benommenheit.
Auf das Thema hat jüngst auch eine Studie des Umweltbundesamtes hingewiesen, laut derer es in den vergangenen beiden Sommern jeweils etwa 3000 Hitzetote in Deutschland gegeben hat. Belastbare Zahlen für den Landkreis Dillingen gibt es laut Kastner diesbezüglich nicht. Sie appelliert aber, dass man das Thema ernst nehmen müsse, auch weil Intensität und Häufigkeit extremer Hitzeereignisse stark zunähmen. „Es ist damit zu rechnen, dass sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen wird.“

Gefährlich kann die Hitze laut Kastner für ältere Menschen werden, für Schwangere, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personen, die im Freien arbeiten und keinen ausreichenden Schutz vor der Hitze haben. Kinder und Säuglinge zählen ebenfalls zur gefährdeten Gruppe, weil ihre Kühlmechanismen nicht voll ausgeprägt sind und sie weniger Flüssigkeitsreserven haben. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 zeigt außerdem, dass Hitze ein großer Risikofaktor für Fehlgeburten, zu geringes Geburtsgewicht und für die allgemeine Gesundheit von Neugeborenen darstellt.
Was also tun? Wetterbeobachter Grimm setzt auf Schatten und wenig Sport, wenn es heiß ist. Außerdem empfiehlt er: „Auf keinen Fall die Fenster schließen. Man muss für Durchzug sorgen.“ Gerade in Altenheimen sei das wichtig. Kastner sagt: „Viel trinken: Wasser, ungesüßte Tees oder Fruchtsäfte helfen, den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten.“ Außerdem solle man sich nicht in der prallen Sonne aufhalten, auf Sonnenschutz wie Kopfbedeckung und Sonnencreme achten, anstrengende Aktivitäten vermeiden oder diese auf die Morgen- und Abendstunden verschieben. Beim Gesundheitsamt habe man insofern reagiert, als Warnungen des Deutschen Wetterdiensts an medizinische Einrichtungen weitergegeben würden. Diese seien aufgefordert, einen Hitzeplan mit Maßnahmen zu erarbeiten.
Was wurde aus dem Hitzeaktionsplan für den Landkreis Dillingen?
Doch es braucht mehr, um sich an die neuen Bedingungen der Klimakrise anzupassen. So hat die Gesundheitsministerkonferenz 2020 beschlossen, dass die Landkreise bis 2025 Hitzeaktionspläne erarbeiten sollen. Diese sollen die Folgen von extremer Hitze effizient kommunizieren und für angepasstes Verhalten sorgen. Außerdem sollen so Maßnahmen geplant werden, die die Hitzebelastung in Städten und für vulnerable Gruppen reduzieren. Als der Aktionsplan vor zwei Jahren den Bürgermeistern im Kreis präsentiert wurde, erntete das Gesundheitsamt allerdings vor allem Kritik. Hans Kaltner aus Buttenwiesen und Mirjam Steiner aus Syrgenstein beklagten sich über die Mehrarbeit für ihre Verwaltungen.
Heute sagt Kastner: „Wir sind im Landkreis bereits auf einem guten Weg der Hitzeplanung.“ Sie verweist unter anderem auf viele ausgewiesene Trinkwasserbrunnen im Landkreis. Auf der Website www.trinkwasser-unterwegs.de gibt es eine Übersicht. Dort sind für den Landkreis fünf zu sehen, alle im Dillinger Stadtgebiet. Allerdings dürften dort nicht alle Stationen gemeldet sein. In diesem Sommer soll laut Kastner außerdem über die „Refill-Aktion“ der einfache und kostenlose Zugang zu Trinkwasser etwa in Geschäften ermöglicht werden.
Für den Rest der Pfingstferien hat Wetterbeobachter Grimm übrigens positive Nachrichten: Montag werde ein Übergangstag, danach rückt ein stabiles Hoch an, das wenig Niederschlag und Temperaturen zwischen 25 und knapp unter 30 Grad bringt. „Nicht zu heiß, richtiges Sommerwetter“, sagt er.
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