Der Lauinger Weinberg kommt dieser Tage in ungewöhnlichem Kleid daher. Das Unkraut wuchert, sowohl am Hang als auch davor im Bach. Und auch im 1. Lauinger Winzerverein ist die Stimmung durchwachsen. Denn, dass die Mitglieder sich nicht mehr so rege um ihren Weinberg kümmern, hat seinen Grund: Der Lauinger Weinberg ist wohl bald keiner mehr.
Vor einigen Wochen haben die Mitglieder des Winzervereins eine Nachricht erhalten, die sie bitter enttäuscht hat. Aus dem Nichts habe man dem Verein mitgeteilt, dass der Pachtvertrag für ihren Weinberg nicht verlängert werde – ohne eine Angabe von Gründen. So schildert es die Vorsitzende, Gerlinde Bolsinger. Der Vertrag habe seit 2006 bestanden, allerdings war auch viele Jahre vorher schon Wein dort angebaut worden. Der Verpächter selbst äußert sich auch auf mehrfache Anfrage unserer Redaktion nicht.
Die Lauinger Winzer haben einen neuen Standort gefunden
Für den Winzerverein, der aus den Trauben, die am Weinberg wachsen, das Lauinger Schlitzohr bereitet, war die Nachricht eine Überraschung und ein herber Schlag. In den vergangenen Jahren habe man mehrere tausend Euro in die Sanierung des Geländes investiert, Sponsoren aktiviert, viel Arbeit reingesteckt – laut Bolsinger in Absprache mit dem bisherigen Verpächter und gemäß Pachtvertrag. Der Hang musste gesichert werden, sonst wäre er womöglich abgerutscht. Auch ein Geländer wollten die Winzer noch anbringen lassen, die Einzelteile liegen bereits am Fuß des Hügels. Jetzt stellt sich heraus, dass die Mühen der vergangenen Jahre umsonst waren. Vor ein paar Wochen, sagt Zweiter Vorsitzender Roland Märkl, habe man noch Unkraut entfernt. Inzwischen sei das sinnlos. Auch den Bach am Rosenmühlweg und den linken Teil des Hangs, der nicht mit Weinreben bewachsen ist, hatten die Winzer immer gepflegt – freiwillig, wie sie sagen. Jetzt wuchert auch hier wildes Gewächs. Doch nicht nur das: Der Verein versteht sich auch als Wahrer lokaler Geschichte und Kultur. Immerhin werde seit der Römerzeit in Lauingen Wein angebaut. Es drohte also das bittere Ende einer langen Tradition.
Die Vereinsmitglieder ihrerseits ziehen aus der Nachricht Konsequenzen. Sie haben wochenlang nach einer neuen Bleibe für ihre Reben gesucht. Denn Aufgeben war für sie keine Option. „Unsere Geschichte und der Weinanbau sind es wert, bewahrt zu werden“, sagt Bolsinger. Zwischen 60 und 70 Pflanzen finden sich am Weinberg, einige sehr alte. 25 Reben waren 2013 zudem von Lauingens Partnerstadt Segré gesponsert worden. Und nun zur guten Nachricht dieser Geschichte: Seit Dienstag haben die Winzer einen neuen Ort für ihr liebstes Hobby. Walter Manz, Vorstand der Elisabethenstiftung, hat den Winzern eine Fläche am Schloss zur Verfügung gestellt. „Statt eines Weinberges haben wir jetzt einen Weingarten am Schlossberg“, teilt Bolsinger mit. Und das direkt neben den Schlossbienen, die Manz dort hält.
Die Geschichte des Weinbaus in Lauingen geht bis in die Antike zurück
Bolsinger ist froh und dankbar für den neuen Standort und die Hilfe vonseiten der Elisabethenstiftung. Die neue Fläche sei in gewisser Hinsicht sogar besser als die alte: Das Gelände ist flach und leicht begehbar, es gibt Räumlichkeiten, Strom und Wasser. „Wir verbessern uns sogar.“ Und dennoch: Das Geld, das man in den alten Weinberg gesteckt habe, sei weg. „Das ist einfach nur enttäuschend.“
In den kommenden Wochen und Monaten wollen die Winzer Stück für Stück in den Weingarten am Schlossberg umziehen. Und es gebe ja noch weitere Stellen, an denen man Weinreben angepflanzt habe. „Die Weinlieferung für dieses Jahr ist also gesichert“, witzelt Bolsinger. Die Geschichte des Weinbaus in Lauingen nimmt also kein Ende. Sie geht weiter – und das an einem geschichtsträchtigen Ort.
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