Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Dillingen: Wie das Mooseum Bildung und Moorschutz zusammenbringt

Landkreis Dillingen

Wie das Mooseum Bildung und Moorschutz zusammenbringt

    • |
    • |
    • |
    Reinhold Wilhelm ist Vorsitzender des Fördervereins der Umweltstation Mooseum in Bächingen. Sein Ziel: Junge Menschen ermutigen, selbst aktiv zu werden.
    Reinhold Wilhelm ist Vorsitzender des Fördervereins der Umweltstation Mooseum in Bächingen. Sein Ziel: Junge Menschen ermutigen, selbst aktiv zu werden. Foto: Heiko Grandel

    Herr Wilhelm, Sie sind Fördervereins-Vorsitzender des Mooseums in Bächingen. Warum setzt sich die Umweltstation für den Schutz der Moore in der Region ein?
    REINHOLD WILHELM: Weil Moore zu den wichtigsten und effektivsten Klimaschützern gehören. Das liegt daran, dass sie Kohlendioxid speichern, und zwar deutlich mehr als Wälder. Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Außerdem sind sie ein extrem wertvolles Ökosystem für Tiere und Pflanzen, die nur in dieser Landschaft überleben können.

    Und warum sind die Moore in Gefahr?
    WILHELM: Moore wurden in der Vergangenheit entwässert, um Torf abzubauen oder sie landwirtschaftlich zu nutzen. In Bayern gelten nur noch etwa fünf Prozent der Moore als naturnah. Diese Entwicklung ist fatal hinsichtlich der Klimaveränderung. Denn Moore können Kohlenstoffdioxid nur speichern, wenn sie nass sind. Werden sie ausgetrocknet, entsteht der gegenteilige Effekt und das gebundene CO₂ wird freigesetzt. Das sorgt für die Erderwärmung, die immer weiter voranschreitet. Unser aller Lebensraum ist dadurch akut gefährdet.

    Auch so kann Bildung hautnah aussehen.
    Auch so kann Bildung hautnah aussehen. Foto: Mooseum

    Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie für den Moorschutz?
    WILHELM: Unsere Aufgabe liegt in der Bildung. Den Zusammenhang zwischen CO₂-Speicherung und -Emission in den Mooren bildhaft zu erklären ist das eine, im Moor selbst die Tiere und Pflanzen zu erleben, das andere. Wir fahren also mit Gruppen direkt ins Gundelfinger Moos. Das Moos-Mobil ist ein Traktor mit Anhänger, in dem eine Schulklasse Platz findet. Vor Ort sind die Kinder und Jugendlichen von den Exmoor-Ponys und schottischen Hochlandrindern begeistert. Wie selbstverständlich nehmen sie Rücksicht auf geschützte Gebiete, verstehen die Zusammenhänge und vor allem die Wichtigkeit des Naturschutzes. Zudem arbeiten wir eng mit unseren Partnern zusammen, die im Moorschutz aktiv sind. Mit Donautal-Aktiv veranstalten wir dieses Jahr im September einen gemeinsamen Landschaftspflegetag, bei dem alle eingeladen sind, mitzumachen. Mit der Arge-Donaumoos realisieren wir seit vielen Jahren ein Inselpflegecamp, bei dem Jugendliche eine Woche zelten, aktiv im Naturschutz arbeiten und Brutplätze für Lachmöven frei machen. Wir arbeiten nach den Grundsätzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung, wollen also die Selbstwirksamkeit fördern. Das eigene Erleben steht im Vordergrund.

    Was ist Ihr Ziel?
    WILHELM: In den vergangenen fünf Jahren wirken viele Kinder unsicherer und gestresster. Unser Ziel ist es, ihnen Handlungsoptionen aufzuzeigen und sie zu ermutigen, aktiv zu werden. Denn junge Menschen brauchen das Gefühl, etwas tun zu können und äußeren Umständen nicht nur ausgeliefert zu sein. Wenn sie Zusammenhänge verstehen und erkennen, dass sie selbstbestimmt verantwortungsvoll handeln können, fällt es ihnen auch leichter, schwierige Situationen zu meistern.

    So sieht das „Moos-Mobil“ von innen aus.
    So sieht das „Moos-Mobil“ von innen aus. Foto: Heiko Grandel

    Wie erreichen Sie Kinder und Jugendliche?
    WILHELM: Wir arbeiten eng mit Schulen und Kindergärten zusammen. Darüber hinaus finden das ganze Jahr Workshops, Familienaktionstage und drei Großveranstaltungen statt. Außerdem konnten wir über die Jahre wertvolle Kooperationen aufbauen, im Rahmen derer die Kinder und Jugendlichen regelmäßig zu uns oder wir zu ihnen kommen. Etwa mit der Bachtal-Grundschule und Schulen aus dem Landkreis Donauwörth. Auch im Kindergarten und der Grundschule Bächingen sind wir seit fünf Jahren fester Bestandteil. Mindestens ein Mal pro Monat kommen die Kinder zu uns und gestalten mit uns ihren Vormittag: Von Naturfarben selbst herstellen, Papier schöpfen, filzen, Getreide mahlen und selbst Brot backen bis hin zum Tümpeln und Toben auf unserem Wasserspielplatz. Das Klimaschutzbüro Günzburg ermöglicht jedes Jahr vier Kindergärten, zehn Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen die Buchung unseres Klima-Mobils. Schon seit zwölf Jahren gibt es die Ganztagsklassen mit der Mittelschule in Gundelfingen. Im zweiten Schulhalbjahr werden jeweils fünf Einzelprogramme durchgeführt. Und die Gemeinde Dischingen fördert das Öko-Werk, wo junge Erwachsene ein Wochenende aktiv im Naturschutz arbeiten. Besonders schön an den Kooperationen ist, dass die Gruppen und Klassen öfter zu uns kommen und wir einander gut kennenlernen. Die Kinder verlieren ihre Unsicherheit und bringen sich noch stärker mit ihren Ideen und Anregungen ein. Und sie nehmen natürlich auch viel mehr mit, denn ihre Erfahrungen im Mooseum sind mit Emotionen verknüpft.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden