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Lauingen: Zum 300. Geburtstag Johann Enderles: Kein anderer hat nach Lauingen so viel Farbe gebracht

Lauingen

Zum 300. Geburtstag Johann Enderles: Kein anderer hat nach Lauingen so viel Farbe gebracht

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    So sieht eines der Werke von Enderle in der Lauinger Johanneskirche aus, die seit Jahren sich selbst überlassen ist.
    So sieht eines der Werke von Enderle in der Lauinger Johanneskirche aus, die seit Jahren sich selbst überlassen ist. Foto: Hermann Müller

    Kein anderer hat zu seinen Lebzeiten so viel Farbe in die Stadt Lauingen gebracht, und dies mit so viel Kunstfertigkeit, wie der Maler Johann Baptist Enderle. Am 15. Juni jährt sich sein Geburtstag zum 300. Mal. Zur Welt kam er in Söflingen bei Ulm, mit 30 Jahren wurde er Bürger in Donauwörth und blieb es bis zu seinem Tod im Jahr 1798.

    Seine Kunst entwickelte er zunächst unter dem Einfluss seines Onkels Anton und als Mitarbeiter des Weißenhorners Franz Martin Kuen (1719-1771). Dieser hatte seine Ausbildung in Augsburg bei Johann Georg Bergmüller (1688–1762) genossen, bei einem dreijährigen Italienaufenthalt aber auch prägende Einflüsse durch den bedeutenden Venezianer Barockmaler Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) aufgenommen. Zeichnungen, die er von dort mitbrachte, konnte Enderle nicht nur bei ihm studieren, sondern danach auch „zitatweise“ in seine eigenen Kompositionen einarbeiten. Auch zu Enderles verfeinerter Farbkultur dürften venezianische, durch Kuen vermittelte Impulse beigetragen haben.

    Prägende Einflüsse für seine Kunst gewann Enderle unter anderem in Italien. Hier sind Maria und Heilige zu sehen – Beispiele für die Malweise und die delikate Farbigkeit Johann Baptist Enderles
    Prägende Einflüsse für seine Kunst gewann Enderle unter anderem in Italien. Hier sind Maria und Heilige zu sehen – Beispiele für die Malweise und die delikate Farbigkeit Johann Baptist Enderles Foto: Hermann Müller

    Als 1770 Johann Anwander, sozusagen der „Lokalmatador“ unter den damaligen Lauinger Malern, starb, konnte Enderle, auf seinem Niveau nunmehr konkurrenzlos, die städtischen Aufträge der kommenden Jahre für sich gewinnen. Es wurden sechs an der Zahl: beginnend mit der Friedhofskirche St. Johannes (1771), und endend mit der Herrgottsruhkapelle und der Augustinerkirche (beide 1791/92). Die Ausmalung dieser drei Sakralbauten ist noch gut erhalten. Verschwunden sind dagegen Wandmalereien in der Stadtpfarrkirche, am Schimmelturm und an der Fassade der Kannenwirtschaft. Von den Fresken in St. Martin konnte man 1955 während der Kirchenrenovierung kurzzeitig noch Reste sehen – Ältere mögen sich noch daran erinnern. Von der Schimmelturmbemalung geben weiterhin einen Eindruck die Kopien Hans Thurners im Heimathaus.

    Mit immerhin drei verbliebenen Kirchen-Freskierungen hat Lauingen das reichste Enderle-Erbe an einem einzigen Ort – ein guter Grund, anlässlich seines Geburtsjubiläums bewusst an seine Leistungen zu erinnern; an einen Künstler, der schon bei Zeitgenossen als ein in Süddeutschland „berimter(!) Meister“ gegolten hat und heute als einer „der liebenswürdigsten Maler des bayerisch-schwäbischen Rokoko“ (Georg Paula) geschätzt zu werden verdient.

    Lauingen hat schon vieles von Johann Baptist Enderle verloren. Umso größer sollte die Sorge sein, zu schützen und zu bewahren, was er zum unverwechselbaren historischen Erscheinungsbild der Stadt beigetragen hat.

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